Im neuen Areal Brenzquell-Höfe

Wie Königsbronn wieder eine Gastronomie erhalten soll

In der Königsbronner Ortsmitte soll nicht nur Wohnbebauung errichtet werden, sondern auch ein Hotel mit 50 Zimmern und ein dazugehöriges Restaurant. Die zukünftigen Betreiber sind in der Gemeinde Königsbronn keine Unbekannten.

Wie wohl in den allermeisten Gemeinden in Baden-Württemberg gibt es auch in Königsbronn das Bedürfnis nach neuem Wohnraum. Eine Sache treibt die Bürgerinnen und Bürger dort aber mindestens ebenso sehr um: Seit längerer Zeit schon gibt es keine Gastronomie in Form eines Wirtshauses mehr im Ort. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wurde nun bekannt, dass diese zwei Probleme in den kommenden Jahren auf einen Streich gelöst werden könnten.

Denn das Areal „Brenzquell-Höfe“, für das in der Sitzung der Bebauungsplan aufgestellt wurde, soll nicht nur sieben Gebäude mit Wohnungen enthalten, sondern auch zwei Häuser, gelegen gegenüber von Rössle und Fabrikantenhaus, die ein Hotel mit 50 Zimmern und einem Restaurant beherbergen sollen. Betreiben wollen es Andreas und Anna Widmann, die mit „Widmanns Albleben“ in Zang bereits Erfahrung in der Gastronomie und Hotellerie besitzen.

Andreas Widmann bekam während der Sitzung auch Gelegenheit, seine Pläne selbst vorzustellen. Und die stellten sich als ambitioniert heraus: „Die Basis und das Herz des Ganzen ist der gastronomische Betrieb“, sagte Widmann. Man wolle hierbei nicht versuchen, den Löwen in Zang zu kopieren, sondern eine gute und bezahlbare Gastronomie mit regionaler schwäbischer Küche schaffen.

Ein Raum mit vielen Nutzungen

Im Erdgeschoss sollen die beiden Häuser des Hotels verbunden sein, dort will Widmann eine Art Markthalle einrichten. „Hier soll sich alles vermischen und Platz für Einheimische und Gäste sein.“ Morgens könne dort das Frühstück serviert werden, Tagestouristen sollen dort jederzeit kleine Speisen erhalten und verzehren oder mit in den Biergarten auf der anderen Straßenseite nehmen können. Ziel ist laut Widmann ein Konzept, das „nicht nur während der Peaks funktioniert“, sondern das ganze Jahr.

Für Geschäftsreisende und die Firmen in der Umgebung sind Tagungsräume angedacht, und von der Nähe zur Hammerschmiede verspricht sich Widmann Synergien mit dort stattfindenden Hochzeiten. Zum Beispiel würden sich die 55 Zimmer des Hotels, die sich nur in der Größe voneinander unterscheiden sollen, als Übernachtungsmöglichkeit anbieten. „Ganz wichtig ist, dass da immer etwas los ist“, sagt er über das geplante Areal.

Widmann ging auch auf den Wunsch vieler Gemeinderäte ein, die immer darauf gehofft hatten, dass das Rössle nochmal eine Nutzung bekommt. Der Umbau des Gebäudes zu einer modernen Gastronomie wäre für einen privaten Investor schlicht zu teuer, gab Widmann zu bedenken. Wenn es jedoch in der Zukunft je Sinn ergeben würde, das Rössle in das neue Quartier mit einzubeziehen, wäre er dabei.

Widmann dankte der Gemeindeverwaltung für die gute Zusammenarbeit bis zu diesem Punkt. „Die Ärmel hochkrempeln und machen, das funktioniert in Königsbronn“. Man habe diesen Sachverhalt auch schon beim Pop-Up-Biergarten am Brenzursprung gesehen. „Wenn die öffentliche Hand Rahmenbedingungen schafft, und private Unternehmer handeln dürfen, dann wird was aus Gastronomie; nicht aber, wenn die öffentliche Hand den Privatunternehmer spielt, wie man es anderswo sieht“, fügte Widmann noch hinzu.

