„Monströs“ nennen sie die Pläne. „Lästig“, ein schier „unüberwindbares Hindernis“, das Königsbronn in zwei Teile teilen würde: Es sind deutliche Worte, die 15 Königsbronnerinnen und Königsbronner in einem offenen Brief gewählt haben, mit dem sie sich gegen die Ausbaupläne der B19 stellen. Erhalten haben das Schreiben unter anderem Bürgermeister Jörg Weiler und seine Stellvertreter, der Gemeinderat, das Regierungspräsidium, das Landratsamt und das Verkehrsministerium – all jene also, die an den Planungen für den Aus- und Umbau der Königsbronner Ortsdurchfahrt beteiligt sind.
Die Liste der Befürchtungen, die in dem mehrseitigen Brief geäußert werden, ist lang: Die Umsetzung der Pläne „würde das Gesicht von Königsbronn unumkehrbar entstellen“, glauben die Unterzeichner. „Es würde, abgesehen von den zwei geplanten Kreiseln, eine noch viel größere Schneise, stellenweise mehr als eine Verdoppelung der bisherigen Straßenbreite durch den eh schon malträtierten Ort schaffen.“
Kaum jemand braucht dort eine Querungshilfe, so gut wie nie sieht man dort einen Radler, einen Fußgänger. Wo einst Bäume und Sträucher waren, ist nun eine Betonwand mit dem Charme der Berliner Mauer.
Unterzeichner des offenen Briefs
Anstatt eine Erleichterung zu bringen, würden die beiden Kreisel an der Rewe-Kreuzung und an der Einmündung zur Zahnbergerstraße Richtung Oberkochen nur noch mehr Staus verursachen. Die künftige, verbreiterte Straße würde eine „nahezu unüberwindbare Barriere für Kinder, Senioren und Menschen mit Behinderungen“ darstellen. „Und für diesen Neubau, der absehbar ein Umbau zum Schlechten sein wird, sollen die Bewohner, sollen alle B-19-Benützer jahrelang Stau, Dreck, Lärm und, wie man bei der Vorstellung der Pläne erfuhr, auf sehr lange Zeit ,weiträumige Umleitungen‘ in Kauf nehmen.“
Kritik an Bauarbeiten am Itzelberger See
Durch bereits laufende Baustellen fühlen sich die Verfasser bestätigt: „Die Kreisel in Itzelberg sind Objekte des Spotts, fast kein Autofahrer, kaum ein Fußgänger, geschweige denn Radler benützen sie vorschriftsmäßig – trotz eines großen Schilderwalds.“ Vielmehr sei einfach nur lästig, was dort am See entstanden sei: „Überdimensionierte Beton- und Asphaltflächen, die Zerstörung von Parkraum und Grünareal“.

Auch die momentan laufenden B19-Bauarbeiten am Königsbronner Ortseingang seien „unnötig wie ein Kropf“: „Kaum jemand braucht dort eine Querungshilfe, so gut wie nie sieht man dort einen Radler, einen Fußgänger. Wo einst Bäume und Sträucher waren, ist nun eine Betonwand mit dem Charme der Berliner Mauer.“
Frühzeitig wolle man sich jetzt öffentlich gegen die Ausbaupläne wenden, damit nicht noch mehr Gelder für Planungen investiert werden. Dabei ist auch den Unterzeichnern bewusst, dass Verbesserungen sein müssen. Für sie bedeutet das aber nur eines: weniger Verkehr. „Kreativ“ und gemeinsam mit Stadtplanern sollen die Pläne überdacht werden.
