Natur

Beim Biberzentrum Eselsburg – auf der Spur des pelzigen Baumeisters

Im Rahmen der Geoparkwochen konnte man sich auch über den Biber informieren. Beim Biberzentrum in Eselsburg stand die Naturpädagogin Jutta Reiter Rede und Antwort.

Sie ist bekennender Biber-Fan. Warum? „Es sind Künstler und sie sind einfach faszinierend“, sagt Jutta Reiter. Sie ist Naturpädagogin, Gewässerführerin und arbeitet für das Mooseum in Bächingen. 850 Meter lang sei der längste Biberdamm der Welt, er liegt in Kanada, wurde von mehreren Bibergenerationen erbaut und ist sogar aus dem All zu sehen. „Der ist so stabil, da könnten Pferde darüber laufen“, sagt Jutta Reiter.

Im Rahmen der Geoparkwochen in der Brenzregion stand sie jetzt anderen Biber-Fans Rede und Antwort. Und wo wäre das passender als im Biberzentrum in Eselsburg? Seit zehn Jahren kann man dort rund um die Uhr einen naturgetreu nachgebauten Biberbau betrachten und sich über das versteckte Leben der possierlichen Nager informieren.

Auch zwei ausgestopfte Exemplare hat Jutta Reiter dabei. Andächtig streicheln kleine und große Biber-Freunde über das Fell. „Hättet ihr gedacht, dass es so weich ist?“, fragt Reiter. Das bejaht keiner. Es ist wirklich erstaunlich weich. Der Grund: Ein Quadratzentimeter Biberpelz beherbergt etwa 23.000 Haare, während die menschliche Kopfhaut durchschnittlich nur etwa 300 Haare pro Quadratzentimeter hat. Das schützt den Nager vor Kälte und hält in trocken.

Damit er wirklich trocken bleibt und Wasser an seinem Pelz abperlt, schmiert sich der Biber zusätzlich mit seinem Drüsensekret, genannt Bibergeil, ein, mit dem er auch sein Revier markiert. Sein weiches Fell und das Bibergeil waren früher sein Verhängnis. Er wurde dafür gejagt und getötet, man glaubte unter anderem an eine Potenzsteigerung durch das Drüsensekret.

Dem Biber gefällt es an der Brenz

Mitte des 19. Jahrhunderts war der Biber in Baden-Württemberg ausgerottet, aber mittlerweile gibt es laut Jutta Reiter kaum mehr einen Abschnitt an der Brenz, an dem er nicht wieder eine Heimat gefunden hat. 11.000 Biber soll es in Baden-Württemberg geben. Sehen kann man sie nur selten, weil sie nachtaktiv sind und die Tage im Biberbau verbringen. Außerdem kann er 20 Minuten lang unter Wasser bleiben. Seinen platten Schwanz, die Biberkelle, benutzt er zum Steuern und Beschleunigen. Schnell ist der Nager nämlich nur im Wasser, an Land ist er sehr behäbig, weshalb der Straßenverkehr als seine Haupttodesursache gilt.

Der Biber wird bis zu einem Meter lang und wiegt ausgewachsen bis zu 35 Kilo. In freier Wildbahn wird er zwischen acht und 13 Jahre alt. „Ein in Gefangenschaft gehaltener Biber wurde 35“, weiß Jutta Reiter. Hat sich ein Biberpaar füreinander entschieden, bleiben sie ihr ganzes Leben lang zusammen. „Da will man ja gleich selbst Biber sein“, sagt eine Besucherin am Biberzentrum entzückt. „Jetzt finde ich sie noch putziger.“

Doch nicht alle finden den Biber putzig. Der Grund: Er gestaltet seinen Lebensraum nach seiner Fasson. Eine Eigenschaft, die der Mensch gern nur sich selbst zuschreibt. „Kritik höre ich vor allem, wenn Biber große Bäume fällen“, sagt Jutta Reiter. In einer Nacht schafft der Nager einen Durchmesser von 50 Zentimeter. Allerdings frisst er nicht nur Holz, sondern auch Kräuter und Weiden. Etwas Verständnis hat Reiter, dass es für manchen schwer zu ertragen ist, dass ein großer Baum vom Biber gefällt wird. „Gleichzeitig ist unser Wald aber ein Wirtschaftswald, dass dort die Harvester reinfahren und jede Menge Bäume fällen, stört niemanden.“

„Er betreibt aktiven Hochwasserschutz“

Auch Landwirte sind nicht als ausgesprochene Biber-Freunde bekannt. Jutta Reiter wirbt für Verständnis und etwas Flexibilität. „Man muss nicht ganz nah an den Fluss ranackern, wo der Biber vielleicht Tunnel angelegt hat.“ Denn der Biber verändere seinen Lebensraum zwar, aber meistens zum Guten. „Er betreibt aktiven Hochwasserschutz, dagegen sollte heutzutage ja niemand etwas haben.“

Und wie eine Schweizer Studie zeigt, ist die Artenvielfalt an Gewässern mit Biberpräsenz bis zu sechsmal größer als ohne den Nager. Außerdem wird die Fließgeschwindigkeit eines Gewässers durch die Dämme reduziert und durch den Rückstau der Grundwasserspiegel lokal angehoben. „Dafür muss man ihm nur etwas Platz lassen.“

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