Blick in Richtung „Rössle“: Dort, wo aktuell noch Kies den Boden deckt, sollen ab 2026 die Bagger rollen. Markus Brandhuber

Kleine, energieeffiziente Wohnungen

Die Nutzung der restlichen Gebäude auf dem Areal erklärte Alexander Streit vom Stuttgarter Unternehmen Godel Bau, das als Investor und Bauherr auftritt: Zusätzlich zu den zwei Gebäuden, die von den Widmanns genutzt werden sollen, sind zwei weitere Stadthäuser mit Satteldach entlang der Brenzquellstraße geplant, die Wohnungen enthalten sollen. Gegenüber davon und angrenzend an das Gebiet des ehemaligen Klosters sind fünf Mehrfamilienhäuser geplant, auch diese enthalten ausschließlich Wohnungen. Ein letztes Gebäude, für das man laut Streit noch keine Nutzungsform festgelegt hat, soll im Norden den Abschluss bilden.

„Wir wissen, dass der Wohnungsmarkt aktuell schwierig ist. Was trotzdem funktioniert, sind kleine Wohnungen mit EH40“, sagte Streit. Durch den energieeffizienten Gebäudestandard gebe für Käufer Darlehen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Wem eine der Wohnungen zu klein sei, der könne auch eine zweite kaufen und dafür einen zweiten Kredit erhalten.

Auch zum Zeitplan äußerte sich Streit: „Jetzt startet die Entwurfs- und Genehmigungsplanung, der Baustart wäre dann idealerweise im Herbst 2026.“ Mit der Fertigstellung sei in dem Fall im Jahr 2028 zu rechnen. Die Gebäude des Hotels sollen im Eigentum von Godel Bau bleiben, die Mehrfamilienhäuser sollen in den Vertrieb gehen.

Er selbst freue sich schon auf das Projekt, sagte Streit. „Wir können hier etwas Tolles schaffen, zwischen historischen Gebäuden und zwei Flussläufen.“ In Königsbronn gebe es „Charme und Lebensqualität, die man nicht so schnell woanders findet.“

Lob für Mut und Kreativität

Ähnlich enthusiastisch wie Streit waren nach seinem Vortrag auch die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, die sich reihenweise zu Wort meldeten. Wolfgang Lutz (SPD) sprach von einem „grandiosen Projekt“ und freute sich darüber, dass so viel privatwirtschaftlicher Mut gezeigt werde. Jörg Esslinger (Bürgerliche Liste & CDU) bezeichnete es sogar als „eierlegende Wollmilchsau“. Und weiter: „Wir bekommen alles, was wir uns erträumt haben.“

Bei jeder von ihm ausgerichteten Führung werde er gefragt, so Engelbert Frey (SPD), wo man denn nun in Königsbronn zum Essen gehen könne. „Jetzt kann ich sagen, dass es in Zukunft etwas Passendes geben wird.“ Jens Gründel (Bürgerliche Liste & CDU) gab zu Protokoll, dass ihn immer die Parkplatzsituation umtreibe, er aber darauf vertraue, dass Godel Bau eine kreative Lösung finden werde.

Königsbronns Bürgermeister Jörg Weiler lobte die Arbeit seiner „aktiven Verwaltung“, die viel mit vielen Beteiligten gemacht habe, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Menschen, die an Wohnungen auf dem neuen Areal interessiert sind, forderte er auf, sich bereits jetzt bei Godel Bau zu melden, denn eine gute Vorvermarktungsquote helfe dem Projekt.

Bebauungsplan beschlossen

In der jüngsten Sitzung des Königsbronner Gemeinderats wurden auch die zum Bebauungsplan Brenzquellhöfe eingegangen Stellungnahmen gehört und der Bebauungsplan vom Gemeinderat einstimmig beschlossen. Bernhard Täubert vom Planungsbüro Kolb gab bekannt, dass man das Areal als urbanes Gebiet definiert habe, was mehr Freiräume ermögliche als ein klassisches Wohngebiet. Als freiwillige Leistung der Gemeinde werde der Leerausbach, der momentan noch verdolt ist, freigelegt. Das sei sowohl besser für den Hochwasserschutz als auch für die Artenvielfalt. Für die Autos der zukünftigen Wohnungsbesitzer sieht der Bebauungsplan eine Tiefgarage vor.

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