Kommunale Wärmeplanung

Wie in Herbrechtingen die Wärmewende gelingen soll

Im Herbrechtinger Gemeinderat wurde der Abschlussbericht zur kommunalen Wärmeplanung erneut kontrovers diskutiert. Für die einen sind die Ziele zu ambitioniert, für andere geht die Umsetzung nicht schnell genug.

Fünf Maßnahmen sind es, die der Zweckverband zur Gasversorgung des Brenztals zur klimaneutralen Wärmeversorgung für Herbrechtingen ausgearbeitet hat. Ende März waren sie dem Gemeinderat vorgestellt worden. In der Folge wurden die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung auch den Bürgern im Rahmen einer Infoveranstaltung vorgestellt und öffentlich ausgelegt. Nun sollte der Wärmeplan vom Rat noch beschlossen werden. Stadtbaumeister Dieter Frank erläuterte: „Der Beschluss hat noch keine rechtlich bindenden Auswirkungen und löst keine Verpflichtungen für die Bevölkerung oder die Stadt aus. Sie legen lediglich eine Strategie fest.“ Bestandteil dieser Strategie seien eben die fünf Maßnahmen, die in den nächsten fünf Jahren weiter untersucht werden sollen. „Letztendlich“, so Frank, „geht die Arbeit also jetzt erst los.“ Die Maßnahmen betreffen folgende Bereiche:

1. Wärmenetze
In Herbrechtingen gibt es derzeit drei Wärmenetze. Es soll geprüft werden, ob die bestehenden erweitert oder neue Versorgungsgebiete erschlossen werden können. Dieser Schritt hat hohe Priorität und soll noch in diesem oder kommenden Jahr umgesetzt werden.

2. Abwasserwärme
Im Abwasser steckt ungenutzte thermische Energie. Das Potenzial soll in Herbrechtingen sowohl auf technische Machbarkeit als auch auf Wirtschaftlichkeit geprüft werden. Die Idee: Ein Wärmetauscher könnte die Wärme entziehen und für die Beheizung von Gebäuden nutzbar machen.

3. Nutzung der Brenz
Auch die Brenz kommt als Energiequelle in Betracht. Untersucht werden soll, inwiefern Flusswasser-Wärmepumpen zum Einsatz kommen könnten, um Wärme aus dem Brenzwasser zu gewinnen und sie in ein Nahwärmenetz einzuspeisen.

4. PV auf kommunalen Gebäuden
Die Stadt beabsichtigt, jedes Jahr ein weiteres kommunales Gebäude mit Photovoltaik zu belegen. Dafür muss zunächst analysiert werden, welche Dächer geeignet sind und welche Leistung erzielt werden könnte.

5. Bürgerberatung
Ziel ist es, Hausbesitzer und Unternehmen über Fördermöglichkeiten, alternative Heizsysteme und Einsparmöglichkeiten aufzuklären – und ihnen individuelle Fragen zur Wärme- und Energiewende zu beantworten. Dazu sind Infoveranstaltungen als auch persönliche Beratung geplant. 2026 soll es damit losgehen.

Die Debatte im Herbrechtinger Gemeinderat

„142 Seiten hat das Gutachten, da steckt viel Detailarbeit drin“, resümierte Matthias Sturm (Freie Wähler). „Dadurch wissen wir jetzt, was wir in Zukunft unternehmen können. Es ist gut, dass wir es haben.“ Sein Fraktionskollege Martin Müller sah das Werk kritischer: „Sehr viele Dinge davon können wir nicht selbst verwirklichen.“ Er plädierte dafür, gleich auszusortieren, was nicht realisierbar sei.

Jochen Afheldt (AfD) merkte an, dass man in Herbrechtingen zwar Energie sparen könne, „aber damit ändern wir nichts am Weltklima“. Er kritisierte auch er die errechnete Sanierungsquote für Gebäude in Höhe von ein bis zwei Prozent. Selbst wenn es dafür genügend Handwerker gebe, frage er sich, woher die finanziellen Ressourcen dafür kommen sollen. Ebenfalls kritisch äußerte sich Thomas Beißwenger (Grüne). „Ich habe mir viel mehr davon versprochen.“ Die Ergebnisse nannte er unkonkret und unrealistisch. „Außerdem geht mir das viel zu langsam.“

Mit einer Gegenstimme von Jochen Afheldt billigte der Gemeinderat den Abschlussbericht des kommunalen Wärmeplans. Gefordert ist dieser bislang nur von Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern, aber der Beschluss des Rats habe für die Stadt dennoch Vorteile, so Stadtbaumeister Frank. „Bei vielen Förderprogrammen ist es inzwischen Voraussetzung, eine kommunale Wärmeplanung zu haben, um Fördergelder beantragen zu können.“

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