Stolze 21,4 Millionen Euro will Herbrechtingen im kommenden Jahr investieren. Eine Rekordsumme. Das meiste davon fließt in die Umgestaltung des Bibriscampus. Und dass das Geld dort richtig angelegt ist, darin waren sich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats die Fraktionen unisono in ihren Haushaltsreden einig.
Die Freien Wähler
Als gewaltiges Statement bezeichnete Matthias Sturm von den Freien Wählern die Investitionen in die Bildungs- und Erziehungseinrichtungen. Mit Bibrishalle, Bibriscampus und den Kindergärten St. Martin und St. Franziska werde man mehr als 70 Millionen Euro investieren. „Das ist aber kein Luxus, sondern das Ergebnis jahrelanger Diskussionen, pädagogischer Anforderungen und baulicher Notwendigkeiten.“ Dass dies allerdings nicht ohne Schulden (fünf Millionen Euro sind 2026 an Krediten vorgesehen) möglich sei, dürfte nicht überraschen. Und so würden die finanziellen Spielräume enger.

Sturm kritisierte die größer werdenden Aufgaben, die „von oben“, also von Bund und Ländern, auf die Kommunen ausgelagert würden. Zwar werde das Infrastrukturfinanzierungsgesetz kommen, aber so sehr man sich über einen Einmalbetrag freue, „es hilft uns nicht über unser strukturelles Problem der negativen Ergebnisse bis 2029 hinweg“. Ein mittelfristiger Hoffnungsschimmer seien die geplanten Windräder, „die uns durch Pacht- und Ertragseinnahmen wieder Spielräume ermöglichen“. Sturm plädierte dafür, die freiwilligen Leistungen der Stadt einer genauen Prüfung zu unterziehen. „Das sind unangenehme Diskussionen, die wir uns und unseren Bürgern aber leider nicht ersparen können.“
Die CDU-Fraktion
Dass den Kommunen kontinuierlich mehr Aufgaben aufgebürdet werden, kritisierte auch Thomas Österle von der CDU-Fraktion. „Darauf haben wir keinen unmittelbaren Einfluss, also müssen wir uns umso stärker auf das konzentrieren, worauf wir Einfluss haben und Prioritäten setzen können.“ Das Motto „BuGy first“ als Investition in die Zukunft halte man für richtig und wichtig. „Sobald das Projekt abgeschlossen ist, haben wir wohl eine der besten Bildungslandschaften im Landkreis geschaffen.“ Angesichts der immensen Summen, die das Projekt verschlingt, müsse man aber sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, um Kosten zu sparen. Er verwies ausdrücklich auf den Kulturetat mit Musikschule und Bücherei und regte an, Vereine stärker einzubinden und sie etwa mehr kulturelle Veranstaltungen durchführen zu lassen.
Ebenso sprach Österle die Personalkosten an, die 2025 mit 9,1 Millionen Euro ein Höchstniveau erreicht hätten. Neueinstellungen sollten kritisch hinterfragt werden. „Und wir setzen darauf, dass sich die in diesem Jahr geschaffene Stelle des Digitalisierungsbeauftragten durch Prozessoptimierungen auch positiv auf die Personalkosten auswirkt.“ Dennoch forderte er einen Grundstücksmanager innerhalb der Verwaltung, um das Angebot an Bau- und Gewerbeflächen besser und aktiv zu steuern.
Die SPD-Fraktion
Die finanziellen Zwänge seien real und der Sparkurs notwendig, bekräftige auch Jakob Stark von der SPD-Fraktion. Und dennoch: „Mitten in dieser angespannten Lage setzen wir weiter kraftvolle Akzente für den sozialen Zusammenhalt.“ Der Neubau der Kita St. Martin und die Planungen zur Erneuerung von St. Franziska seien keine bloßen Bauprojekte, sondern Bekenntnis zu Familien und Kindern. Den Bibriscampus bezeichnete Stark als den zentralen Zukunftsbau und ein Leuchtturmprojekt für Kinder und den Bildungsstandort Herbrechtingen. „Er muss mit aller Konsequenz und ohne Abstriche vorangetrieben werden.“

Wichtige Weichen und Entscheidungen waren für Stark 2025 außerdem die Ausarbeitung der kommunalen Wärmeplanung als entscheidender Plan für eine unabhängigere Zukunft der Kommune. Zudem habe man die Modernisierungskonzeption des Bio-Heizkraftwerks auf den Weg gebracht. „Und die Projektvorstellungen der Kreisbau in unserem Stadtgebiet zeigen: Die Dynamik in Herbrechtingen ist spürbar, die Entwicklung geht voran.“ Seine Prioritäten für die Zukunft seien klar: „Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche – und das sind Investitionen in soziale Infrastruktur, Bildung, Gemeinschaft und die Attraktivität unserer Stadt als Lebens- und Wirtschaftsstandort.“
Grüne und Unabhängige
Cornelia Stahl (Grüne und Unabhängige) betonte die Bedeutung von Nachhaltigkeit auch bei finanziellen Entscheidungen. „Nachhaltigkeit bedeutet, Ressourcen so zu nutzen, dass auch kommende Generationen gut leben können – und das gilt für finanzielle Ressourcen gleichermaßen.“ Schulden seien nicht per se schlecht, aber sie seien eine Last, die man Kindern und Enkelkindern aufbürde. „Deshalb müssen wir genau prüfen, wo Schulden wirklich gerechtfertigt sind, nämlich dort, wo wir in die Bildung zukünftiger Generationen investieren, wie bei unserem Bibriscampus.“
Ebenso wichtig wie der verantwortungsvolle Umgang mit Schulden, sei auch der sorgsame Umgang mit Flächen, sagte Stahl. Man müsse abwägen, ob neue Gewerbe- oder Baugebiete wirklich notwendig seien oder man stattdessen auf Innenentwicklung, Nachverdichtung und die Nutzung bereits bestehender Infrastruktur setzen solle. Stahl dankte der Verwaltung, dass sie bereits versuche, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. „Denn Herbrechtingen soll eine Stadt sein, die nicht auf Kosten der Zukunft lebt, sondern die Zukunft gestaltet. Jede Investition muss sich messen lassen an der Frage: Dient sie auch den Menschen, die nach uns kommen?“

