Zu geringe Schülerzahlen

Das Aus für die Königsbronner Eichhaldeschule ist beschlossene Sache

Das Aus für die Königsbronner Eichhaldeschule ist endgültig. Mit welchen Argumenten der Gemeinderat überzeugt werden konnte.

Wenn am 30. Juli, dem letzten Schultag vor den Sommerferien, die 27 Jungen und Mädchen die Eichhaldeschule verlassen, wird Ruhe einkehren in dem Gebäude im Norden Königsbronns. Denn diese Grundschülerinnen und Grundschüler werden die letzten sein, die hier unterrichtet wurden. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung bei nur einer Gegenstimme beschlossen, die Außenstelle der Brenzschule endgültig zu schließen.

Hintergrund und Grundlage dieser Entscheidung ist die Tatsache, dass die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren extrem rückläufig waren. Wie die stellvertretende Hauptamtsleiterin Kirstin Bosch dem Gremium erläuterte, besuchten im Schuljahr 2016/17 noch 74 Kinder die Eichhaldeschule, im aktuellen Schuljahr sind es nur noch 27 - über alle vier Klassen verteilt. Die Bevölkerungsberechnung des Statistischen Landesamts gehe nicht von steigenden Schülerzahlen aus. Im Schuljahr 2016/17 seien noch 32,5 Prozent aller Königsbronner Grundschüler an der Außenstelle unterrichtet worden, derzeit seien es nur noch knapp zwölf Prozent. „Der Rückgang ist kontinuierlich, seitdem die internen Schulbezirke aufgelöst wurden und die Eltern frei wählen können, wo ihre Kinder unterrichtet werden sollen“, so Bosch.

Die Rektorin der Georg-Elser-Schule, Karin Waluga, untermauerte diese Zahlen: Fürs kommende Schuljahr lägen lediglich drei Anmeldungen für Erstklässler vor. Damit würde sich die Gesamtzahl der Kinder an der Eichhaldeschule im kommenden Schuljahr auf 26 reduzieren. Das wiederum würde bedeuten, dass im neuen Schuljahr alle Schülerinnen und Schüler über die vier Klassenstufen hinweg gemeinsam unterrichtet werden. Die Rektorin ging auch auf die Unterrichtssituation ein: Immer wieder hätten die Eichhalde-Schüler in der Brenzschule unterrichtet werden müssen, weil Lehrkräfte an der Außenstelle ausgefallen seien, zuletzt sei das im Februar der Fall gewesen. Diese Wechsel seien auch für die Schüler nicht gut. Würden alle Köngisbronner Grundschulkinder an der Brenzschule unterrichtet, sei es viel einfacher möglich, den Ausfall von Lehrkräften zu kompensieren. „Ein weiteres Problem an der Eichhaldeschule ist, dass aufgrund der geringen Schülerzahlen jedes Jahr erneut die Jahrgangsmischung ein Thema ist.“ Waluga sprach auch die Vorteile der Ganztagesschule an der Brenzschule an, die schon jetzt von manchen Kindern der Eichhaldeschule genutzt werde.

Die bauliche Situation des Schulstandorts schilderte Ortsbaumeister Jörg Bielke. Die Außenstelle wurde im Jahr 1966 erbaut, seitdem sei das Gebäude nie umfassend renoviert worden, habe man nur notwendige Sanierungen vorgenommen. Wolle man die Eichhaldeschule weiter betrieben, sei eine Generalsanierung unumgänglich.

Elternvertreterin Melanie Acri erhielt in der Sitzung die Gelegenheit, sich namens der von der bevorstehenden Schließung betroffenen Eltern zu äußern: „Die Eichhaldeschule bietet 27 Kindern einen sicheren Hafen“, sagte Acri, die sich gegen die Schließung positionierte. Der Gemeinde warf sie vor, den Standort Eichhalde sehr stiefmütterlich behandelt und nie beworben zu haben. Am Tag der Schulanmeldung für das kommende Schuljahr sei die Schule sogar geschlossen gewesen. „In der Diskussion werden bewusst Fakten unterschlagen und Unwahrheiten verbreitet“, so Acri. Durch politische Passivität sei eine Entwicklung des Standorts boykottiert worden.

In der Diskussion werden bewusst Fakten unterschlagen und Unwahrheiten verbreitet.

