Fachkräftemangel in der Erziehung

Warum in Herbrechtingen ein neuer Direkteinstieg in die Kindererziehung angeboten wird

Ab dem kommenden Schuljahr will die evangelische Fachschule für Sozialpädagogik in Herbrechtingen einen neuen zweijährigen Ausbildungsgang anbieten. Das Interesse der Zielgruppe ist groß.

Eine neue Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz soll den Quereinstieg in den Beruf erleichtern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Mit dabei: die evangelische Fachschule für Sozialpädagogik in Herbrechtingen. Dort soll zum kommenden Schuljahr eine erste Klasse für diese zweijährige Ausbildung starten.

Schuldirektor Dr. Johannes Schick und sein Team haben seit den Sommerferien intensiv daran gearbeitet, die Voraussetzungen für den neuen Ausbildungsgang zu schaffen, haben Lehrpläne geschrieben, intern die Kapazitäten abgeklärt und viele Gespräche mit Einrichtungsträgern geführt. Mittlerweile ist die Genehmigung des Regierungspräsidiums da, und auch das Interesse der potenziellen Auszubildenden ist vorhanden. Das Land fördert diesen noch neuen Ausbildungsgang.

Theorie und Praxis wechseln sich in der Ausbildung ab

Absolventinnen und Absolventen sollen nach zwei Jahren in der Lage sein, bei der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern mitzuhelfen und die Gruppenleitungen zu unterstützen – als zusätzliche Kraft, nicht als Ersatz. Vorgesehen ist, dass die Teilnehmenden im ersten Jahr drei Tage pro Woche im Unterricht in der Fachschule sind und an zwei weitere in ihrer Praxisstätte, etwa einem Kindergarten oder einer Kita. Im zweiten Jahr kehrt sich das Verhältnis zugunsten der Praxis um.

Nach Einschätzung von Johannes Schick finden sich in der Zielgruppe nicht zuletzt Personen mittleren Alters, die sich beruflich neu orientieren möchten, etwa nach einer Familienphase. Aus dieser Gruppe heraus hätten sich bereits etliche beworben. „Sie sind ausgesprochen motiviert und wissen, was sie wollen“, so Schick. Voraussetzung für die Ausbildung sind ein Hauptschulabschluss, eine erfolgreich abgeschlossene, mindestens zweijährige Berufsausbildung sowie ein Arbeitsvertrag mit einer Kindertageseinrichtung. „Die Arbeit mit Kindern reizt viele“, so Schicks Einschätzung nach zahlreichen Bewerbungsgesprächen. Oft hätten die Bewerberinnen und Bewerber bereits Erfahrungen als Hilfskräfte in Kitas gesammelt.

Dr. Johannes Schick ist Direktor der Herbrechtinger Fachschule. Foto: Jens Eber

Allerdings stehen diese Menschen oft schon mitten im Leben und haben oft auch andere finanzielle Verpflichtungen als junge Leute auf dem Weg in eine erste Berufsausbildung. Daher wird die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz von der Agentur für Arbeit gefördert. Die Einrichtungen bezahlen den angehenden Assistentinnen und Assistenten so viel wie den Teilnehmenden an der dreijährigen Ausbildung, die Arbeitsagentur stockt die Vergütung dann auf rund 2600 Euro brutto auf.

Im Moment fehlt es noch an Praxisplätzen

Fachschuldirektor Schick plant für das Schuljahr 2024/25 den Ausbildungsstart mit einer Klasse von maximal 28 Personen. Die Nachfrage rechtfertige diese Planung durchaus, derzeit gingen kontinuierlich weitere Bewerbungen ein. Allerdings mangle es derzeit noch an Praxisplätzen – womöglich ist dieses neue Modell in den Einrichtungen und ihren Trägern noch nicht bekannt genug. Schick ist jedoch optimistisch, dass alle Interessenten noch rechtzeitig Praxisplätze finden werden.

Bewerberinnen und Bewerber mit mindestens mittlerer Reife und einer abgeschlossenen Berufsausbildung können in dem neuen Ausbildungsgang auch die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher abkürzen. Sie können sich im zweiten Jahr auf eine Schulfremdenprüfung vorbereiten und nach erfolgreichem Abschluss noch ein halbjähriges Anerkennungspraktikum anschließen. Aus Sicht von Johannes Schick zeugt diese Option auch davon, dass in der Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz die wichtigen theoretischen Grundlagen enthalten sind.

Kita-Messe in der Fachschule

Am Freitag, 26. April, findet in der evangelischen Fachschule in Herbrechtingen von 15 bis 17.30 Uhr eine Kita-Messe statt, in deren Rahmen auch die Arbeitsagentur über den neuen Ausbildungsgang informieren wird. Außerdem stellen verschiedene Praktikumsstellen sich und ihr pädagogisches Konzept vor. Der Nachmittag soll auch Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, sich über die angebotenen Ausbildungsgänge zu informieren.

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