Am Osram-Standort in Herbrechtingen sollen weitere 100 Arbeitsplätze verloren gehen. Dies teilt die Gewerkschaft IG Metall mit, die am heutigen Donnerstag (13. November) zu einer Protestaktion am Rande einer Aufsichtsratssitzung vor der Osram-Firmenzentrale in München aufgerufen hatte. Rund 150 Betriebsräte, Vertrauensleute und Mitarbeitende der Standorte Schwabmünchen, Herbrechtingen, München und Regensburg haben Banner mit Forderungen an den Vorstand des Unternehmens übergeben. Aus Herbrechtingen waren 45 Osram-Beschäftigte mit dem Bus in die bayrische Landeshauptstadt gefahren.

Laut IG Metall will der Vorstand den Produktionsstandort Schwabmünchen mit rund 270 Beschäftigten bis Ende 2027 schließen und hat zahlreiche Lösungsansätze des Betriebsrats und der Belegschaft zum Erhalt des Standorts ignoriert. In Herbrechtingen wolle das Unternehmen weitere rund 100 Arbeitsplätze abbauen, „obwohl der Standort gewinnbringend produziert.“ Auch am Standort München mit seinen Zentralfunktionen sei im Zuge dieses Stellenabbaus mit weiterem Personalabbau zu rechnen.
Tausende Arbeitsplätze in Gefahr
Die Unternehmensbeauftragte der IG Metall Olga Redda sagt: „Wir sehen die schwierige Lage, in der sich Osram aktuell befindet, und erkennen den Handlungsbedarf an.“ Trotzdem würden die getroffenen Entscheidungen aus Sicht der Gewerkschaft den gesamten Konzern und tausende Arbeitsplätze in Deutschland gefährden.

Osram hält sich bedeckt mit Informationen zum geplanten Stellenabbau: „Im Werk Herbrechtingen soll im Laufe des Jahres 2026 eine mittlere bis höhere zweistellige Anzahl an Arbeitsplätzen entfallen“, so Konzernpressesprecher Volker Gieritz auf HZ-Anfrage. Aktuell würden hierzu noch die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern laufen. „Unser Ziel ist es, diesen Prozess so sozialverträglich wie möglich zu gestalten und gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern tragfähige Lösungen zu finden“, sagt Gieritz.
Ziel des Unternehmens sei es, den Stellenabbau „so weit wie möglich einvernehmlich umzusetzen – beispielsweise durch Altersteilzeit, Freiwilligenprogramme und die Nutzung einer Transfergesellschaft.“ Der Konzernpressesprecher weist darauf hin, dass es am Standort Herbrechtingen im letzten Jahrzehnt keine betriebsbedingte Kündigung gab.
Arbeit für mehr als 1000 Menschen in Herbrechtingen
Geschrumpft ist der Standort Herbrechtingen, den es bereits seit 80 Jahren gibt, trotzdem erheblich: Während dort lange Zeit über 1000 Menschen arbeiteten, laut IG Metall zeitweise bis zu 1600, sind aktuell etwa rund 500 Mitarbeitende beschäftigt. Gefertigt werden hauptsächlich Halogenlampen, die laut Konzernsprecher Gieritz von einer Verdrängung im Markt durch LED-Lampen betroffen sind.
Als Grund für den geplanten Stellenabbau nennt das Unternehmen ein deutlich rückläufiges Auftragsvolumen am Standort Herbrechtingen sowie zunehmenden Kostendruck. „Um die Wettbewerbsfähigkeit und die langfristige Zukunft des Standortes zu sichern, sind strukturelle Anpassungen leider unvermeidbar“, teilt der Konzern mit.
In Herbrechtingen geht es nach Auskunft von Tobias Bucher, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heidenheim, jetzt um Interessenausgleich und einen Sozialplan für die Beschäftigten. Betriebsbedingte Kündigungen seien durch den laufenden Tarifvertrag bis zum Jahresende ausgeschlossen, darüber hinaus verlängert worden sei dieser aber vom Arbeitgeber nicht. Bucher sieht wenig optimistisch in die Zukunft: „Wir machen uns Sorgen, wie es mit der langfristigen Beschäftigung dort aussieht“, so der Gewerkschaftschef. Nach seinen Worten stehe man „am Scheideweg“.
Das sieht man auf Seite des Unternehmens anders: „Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Herbrechtingen ein wichtiger Bestandteil unseres Produktionsnetzwerks und gilt weiterhin als Kompetenzzentrum für hochwertige LED- und Halogen-Produkte“, so Konzernsprecher Gieritz. Man sei stolz auf das engagierte Team vor Ort und setze alles daran, die Zukunft des Standortes gemeinsam zu gestalten.
2024 erst 60 Arbeitsplätze abgebaut
Osram hatte erst im vergangenen Jahr der Belegschaft in Herbrechtingen mitgeteilt, dass 60 von 550 Mitarbeitern das Unternehmen verlassen sollen. Als Grund wurde im September 2024 der „gestiegene Wettbewerbs- und Kostendruck“ genannt. Da in Herbrechtingen Scheinwerfer- und Signallampen für Fahrzeuge hergestellt werden, treffe die Krise im Automobilsektor auch die Zulieferer.