Bürgerspaziergang mit OB Michael Salomo

Wo die Schnaitheimer der Schuh besonders drückt

Der fünfte und letzte seiner Bürgerspaziergänge führte Heidenheims OB Michael Salomo nach Schnaitheim. Deutlich wurde, dass ein Problem die Menschen im nördlichen Teilort besonders beschäftigt.

Aufreger gibt es zahlreiche in Schnaitheim. Aber aller Unzufriedenheit zum Trotz offenbar auch die Bereitschaft zum konstruktiven Dialog. Deutlich wurde das beim fünften und letzten Bürgerspaziergang, der OB Michael Salomo am Donnerstag in den nördlichen Teilort führte.

Gleich zu Beginn war klar, wo nicht wenige Schnaitheimerinnen und Schnaitheimer der Schuh besonders stark drückt: Zu viele Autos verstopfen die Straßen. Vor allem dann, wenn sie gar nicht bewegt werden. Eine Teilnehmerin brachte es plakativ auf den Punkt: „Die Parkplätze sind ein massives Problem. Und wir haben panische Angst davor, dass jetzt noch weitere Autos dazukommen.“

Autos versperren Gehweg

In verschiedenen Schilderungen wurden aus Sicht der jeweils Betroffenen nicht hinnehmbare Situationen deutlich. So beklagte eine Mutter, vor der Bäckereifiliale an der Lammstraße werde regelmäßig in zweiter und dritter Reihe geparkt: „Die Kinder müssen deshalb vom Gehweg auf die Straße ausweichen, und der Schulweg ist nicht mehr sicher.“

Außerdem seien viele öffentliche Parkplätze dauerbelegt, sodass es vor Geschäftsbetrieben, die viel Gewerbesteuer bezahlten, keine freien Flächen mehr gebe. Manchen sei bisweilen sogar die Zufahrt zum eigenen Grundstück versperrt. Im Hagen sei die Lage mittlerweile so verfahren, „dass der Krankenwagen nicht mehr durchkommt oder ich schon tot bin, bis er es schafft“. Mehrfach wurde der Ruf nach strengeren und regelmäßigen Kontrollen laut.

Es sei nicht der Rathauschef, der falsch parke, gab Salomo zu bedenken: „Es ist ein gesellschaftliches Problem, weil wir wegen 50 Metern alle mit dem Auto fahren.“ Pfarrer Martin Kleineidam stimmte zu und mahnte: „Wir sollten gemeinschaftlich darauf achten, dass bestehende Regeln eingehalten werden. Denn wir wollen ja alle keinen Polizei- und Spitzelstaat.“

Salomo sagte zu, in den geschilderten Fällen Kurzzeitparkzonen beziehungsweise Anwohnerparkausweise in Erwägung zu ziehen. Überprüfen will die Stadtverwaltung auch, ob bei den mittlerweile vier Boardinghäusern in Schnaitheim Stellplätze in ausreichender Zahl ausgewiesen sind. Auf dem Kleehof-Areal wird dem Rathauschef zufolge der laut Landesbauordnung geltende Schlüssel von 1,5 Plätzen je Wohneinheit erfüllt, wobei sich diese teilweise ebenerdig im Gebäude befinden.

Auf dem Kleehof-Areal entsteht zügig neuer Wohnraum. Viele Schnaitheimer blicken dabei mit Unbehagen auf die erwartete Zunahme des Verkehrs. Foto: Geyer-Luftbild

Auf dem Gelände hat die Stadt 35 Wohnungen in zwei Häusern erworben, um den Bestand an bezahlbarem Wohnraum zu erhöhen. Sie investiert dafür 13 Millionen Euro, wobei Bund und Land sieben Millionen Euro zuschießen. Salomo verwahrte sich dagegen, von Sozialwohnungen zu sprechen: „Die Verdienstgrenze, um zum Zug kommen zu können, liegt bei 57.000 Euro brutto. Darunter fallen sehr viele Beschäftigte und auch Rentner, die angesichts der geringeren Miete am Monatsende mehr Geld in der Tasche haben, das dann dem örtlichen Einzelhandel zugutekommen kann.“

