Eigentlich ist es keine große Sache, könnte man meinen. In Eigenregie und auf eigene Kosten wollte die Familie Bücheler als Eigentümerin und Betreiberin der Reitanlage Ugenhof einen zusätzlichen Reitplatz auf dem Gelände in Bolheim anlegen. Südlich der bestehenden Reithalle. Ein mittlerweile lang gehegter Wunsch. Zum ersten Mal beschäftigte sich der Herbrechtinger Gemeinderat mit dem Thema im September 2022, doch die Räte stimmten auf Anraten der Stadtverwaltung gegen die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplans.
Die Begründung: Da der Flächennutzungsplan im anvisierten Bereich nur Landwirtschaft vorsieht, sei es einem nicht-privilegierten Antragsteller nicht möglich, bauliche Anlagen im Außenbereich zu erstellen. Man wolle „keinen Präzedenzfall schaffen“ und den Flächennutzungsplan ändern, um nicht-privilegierte Bauvorhaben im Außenbereich zu ermöglichen.
Unverständnis bei Betreiber und Reitsportgemeinschaft
Das sorgte für Unverständnis auf Seiten der Familie Bücheler und der Reitsportgemeinschaft Ugenhof (RSG), die den Reitplatz ebenfalls nutzen möchte. Ein Schwerpunkt des Vereins liegt auf dem integrativen Reitunterricht, bei dem Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam trainieren. Im Dezember 2023 machten die Büchelers im Rahmen einer Bürgerfragestunde ihrem Ärger Luft. Rückendeckung erhielten sie auf die darauffolgende Berichterstattung der HZ aus der Bevölkerung. Mehrere in der HZ erschienene Leserbriefe sprachen sich für das Projekt aus.
Im März dieses Jahres stand das Thema dann erneut auf der Tagesordnung des Rats. Dieses Mal gab es (bei drei Gegenstimmen) grünes Licht für die Weiterverfolgung des Projekts. Auch die Verwaltung war dafür. Bürgermeister Daniel Vogt begründete das damit, dass die Büchelers die Größe des geplanten Reitplatzes von 2800 auf 1800 Quadratmeter verringert hätten. Und dass der Bau keinem rein privaten Interesse folge, da auch „die Reitsportgemeinschaft und damit Menschen mit Handicap einen Mehrwert“ erfahren würden. Man einigte sich darauf, mit den Büchelers einen Durchführungsvertrag zu schließen. Über diesen kann die Stadt dem Antragssteller Vorgaben auferlegen. So sollte die dauerhafte Nutzung des Platzes für die RSG abgesichert werden.
Nun sollte der vorhabenbezogene Bebauungsplan „Ugenhof – Reitplatz“ mit paralleler Flächennutzungsplanänderung in die nächste Runde gehen und damit die Billigung des Vorentwurfs für das 4600 Quadratmeter große Plangebiet durch den Gemeinderat. Zahlreiche Untersuchungen hatten in den vergangenen Monaten stattgefunden. Annika Rippert vom Ingenieurbüro Gansloser erläuterte: Natur- und Landschaftsschutzgebiete seien durch das Projekt nicht betroffen, die Fläche werde nur teilversiegelt und für dort heimische Fledermäuse, Vögel und Zauneidechsen seien keine negativen Auswirkungen zu erwarten. Um den Reitplatz herum soll ein drei Meter breiter und einen Meter hoher begrünter Wall angelegt werden, mit Gehölzpflanzungen für Vogelnistgelegenheiten und als Windschutz. Außerdem sei eine insekten- und fledermausfreundliche Beleuchtung vorgesehen.
Robert Smejkal: "Von Flutlicht war nie die Rede"
Und eben diese Beleuchtung sorgte für Unmut. Denn von einer Flutlichtanlage an Ort und Stelle sei, so argumentierte etwa Robert Smejkal (CDU), bislang nie die Rede gewesen. „Ist das mit der Nachbarschaft abgesprochen?“, wollte er wissen. „Und warum braucht man überhaupt ein Flutlicht?“ Annika Rippert führte aus, dass der Reitbetrieb im Winter ja auch nachmittags oder in den frühen Abendstunden gewährleistet sein soll. Zudem sei die Beleuchtung nicht mit der auf einem Fußballplatz zu vergleichen.
