Der Weg für die umfassende Modernisierung des Biomasse-Heizkraftwerks (Bio-HKW) im Vohenstein ist geebnet. Mit großer Mehrheit - bei einer Gegenstimme - hat der Herbrechtinger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung der Ausweitung des Brennstoffspektrums und dem Bau einer Fernwärmeleitung zugestimmt. Die Anlage soll künftig nicht nur Strom, sondern auch einen bedeutenden Teil der städtischen Wärme liefern. Und das unter Einhaltung verschärfter Umweltauflagen.
„Diese vorgesehene Modernisierung schafft für uns eine wichtige Zukunftsperspektive", sagte Bürgermeister Daniel Vogt. Davon könne man sich mehr Klimaschutz, eine verlässliche Wärmeversorgung und sinkende Abhängigkeit von fossilen Energieträgern erhoffen.
Herzstück des Projekts ist eine rund drei Kilometer lange Fernwärmeleitung vom Kraftwerk an der B19 zur Heizzentrale der Technischen Werke Herbrechtingen (TWH) im Baumschulenweg. Dort soll künftig – statt wie bisher mit Erdgas – mit der Abwärme des Biomassekraftwerks geheizt werden. Das Kraftwerk produziert bislang ausschließlich Strom, die dabei entstehende Wärme bleibt größtenteils ungenutzt.
Klimaziele im Blick
„Die Maßnahme steht im Einklang mit dem Ziel der Klimaneutralität", erklärte Stadtbaumeister Dieter Frank. Tatsächlich greift die Stadt damit gleich mehrere gesetzliche Vorgaben auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene auf, die bis spätestens 2045 eine CO₂-neutrale Energieversorgung vorsehen.
Der Gemeinderat beschloss vier wesentliche Punkte: Die Stadt unterstützt das bevorstehende Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz, erkennt den geplanten Wärmeliefervertrag mit dem Betreiber an, und beauftragt die Verwaltung, die rechtliche Grundlage - eine sogenannte Dienstbarkeit - zu aktualisieren und notariell abzusichern. Dabei handelt es sich um eine im Grundbuch verankerte Regelung, die genau festlegt, welche Brennstoffe in der Anlage überhaupt verbrannt werden dürfen.
Die Umsetzung des Projekts ist an eine noch ausstehende Genehmigung durch das Regierungspräsidium Stuttgart geknüpft. „Ohne deren Zustimmung können wir nicht weitermachen", sagte Frank in aller Deutlichkeit. Das Verfahren soll 2025 starten und voraussichtlich rund ein Jahr dauern. Frühestens 2026 könnten die ersten Haushalte an das neue Wärmenetz angeschlossen werden.
Wenn’s um Reinhaltung der Luft geht, werden gesetzliche Vorschriften sogar übertroffen.
Daniel Vogt, Bürgermeister in Herbrechtingen
Strenge Vorgaben für den Betrieb
Die neue Dienstbarkeit legt ein enges Raster an: Unter anderem ist die Verbrennung von unsortierten Siedlungsabfällen, Küchen- und Krankenhausabfällen sowie schwermetall- oder PCB-belastetem Holz ausdrücklich ausgeschlossen. Darüber hinaus sind ein umfassendes Qualitätssicherungssystem, inklusive Probenanalysen bei Anlieferung, sowie ein Nachweis gefordert, dass die Belastung der umliegenden Wohngebiete durch Emissionen unerheblich bleibt.
„Wenn’s um Reinhaltung der Luft geht, werden gesetzliche Vorschriften sogar übertroffen", betonte Vogt in der Sitzung. Für viele Bürgerinnen und Bürger in Herbrechtingen bedeutet das: Bereits in wenigen Jahren könnte ein Teil ihrer Heizenergie direkt aus der Nachbarschaft stammen – und dabei umweltfreundlich erzeugt werden.
Zustimmung mit Nachfragen
Die Entscheidung im Rat fiel bei einer Gegenstimme mit großer Mehrheit. Die Ratsmitglieder lobten vor allem die große technische Qualität des Vorhabens und die Bedeutung für die Zukunft Herbrechtingens. „Wir sind in einer sehr glücklichen Situation, danach würden sich andere Städte und Kommunen die Finger lecken", sagte Hermann Mader (FWV) und betonte die Notwendigkeit, günstige Energie für die Bürgerinnen und Bürger Herbrechtingens vertraglich abzusichern. Auch sein Nebensitzer im Sitzungssaal, Martin Müller (FWV), sprach sich klar für die Modernisierung aus: „Wir wären gut beraten, keine unnötigen Zeitverzögerungen zu schaffen."