Bürgermeister Jörg Weiler wehrt sich gegen Kritik
Für Bürgermeister Jörg Weiler ist die Kritik in Teilen starker Tobak. Gemeinsam mit Ortsbaumeister Jörg Bielke erklärt er, warum sie aus ihrer Sicht auch nicht berechtigt ist: „Eine der Kernaufgaben der Kommunen ist es, den Radverkehr zu stärken. Genau darauf fußten zunächst auch alle Planungen“, so Bielke: „Unsere Aufgabe war es zunächst, eine durchgängige Radwegeverbindung durch den Ort zu schaffen, wohl wissend, dass wir generell keine Verringerung des Verkehrs haben werden.“ Somit schloss sich an die Überlegungen für eine Verbesserung des Radverkehrs die Überlegung an, was getan werden kann, um den Verkehrsfluss zu verbessern und gleichzeitig sichere Überwege für Fußgänger zu gewährleisten.
Ich meine, dass das falsch herum gedacht ist: Es fährt dort noch niemand, weil es keine geeigneten Wege gibt.
Jörg Weiler, Königsbronner Bürgermeister
„Natürlich kann man sagen, entlang der B19 fährt kein Radfahrer, dann brauchen wir auch keinen Radweg“, sagt Bürgermeister Weiler. „Ich meine, dass das falsch herum gedacht ist: Es fährt dort noch niemand, weil es keine geeigneten Wege gibt.“ Unbenommen sei die Radstrecke entlang des Siebten Fußes deutlich schöner. „Uns geht es aber um den Pendlerverkehr.“
Ortsbaumeister Jörg Bielke: Betonschneise beschreibt jetzigen Zustand
Auch dass es zu einer zusätzlichen Versiegelung kommen würde, lässt Ortsbaumeister Jörg Bielke so nicht stehen: „Das ist einfach nicht richtig. Die Straße an sich wird nicht breiter. Was den Bereich zwischen den beiden Kreisverkehren anbelangt, ist zwischen den Fahrbahnen wie entlang der restlichen B19 eine zusätzliche Begrünung vorgesehen.“ Und Bielke ergänzt: „Der Begriff der Betonschneise ist für den jetzigen Zustand passend.“ Was zudem die Übergänge für Fußgänger anbelangt, bleibt die Anzahl laut Bielke gleich: neun Stück entlang der gesamten Ortsdurchfahrt. Zusätzliche Gebäudeabrisse würden beispielsweise dazu dienen, eine von der Fahrbahn abgetrennte Bushaltestelle zu schaffen.

Im Hinblick auf die Pläne, das Gebäude neben dem Torwärterhäuschen abzureißen und dahinter ein neues Büro- und Ärztehaus zu schaffen, hatten die Kritiker von einer „Salami-Taktik“ gesprochen. Auch das wollen weder Weiler noch Bielke so hinnehmen: Die Pläne einer Neuordnung des Schickhardtplatzes gebe es seit etlichen Jahren. Dazu hatte die Gemeinde auch das dahinterliegende Gebäude Aalener Straße 3 gekauft. „Als dann die Flüchtlingskrise 2016 kam, wurden die Pläne für einen Abriss auf Eis gelegt, weil wir das Haus zur Anschlussunterbringung gebraucht haben.“ Zudem betont der Bürgermeister, wie wichtig es sei, die Ärzte im Ort zu halten. „Ich verstehe nicht, wie man dagegen etwas haben kann“, ergänzt Bielke.
Bei aller Kritik betont Bürgermeister Jörg Weiler, dass man bei der Gemeinde sehr dankbar für Ideen und Anregungen sei – gerne auch im persönlichen Gespräch.
Drei Kreisel-Varianten werden geprüft
Kernelemente der Pläne für eine Neugestaltung der B19 sind zwei Kreisverkehre an der Kreuzung zur Zanger Straße und zur Zahnbergerstraße. Damit ist die Kernfrage auch, ob diese in der Lage sein werden, den Verkehr zu Stoßzeiten aufzunehmen. Dazu wurden mehrere Varianten untersucht, von denen laut Bürgermeister Jörg Weiler nun drei übrig sind. „Diese werden zeitnah mit dem Gemeinderat diskutiert.“ Und Ortsbaumeister Jörg Bielke ergänzt: „Alle drei stellen eine Verbesserung zur jetzigen Situation dar.“