Wie stehen die Menschen in Königsbronn zum geplanten Umbau der B19? Während sich jüngst 15 Bürgerinnen und Bürger in einem offenen Brief gegen die Ausbaupläne ausgesprochen haben, zeigt eine Umfrage ein deutlich differenzierteres Bild: Viele erkennen die Notwendigkeit einer besseren Verkehrsführung, doch es überwiegt der Wunsch nach einer praktischeren Lösung.
Verkehrschaos ist Alltag auf der B19
Viele der Befragten schildern die derzeitige Situation als chaotisch, vor allem zu den Stoßzeiten. „Katastrophal“ sei die Lage, sagt Nils Fetzer (18) aus Königsbronn. „Vor allem in Königsbronn, wenn dann auch noch die Ampel an der Kreuzung ausfällt, gibt es stundenlangen Stau und kein Auto kann zum Beispiel zum Einkaufen fahren.“ Auch Susanne Hmaidi aus Schnaitheim vermeidet es inzwischen, zu bestimmten Uhrzeiten auf der B19 zu fahren. „Es gibt immer Chaos ohne Ende und man muss sehr viel Zeit einplanen, wenn man nach Aalen zum Bahnhof will“, so die 54-Jährige.

Die 43-jährige Königsbronnerin Andrea Junginger bestätigt: „Zweimal täglich staut es sich erheblich. Dazwischen läuft es zwar besser, aber an der Volksbank steht man oft lange.“ Svenja D. hat das Glück, dass sie später zur Arbeit fährt und nur manchmal an der Rewe-Ampel warten muss.
Ein besonders kritischer Punkt sei auch die Fußgängerführung. Konrad Kohlbeck (69) aus Königsbronn beklagt: „Mit Rollator oder im Rollstuhl hat man keine Chance, über die Straße zu kommen. Man muss echt aufpassen, Autos nehmen einem die Vorfahrt beim Abbiegen.“ Er findet, dass bisher „mehr für Autos als für Fußgänger und Radfahrer gemacht“ wurde.
Radwege – sinnvoll, aber nicht oberste Priorität
Beim Thema Radverkehr gehen die Meinungen auseinander. Während die Gemeinde den Ausbau eines Radwegs entlang der Bundesstraße plant, sehen viele Bürger aktuell keinen akuten Bedarf. Junginger sagt: „Ich selbst fahre wenig Rad durch Königsbronn und wenn, dann meide ich die Nähe zur Bundesstraße. Es gibt einige Wege, weniger verkehrsreich und landschaftlich schöner durch Königsbronn mit dem Rad zu fahren, und daher halte ich einen zusätzlichen Radweg nicht für zwingend notwendig.“ Allerdings merkt sie auch an, dass es auch Radfahrer geben könnte, die schnell zur Arbeit kommen wollen und für die sich ein direkter und schnellerer Weg lohnen würde.

Svenja D. sieht dies ähnlich, zwar hält sie einen Radweg durchaus für eine gute Veränderung, aber „es ist dann halt wieder schwieriger, bei den ganzen Ausbuchtungen und Straßen auf die Sicherheit der Radfahrer zu achten.“ Sie selbst störe es aber nicht, als Radfahrerin Wege durchs Wohngebiet oder über den Gehweg einzuschlagen.
Andere sehen diese Veränderung als sinnvoll an: „Ein Radweg ist gar nicht verkehrt“, meint Kohlbeck – allerdings müsse man ihn sicher und praktikabel gestalten. Er schlägt vor, vorübergehend die Gehwege für alle Radfahrer freizugeben und nicht wie normalerweise nur für Kinder und Familien. Diese Lösung sei kostengünstiger und kurzfristig umsetzbar.
Kreisverkehre ja, wenn sie durchdacht sind
Ein sehr umstrittenes Thema ist aber auch der geplante Bau von zwei Kreisverkehren. Einer soll an der großen Kreuzung zur Zanger Straße entstehen, ein zweiter an der Kreuzung zur Zahnbergerstraße. Die Mehrheit der Befragten begrüßt die Idee grundsätzlich. Svenja D.: „Ich glaube, den Kreisel am Rewe finde ich sehr gut, wenn man über den Berg will, ist es aber vermutlich mit der Ampel schneller. Aber für die Menschen, die die B19 geradeaus durchfahren, wäre ein Kreisel bestimmt geschickt.“ Auch Junginger glaubt, dass ein Kreisel dort hilft, den Verkehr zu entzerren – besonders zu den Stoßzeiten. Und auch Hmaidi findet, dass dadurch schon mal die roten Ampeln wegfallen würden.

Beim zweiten geplanten Kreisel an der Zahnbergerstraße herrscht daher mehr Skepsis. „Den Kreisel am Gemeindehaus finde ich eher unnötig, ich habe mir da noch nie Gedanken gemacht, dass da einer gebraucht wird, da kommt von rechts und links nicht so viel“, so Svenja D. Und Kohlbeck bemängelt: „Kreisel gut und schön, aber da wird wieder nicht an Radfahrer und Fußgänger gedacht. Leider gibt es kein Testgelände, wo man ausprobieren könnte, ob das mit den Kreiseln funktioniert.“ Doch für ihn ist klar, „im Moment gibt es keine Alternative zum Kreisel.“
Was jetzt schon helfen könnte
Trotz aller Bedenken bleibt der Wunsch nach Verbesserungen klar. Viele der Befragten sprechen sich für pragmatische, kurzfristig umsetzbare und kosteneffiziente Maßnahmen aus. „Ich habe keine bessere Idee, um die Verkehrssituation in den verkehrsreichen Zeiten zu verbessern. Wenn man den Kostenaspekt betrachtet, könnte eventuell mit einer genau auf das Verkehrsaufkommen abgestimmten Ampelschaltung noch etwas positiv verändert werden“, schlägt Andrea Junginger vor.
Auch Fetzer sieht in großen, langwierigen Projekten wie einer Untertunnelung keine Lösung. Zwar habe er keine perfekte Alternative, die Idee einer Tunneltrasse halte er jedoch für deutlich schlechter – zu aufwendig, zu teuer und kaum zeitnah realisierbar.
Am Ende bleibt bei vielen der Wunsch, dass bei allen künftigen Planungen vor allem eines stärker berücksichtigt wird: praktikable Lösungen, die nicht nur dem Autoverkehr dienen, sondern auch die Sicherheit und Bedürfnisse von Fußgängern, Radfahrenden und Anwohnern ernst nehmen.
Ausbaupläne für die B19: Der Stand der Dinge
Aktuell gibt es eine große Baustelle am Ortseingang von Königsbronn, die einen Vorgeschmack auf die umfangreichen Bauarbeiten entlang der Ortsdurchfahrt gibt. Es wird erwartet, dass die Strecke in etwa zwei Wochen wieder frei befahrbar sein wird. Seit März wird der Verkehr, der von Königsbronn Richtung Aufhausen fährt, über die Wiesenstraße umgeleitet. Diese Straße ist für die hohe Verkehrsbelastung jedoch nicht ausgelegt, was zu Problemen führt. Im Anschluss an die derzeitige Baustelle soll die Wiesenstraße begutachtet und als Folge der Belastung bevorzugt saniert werden.
Bislang wurden mehrere Varianten für die beiden Kreisverkehre auf der B19 geprüft: Drei sind laut Gemeinde übrig geblieben und sollen zeitnah dem Gemeinderat vorgestellt werden.