Nur am Rande angesprochen wurde der immer wieder beklagte Zustand der Heidenheimer Straße. Laut Salomo würde eine grundlegende Instandsetzung zwischen acht und zehn Millionen Euro kosten. Er erinnerte daran, dass sich Anlieger angesichts der Möglichkeit, mit Erschließungsbeiträgen im fünfstelligen Bereich zur Kasse gebeten zu werden, in der Vergangenheit vehement gegen eine Sanierung ausgesprochen hätten.

Auf einhellige Zustimmung stieß unterdessen der Vorschlag einer Bürgerin, die Mittelrainstraße am oberen und unteren Ende der Bebauung mit einem Tempo-50-Schild zu versehen. Abgesehen von notorischen Rasern sei vielen offenkundig nicht bekannt, dass dort nicht schneller gefahren werden dürfe.

Der Sonnen- und Zeitpfad bei der Ballspielhalle: Nach 25 Jahren soll er jetzt grundlegend saniert und überarbeitet werden. Rudi Penk

Vor einer grundlegenden Sanierung steht derweil der vor einem Vierteljahrhundert maßgeblich von Heinz Zag und Dr. Dietrich Roenick initiierte und gesponserte Sonnen- und Zeitpfad unweit der Ballspielhalle. Der Sache annehmen will sich der Lions-Club Heidenheim-Steinheim, der ebenfalls seit 25 Jahren besteht. Laut Präsidentin Inge Riemann wird der Himmelsglobus im Oktober abgebaut und anschließend bei Voith überarbeitet. Wieder ihrer Bestimmung übergeben werden soll die Anlage am 11. Juli 2026. An diesem Tag findet das Kinderfest statt. Der Umzug der Hirscheckschule hat dann das Motto „Sonne, Mond und Sterne“.

Als Gast wird der in Heidenheim geborene Wissenschaftsastronaut Dr. Gerhard Thiele erwartet. Er hat bei einem Besuch im Mai 2000 eine im Weltall entstandene, dreidimensionale Aufnahme der Ostalb in den Zeiger der Sonnenuhr gelegt. Geplant ist auch ein Vortrag Thieles in der Bonifatiuskirche. „Wie würde unsere Gesellschaft aussehen, wenn wir das Ehrenamt nicht hätten?“, kommentierte Salomo das angekündigte Engagement.

IHK-Erweiterungsbau: Spatenstich am 6. Oktober

Ausgangspunkt des Bürgerspaziergangs war die Industrie- und Handelskammer an der Ludwig-Erhard-Straße. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Thorsten Drescher erläuterte die Pläne für den von der IHK-Vollversammlung beschlossenen Erweiterungsbau. Er soll mit Blick auf die Fachkräftesituation zum einen durch Seminarräume unterschiedlicher Größe eine Investition in Aus- und Weiterbildung darstellen, zum anderen im bestehenden Gebäude Platz für 14 neue Büroarbeitsplätze schaffen.

Die bauliche Erweiterung – der Spatenstich ist für den 6. Oktober 2025 geplant, die Fertigstellung für den Beginn des Jahres 2027 - kostet Drescher zufolge rund 6,5 Millionen Euro. Vorgesehen sind zwei Obergeschosse und ein Kellergeschoss. Geheizt werden soll mittels Geothermie. Mit eineinhalb Millionen Euro schlagen außerdem Sanierungsarbeiten am bestehenden IHK-Gebäude zu Buche, das vor 40 Jahren eingeweiht wurde. OB Michael Salomo lobte das Vorhaben: „Das ist eine Antwort auf die Frage, wie die Transformation bei uns gelingt. Darauf kann man als Schnaitheimer stolz sein.“

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