Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber für einen Schönheitspreis wird das Buigen-Center wohl eher nicht nominiert werden. Und das liegt nicht nur an der Architektur des Ende der 70er Jahre eingeweihten Gebäudes. Während der Platz auf der Westseite beim Rathaus mit Brunnen und Spielgeräten ganz gepflegt daherkommt, sieht es im Hof auf der Ostseite ganz anders aus. Unkraut sprießt aus den Steinfugen, auf den Treppen liegt Müll. „Und Teile der Treppen befinden sich in Auflösung“, sagte Stadtrat Müller in einer der jüngsten Sitzungen des Gemeinderats. Ein Friseurbesuch sei Anlass für den Stadtrat gewesen, das Thema öffentlich anzusprechen. „Der gesamte Hof hat einfach überhaupt keine Aufenthaltsqualität, man hat sich bitter bei mir beklagt.“ Spontan verwies in der Sitzung Stadtbaumeister Dieter Frank auf die Eigentümergemeinschaft, deren Zuständigkeit es wäre, für eine optische Aufwertung zu sorgen. „Das ist nicht die Aufgabe der Stadt, die Eigentümer sind dafür zuständig.“
Buigen-Center: Klagen von Geschäftsleuten und Kunden
Klagen über den Zustand des Hofs hört man wirklich, wenn man sich bei den Geschäftsleuten auf der Ostseite des Buigen-Centers umhört. „Vor dem Rathaus sieht es toll aus und wir haben hier Steppe“, wundert sich etwa Elke Chlup, Inhaberin des Friseursalons Harmonie. Sie glaubt nicht, dass die Eigentümer für die Wartung und Pflege des Platzes zuständig sind. „Wir sind hier seit 1994 und es hieß immer, der Innenhof sei städtisch.“ Zumindest unklar sei die Zuständigkeit. „Da sollte man mal darüber reden, um eine Lösung zu finden.“ Am meisten stört sie der Grasbewuchs und Steine, die sich gelockert haben. Das irritiere auch die Kunden. „Viele sagen: Bei Euch sieht es ja verheerend aus, warum macht die Stadt da nichts?“

Der ungepflegte Innenhof ist auch Jürgen Herold ein Dorn im Auge. Er arbeitet in der Post-Filiale im Buigen-Center. „Es ist zwar nicht meine Aufgabe, aber ich mache draußen vor dem Laden mit einer kleinen Harke sauber, bevor die Sauerei bis in den Laden reinwächst.“ Seiner Meinung nach sind aber die Eigentümer für die Pflege zuständig. „Warum es hier so aussieht, weiß ich nicht. Vielleicht haben einige schon resigniert.“ Früher sei mehrmals jährlich von einer Firma ausgegrast worden. „Aber das passiert schon lange nicht mehr.“ Wer die Säuberung damals veranlasst hat, wisse er allerdings nicht.
Vereinbarung aus dem Jahr 1996
Aber wer ist nun wirklich für die Pflege und Wartung des Innenhofs auf der Ostseite zuständig? Die Stadt oder die Eigentümergemeinschaft? Nachfrage bei der Stadtverwaltung. „Grundsätzlich gehört nur der westliche Teil des Buigen-Centers der Stadt“, erläutert Anika Schneider, Referentin des Bürgermeisters und zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. Aus dem Jahr 1994 bestehe ein Notarvertrag, in dem geregelt sei, dass die Stadt die Verkehrssicherungspflicht für den Ostteil des Buigen-Centers übernimmt und damit auch die Reinigung und Pflege der Gehwegflächen, einschließlich der Zugänge und Treppen. „Zwei Jahre später hat die Stadt mit der Eigentümergemeinschaft aber eine nachträgliche Vereinbarung getroffen“, so Anika Schneider weiter. „Demnach übernimmt die Stadt nur noch den Winterdienst entlang der Lange Straße und der Giengener Straße.“ Für den Sommer- und Reinigungsdienst im Center sei seitdem die Eigentümergemeinschaft selbst verantwortlich. „Sollte der Bauhof zwischenzeitlich dort die Reinigung oder andere Sonderaufgaben übernommen haben, waren das immer Einzelabsprachen.“
Rennen mit E-Scootern in der Tiefgarage
Auch die Tiefgarage unter dem Rathaus und dem Buigen-Center ist ein kleines Problemkind. Mehrere Räte berichteten schon über Kinder und ältere Personen, die mit Skateboards und E-Scootern Rennen zwischen den Autos in der Rathaus-Tiefgarage veranstalten. „Wenn Passanten zur Seite springen müssen und angepöbelt werden, wenn sie etwas sagen, ist das kein haltbarer Zustand“, äußerte sich etwa Stadtrat Walter Fuchslocher (SPD). Beschwerden über Glasscherben, Müll, Kot und Urin habe es auch bereits gegeben. Die Tiefgarage ist Eigentum der Technischen Werke. Bürgermeister Daniel Vogt versprach, zu klären, welche rechtlichen Schritte, etwa für eine Videoüberwachung, möglich sind.
Auf HZ-Nachfrage erklärt TWH-Geschäftsführer Marc Gräßle, dass der zuständige Mitarbeiter den Westteil der Tiefgarage in Zukunft verstärkt im Blick haben werde. „Normalerweise tritt das Thema in den Wintermonaten auf, da dann die Tiefgarage hin und wieder von Jugendlichen als trockener Treffpunkt genutzt wird. Sie hinterlassen teilweise ihren Müll dort, der dann durch unseren Mitarbeiter entsorgt werden muss.“ Über einen möglichen Umfang und die rechtlichen Möglichkeiten einer Videoüberwachung werde man sich zeitnah intern abstimmen.
Der Ostteil der Tiefgarage unter dem Buigen-Center ist seit Ende 2016 gesperrt, weil sie umfangreich betontechnisch instandgesetzt werden müsste. Ob dieser Teil jemals wieder als Parkfläche zur Verfügung stehen wird, ist unklar. „Das ist eine Frage von Kosten und Nutzen“, so Gräßle. Bereits vor der Schließung sei der Parkraum im Ostteil sehr beengt und verwinkelt gewesen und trotz Sperrung war die Zahl der öffentlich nutzbaren Parkflächen bislang ausreichend. Zudem sind die Technischen Werke vor Jahren bis vor den Bundesgerichtshof gezogen, um einen Teil der mehrere Millionen Euro teuren Sanierung auf die Eigentümergenossenschaft des Buigen-Centers abwälzen zu können. Sie scheiterten 2022 jedoch mit diesem Ansinnen und müssten sämtliche Kosten für die Instandsetzungsarbeiten selbst tragen.