Melanie Acri, Elternvertreterin

Viele Eltern wollten ihre Kinder gerade aufgrund der geringen Größe an der Eichhaldeschule unterrichten lassen. „Nicht jedes Kind ist für eine Ganztagesschule geeignet. Die Eichhalde ist ein Vorzeigemodell für Integration und Inklusion“, so Acri. Sie appellierte an die Gemeinderäte, sich besser zu informieren, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

Viel Diskussion im Gemeinderat

Dass die sich ihre Meinungsbildung nicht leicht machten, wurde in der Diskussion deutlich. Jörg Esslinger (Bürgerliche Liste & CDU) erklärte, dass für ihn die Vorteile einer Schließung überwiegen. Zwar werde der Schulweg für manche Kinder länger, aber für die Gesamtheit der Königsbronner Grundschüler verbessere sich die Situation. „Jedes Ende ist auch ein Anfang“, so Esslinger. Claudia Gambuti (SPD) sprach sich ebenfalls für die Schließung aus. Sie ist der Überzeugung, den Kindern damit etwas Gutes zu tun, insbesondere was die Ganztagesbetreuung an der Brenzschule betrifft. „Unsere Kinder brauchen ordentliche Möglichkeiten, beschult zu werden, und die sind an der Eichhaldeschule nicht mehr gegeben“, pflichtete ihr Oliver Grüll (SPD) bei. In der Brenzschule stünden ausreichend Räume zur Verfügung, um die Kinder aus der Außenstelle aufzunehmen.

Dass die Diskussion aufseiten der Eltern emotional geführt wird, ist für die Fraktionsvorsitzende des Unabhängigen Wählerblocks (UWB), Antje Horrer, nachvollziehbar: „Aber die fachlichen Argumente für eine Schließung überwiegen. Wir müssen auch die Steuergelder unserer Bürger im Auge behalten.“ Horrers Fraktionskollege Michael Bruch sprach sich ebenfalls für eine Schließung aus: „Es wäre schön gewesen, wenn jemand aus der Elternschaft früher auf uns zugekommen wäre und berichtet hätte, dass die Eichhaldeschule seit Jahren so stiefmütterlich behandelt wird. Dann wäre die Situation heute vielleicht eine andere.“

Dr. Dietrich Kölsch, Vorsitzender der Fraktion Bürgerliche Liste & CDU, bezeichnete auch die Größe der Klassen an der Brenzschule als „paradiesisch“. Im Interesse der Gesamtgemeinde sieht er keine Alternative zur Schließung der Außenstelle Eichhalde: „Wenn wir sie aufgeben, können wir auch die Brenzschule besser ausstatten.“ Angesichts der von Elternseite geäußerten Sorgen sagte Gabriele Schorcht (SPD), die sich ebenfalls für die Schließung aussprach: „Wir sollten unseren Kindern oft mehr zutrauen.“

Bürgermeister Weiler will sich um sichere Schulwege kümmern

Für Bürgermeister Jörg Weiler sind die Bedenken der Eltern und die damit verbundenen Emotionen nachvollziehbar, „aber wir müssen das Gesamtwohl der Gemeinde im Auge behalten“. Die Schließung der Eichhaldeschule sei auch ein Bekenntnis zum Kern-Schulstandort und biete Chancen für alle Kinder. Bezüglich der Sicherheit der Schulwege für die Kinder aus dem Bereich Roßrucken, die künftig die Brenzschule besuchen werden, versprach er den Eltern, nach möglichst kurzfristigen Lösungen zu suchen, beispielsweise durch den Einsatz von Schülerlotsen.

Durch den Beschluss des Gemeinderats steht nun fest, dass die Eichhaldeschule in knapp acht Wochen nach beinahe 60 Jahren ununterbrochenem Schulbetrieb Geschichte sein wird. Was nach der Schließung mit dem Gebäude geschehen soll, ist noch offen.

Stabile Grundschüler-Zahlen

Während die Schülerzahlen an der Eichhaldeschule seit Jahren kontinuierlich rückläufig sind, ist die Gesamtzahl der Grundschüler in Königsbronn stabil. Waren es zum Schuljahr 2016/17 über alle vier Klassenstufen hinweg 228, so sind es aktuell exakt genauso viele. Ab dem neuen Schuljahr werden dann alle Grundschüler an der Brenzschule unterrichtet.

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