Rekord-Investitionen

Warum Herbrechtingens Bürgermeister trotz angespannter Finanzlage positiv in die Zukunft blickt

Stolze 21,4 Millionen will die Stadt Herbrechtingen im Jahr 2026 investieren. Ein neuer Rekord. Das meiste davon fließt in den Bibriscampus. Die Einbringung des Haushaltsplanentwurfs nutzte Bürgermeister Daniel Vogt auch für einen Appell.

Dass Herbrechtingen nicht in die Zukunft investiert, kann man der Stadt wahrlich nicht vorwerfen. Insgesamt sollen es im kommenden Jahr rund 21,4 Millionen Euro sein – ein neuer Höchstwert nach den 21 Millionen Euro im Jahr 2025. Es sei das größte Investitionsprogramm in der Geschichte der Stadt und höher noch als die Kosten für den Bau der Bibrishalle, erläuterte Bürgermeister Daniel Vogt in seiner Rede zur Einbringung des Haushaltsplanentwurfs 2026.

Der Investitionsschwerpunkt liegt mit zehn Millionen natürlich auf dem Mammutprojekt der Stadt, der kompletten Umgestaltung des Bibriscampus. „Das ist mehr als ein Bauvorhaben, das ist ein Bekenntnis zur Zukunft unserer Kinder und zum Bildungsstandort Herbrechtingen“, bekräftigte Vogt. Aber: „Dass wir das nicht ohne Fremdkapital schultern können, liegt auf der Hand.“ Für das kommende Jahr ist daher eine Kreditaufnahme in Höhe fünf Millionen Euro veranschlagt.

Das ist mehr als ein Bauvorhaben, das ist ein Bekenntnis zur Zukunft unserer Kinder und zum Bildungsstandort Herbrechtingen.

Daniel Vogt, Bürgermeister

Bürgermeister Vogt sprach von enormen finanziellen Herausforderungen, „die alle bisher bekannten Dimensionen sprengen“. Und dazu sei die Haushaltslage angespannter denn je. 2026 werde das sechste Jahr in Folge mit stagnierendem oder sogar rückläufigem Bruttoinlandsprodukt. Auch für die Stadt bedeutet das einen Rückgang bei der Gewerbesteuer. „Zusätzlich erreichen uns immer mehr Aufgaben, bei denen wir vielfach alleingelassen werden, wenn es um die Ausgestaltung und Finanzierung geht.“ Und so sei 2026 das erste Jahr seit langem, in dem kein ausgeglichener Haushalt vorgelegt werden kann. Im ordentlichen Ergebnis rechnet man mit einem Minus von 391.400 Euro.

Höherer Kreditbedarf in Herbrechtingen

Und die angespannte finanzielle Lage wird sich auch nicht so schnell in Wohlgefallen auflösen. Aufgrund der hohen Investitionen in den kommenden drei Jahren werde man auch einen hohen Kreditbedarf haben, führte Kämmerin Heike Lessner aus. 2027 ist eine Kreditaufnahme in Höhe von zwölf Millionen und 2028 in Höhe von sieben Millionen vorgesehen. Einen ausgeglichenen Haushalt wird es wohl erst 2028 wieder geben. Grund dafür ist laut Lessner das Thema Windkraft und die Aussicht auf Pachteinnahmen aus den geplanten Anlagen im Schönbühl.

Anpassung der Grundsteuer

Aufgrund der angespannten Wirtschaftslage, habe man sich bei der Gewerbesteuer bewusst gegen eine Erhöhung entschieden, so Lessner. Im Haushaltsplan enthalten ist aber eine Erhöhung der Grundsteuer A und B auf das Niveau des Jahres 2024. „Im Rahmen der aufkommensneutralen Umstellung hatten wir 2025 einen sehr zurückhaltenden Hebesatz beschlossen“, erläuterte Bürgermeister Vogt. Dadurch seien Mindereinnahmen von 146.000 Euro entstanden. „Die Anpassung ist mit Blick auf das Aufkommen im vergangenen Jahr keine Erhöhung, sondern ein Erreichen des Niveaus von vor zwei Jahren.“ Laut Etat-Plan soll der für private Grundstücksbesitzer entscheidende Hebesatz für die Grundsteuer B auf 460 Prozent festgelegt werden (2025 waren es 430 Prozent). Darüber hinaus soll die Grundsteuer A (forst- und landwirtschaftliche Grundstücke) auf 540 Prozent festgesetzt werden (derzeit 510).

Bürgermeister Vogt: „keine Schwarzmalerei“

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen und Herausforderungen wollte Bürgermeister Vogt ausdrücklich „keine Schwarzmalerei“ betreiben. Ganz im Gegenteil. „Wir kommen voran und gestalten aktiv unsere Stadt.“ Allerdings räumte er ein: „Wir würden gerne mehr tun, aber wir können uns finanziell nicht alles leisten, was auf der Wunschliste steht.“ Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, müsse daher das gemeinsame Ziel sein. „Wir stehen vor großen Herausforderungen, aber auch vor großen Chancen.“ Jede Investition sei eine Investition in die Lebensqualität und die Zukunft aller Herbrechtingerinnen und Herbrechtinger. „Lassen Sie uns mit Zuversicht ins neue Jahr gehen – nicht mit Sorgen, sondern mit dem Bewusstsein, dass wir noch Gestaltungsspielräume haben.“

So geht es weiter

In der nächsten Sitzung des Gemeinderats am 4. Dezember soll der Haushaltsplanentwurf beraten werden. Mit Blick darauf äußerte Bürgermeister Vogt auch eine Bitte an die Stadträte: „Wünsche mit finanziellen Auswirkungen sind mit einem Finanzierungsvorschlag zu unterbreiten.“