„Flutlicht ist Flutlicht“, entgegnete Smejkal. „Dann müssen wir uns von der romantischen Vorstellung verabschieden, dass hier ein Reitplatz für Menschen mit Beeinträchtigungen gebaut wird. Das wird eine hochprofessionelle Anlage.“ Dabei sei gerade wegen der sozialen Komponente der „halbe Gemeinderat umgekippt“. Man hätte mit offenen Karten spielen sollen. Er habe den Eindruck, dass hier die Grenzen ausgereizt werden sollen. „Nach dem Motto, man gibt den kleinen Finger und die ganze Hand wird genommen.“ Martin Müller (Freie Wähler) pflichtete ihm sinngemäß bei.
Bürgermeister Vogt: "keine erneute Grundsatzdiskussion"
„Es war nie die Rede davon, dass der Reitplatz ausschließlich für Menschen mit Einschränkungen gebaut wird. Das dürfte niemanden überraschen“, befand Matthias Sturm (Freie Wähler). Darauf verwies auch Bürgermeister Vogt. „Es ging immer um die Mitbenutzung des Platzes durch die Reitsportgemeinschaft.“ Er verbat sich eine erneute Grundsatzdiskussion. „Das haben wir bereits getan. Und im Hinblick auf die Mitbenutzung haben wir eine mehrheitliche Entscheidung.“ Man werde mit dem Antragsteller über die Flutlichtanlage sprechen. „Und heute wird der Bebauungsplan im Übrigen nicht beschlossen, wenn sie also diese Beleuchtung nicht wollen, fliegt sie raus.“ Mit 13 Ja- und 9 Nein-Stimmen billigte der Rat den Vorentwurf des vorhabenbezogenen Bebauungsplans und fasste damit auch den Auslegungsbeschluss.
Das sagt der Eigentümer Daniel Bücheler zum Thema Beleuchtung
Der Antragsteller Daniel Bücheler war in der jüngsten Gemeinderatssitzung nicht zugegen. Auf HZ-Nachfrage sagt er, dass er die Lichtproblematik nicht nachvollziehen könne. „Unsere beiden Nachbarn werden davon wenig mitbekommen.“ Er erklärt: "Der Reitplatz wird unterhalb des Reitstalls und hinter der Reithalle liegen." Geplant seien sechs Lichtmasten mit einer Höhe von acht Metern. „Die Reithalle, die im Übrigen auch beleuchtet ist, ist höher und die Wohnhäuser liegen auf der anderen Seite.“ Zudem sei eine moderne Licht- und Steuerungstechnik geplant. „Vollbeleuchtung brauchen wir nur bei einer Veranstaltung wie dem Reitertag und beim Springtraining. Beim normalen Reiten wird das Licht gedimmt und nur drei Masten werden eingeschaltet.“ Schließlich wolle er auch keine Energie verschwenden. „Und so wie bisher ist spätestens um 21.30 Reitschluss und dann ist das Licht aus.“
Das Licht werde auch nicht ständig brennen, sondern, nur wenn es gebraucht wird, so Bücheler weiter. Und das komme auch der Reitsportgemeinschaft (RSG) zugute, denn die integrativen Reitstunden von Dr. Beate Bengelmann finden an drei Tagen in der Woche zwischen 19 und 20 Uhr statt. „Und die brauchen im Herbst und Winter auch Licht, um draußen reiten zu können, wenn es die Witterung zulässt.“ Er verweist auch auf die Erfolge der RSG und die jüngst gewonnenen Medaillen bei den Landesspielen der Special Olympics. „Und das soll ja weitergehen. Die Reiter sind hochmotiviert und haben Startplätze für die nationalen Spiele im kommenden Jahr und da könnten sie sich für die Weltspiele 2027 in Santiago de Chile qualifizieren.“ Bislang müsse die Reitlehrerin bei Turnieren immer ein paar Tage vorher anreisen, um die Pferde an das Reiten draußen zu gewöhnen. „Das ist etwas anderes als in einer Reithalle und fehlt bei uns einfach.“