Die jüngsten Kontroversen und Diskussionen um den geplanten Windpark im Teichhau haben jetzt auch die Nachbargemeinde Herbrechtingen erreicht. Und wie auch in Gerstetten bzw. Dettingen sind die Meinungen gespalten. Die Stadt gab ihre Stellungnahme zu dem Vorhaben ab – und der Gemeinderat stimmte zu, wenn auch knapp und nicht ohne Widerworte.
Auftritt der Teichhau-Gegner
„Grundsätzlich stimmt die Stadt Herbrechtingen dem Vorhaben zu“, erklärte Bürgermeister Daniel Vogt zu Beginn des Tagesordnungspunkts in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Dazu komme jedoch ein deutliches „Aber“ in Form von vier Punkten, die beim Bau und in den Planungen berücksichtigt werden müssten: Die Beeinträchtigungen für sämtliche Ortsteile sollen minimiert, die Veränderungen im Landschaftsbild sorgfältig geprüft und die Lärmemissionen begrenzt werden. Zudem dürfe die Bevölkerung durch atypische Windverhältnisse keine Nachteile für Lebensqualität und Gesundheit erfahren. Schließlich seien potenzielle Auswirkungen auf Natur- und Artenschutz zu ermitteln und durch Ausgleichs- und Schutzmaßnahmen angemessen zu kompensieren.
Ebenfalls anwesend waren Gegner des Windparks Teichhau, die – wie schon in Gerstetten und Dettingen – mit Schildern ihren Unmut kundtaten. Trotz der Bitte von Bürgermeister Vogt, die Verlesung der Stellungnahme nicht in eine Grundsatzdiskussion ausarten zu lassen, nutzten einige Gemeinderäte die Gelegenheit, um ihre Kritik an den Planungen zu äußern. Wenig überraschend solidarisierte sich Jochen Afheldt (AfD) mit den Teichhau-Gegnern: „Ich lehne Windkraft allgemein ab, vor allem einen Bau im Wald – mit Blick aus dem Eselsburger Tal.“ Darauf folgte tosender Applaus im Publikum.

Auch andere Fraktionen sehen im geplanten Windpark Probleme für Herbrechtingen. Jakob Stark (SPD) merkte an, dass das Landschaftsbild des Eselsburger Tals nach einem Bau nicht mehr dasselbe wäre. Sein Parteikollege Jörg Ehlers ist zwar grundsätzlich gegen Windräder im Wald, sieht aber auch positive Aspekte: „Veränderung heißt nicht immer zwingend etwas Schlechtes. Ich stimme für den Windpark.“
Dem stimmte Anette Rabausch (FWV) zu: „Hier wählt man zwischen Pest und Cholera – dennoch sehe ich Chancen in der Windkraft.“ Sie verwies zudem auf die Sprengung der Kühltürme in Gundremmingen, die für sie das Ende der Angst vor nuklearen Katastrophen in unmittelbarer Nähe bedeute.
Aus den Reihen der CDU meldete sich Dieter Mathes zu Wort und bezeichnete die fünf geplanten Windkraftanlagen als „Verschandelung des Landschaftsbildes“.
Knappe Befürwortung
Die anschließende Abstimmung spiegelte die Uneinigkeit im Raum wider: Mit elf Stimmen dafür, neun dagegen und zwei Enthaltungen unterstützte der Gemeinderat die Stellungnahme knapp.
Ob dabei tatsächlich die Punkte der Stellungnahme im Vordergrund standen oder das Windkraftprojekt als Ganzes bewertet wurde, ließ sich der recht chaotischen Sitzung mit mehreren Zwischenrufen nicht eindeutig entnehmen. Matthias Sturm (FWV) fasste die Stimmung im Saal treffend zusammen: „Die Veränderung im Landschaftsbild ist massiv – dennoch besteht ein Recht auf den Bau. Ich verstehe die Kritik, kann aber damit leben.“
Fünf Anlagen über dem Tal
Laut des Betreiberunternehmens Badenova aus Freiburg sollen vier der insgesamt fünf Windräder über eine Nabenhöhe von 175 Meter verfügen und eine Gesamthöhe von 263 Meter erreichen. Das Fünfte der Windräder soll eine Nabenhöhe von 162 Meter und eine Gesamthöhe von 249,5 Meter haben. Bei beiden beträgt der Rotordurchmesser 175 Meter.
Davor beinhalteten die Planungen noch ein sechstes Windrad, das jedoch gestrichen wurde. Verschiebungen im Sinne des Anwohnerschutzes soll der Grund für die Reduzierung sein. „Der Abstand zum nächstgelegenen Wohnhaus erhöht sich dadurch von 1000 Meter auf 1300 Meter. Für die Anwohner in Dettingen ergibt sich dadurch eine deutliche Verringerung möglicher Beeinträchtigungen im Hinblick auf Schall und Schattenwurf“, heißt es von Seiten der Badenova. Um die nötigen Abstände zwischen den Windrädern einzuhalten, seien dann nur noch fünf Anlagen im Gebiet möglich gewesen.