Kabarett im Heidenheimer Lokschuppen

Wieso David Kebekus nicht in Konkurrenz zu seiner Schwester steht

Der jüngere Bruder von Carolin Kebekus brauchte mit seiner lockeren, ausgeglichenen Art bei seinem Auftritt in Heidenheim seine bekannte Schwester nicht, um das Publikum gut zu unterhalten.

David Kebekus – das ist doch der … ja genau, der ist das - der knapp vier Jahre jüngere Bruder der Komik-Ikone Carolin Kebekus. Sein aktuelles Repertoire nennt sich „Überragend“, welches er am vergangenen Donnerstag im Heidenheimer Lokschuppen vorstellte. Kebekus hat eine überaus angenehme, ausgeglichene, lockere und sympathische Art – der klassische Kumpel von nebenan, dem man gerne mal seine Briefmarkensammlung zeigen möchte. Inhaltlich packte der kleine Bruder jedoch das ein oder andere Mal ohne Vorwarnung die maximale Comedy-Keule aus.  

Den knapp 150 größtenteils jüngeren Besuchern präsentierte Kebekus zahlreiche Geschichten aus seinem Leben und dem persönlichen Umfeld. Die Familie ist ihm sehr wichtig und dadurch schaffte der Stand-Up Comedian eine authentische, persönliche Atmosphäre. Die Anreise mit dem Zug war erwartungsgemäß nicht ganz so problemlos wie erhofft, und so strandete Kebekus in Giengen. Kurzerhand machte er Station im Café Soft Rock in der Nähe des Bahnhofs und erkannte gegenüber den anderen Kneipenbesuchern ein Alleinstellungsmerkmal: er war der einzige ohne Gesichtstätowierung. Auch die Bestellung eines Tees in besagtem Umfeld sorgte für gesteigerte Irritationen. Der Fußballfan richtete einen eindringlichen Appell in Richtung 1. FC Heidenheim und bat darum, seinen 1. FC Köln am letzten Spieltag doch bitte nicht in die zweite Liga zu befördern. Was Frank Schmidt wohl bei dieser Aussage gedacht hätte?

In Konkurrenz zu seiner Schwester Carolin steht David Kebekus im übrigen nicht – so wird denn auch der Name des Kindes der frischgebackenen Mutter streng geheim gehalten;  zumindest bis ihm das höchstmögliche Angebot vorliegt, erzählt Kebekus mit einem charmanten Augenzwinkern. Natürlich sind auch moderne Medien ein wichtiges Thema an diesem Abend. Er flirtet gerne mit seinen Followern und antwortet auf Instagram immer noch höchstpersönlich. In Sachen Haustiere hatte Kebekus eine interessante, wenn auch eigenwillige Sichtweise: der Hamster als bester Freund des Kindes kam dabei nicht wirklich gut weg - er kostet weniger als eine Packung Zigaretten und wird nur nachts aktiv, wenn die Kids bereits im Bett liegen. Kurzum: als Haustier ist ein Hamster die ärmste Sau.

Keine Karriere als Fußballer

Als aktiver Fußballer erzählte er über seine Karriere beim SC Borussia Lindenthal-Hohenlind. Immerhin schnürte er in der zwölfthöchsten Liga Deutschlands die Kickschuhe – Kenner wissen: das ist die Liga, in der es keine Absteiger mehr gibt. Gespielt wurde auch nicht auf klassischem Rasen, sondern auf einem Aschenplatz – vielleicht der Grund, warum ihm der Weg zur großen internationalen Karriere als Ballkünstler verwehrt blieb.

Die Klippen eines gemeinsamen Selfies mit der britischen Schauspiellegende John Cleese wurden ebenso erörtert wie sein Faible für etwas diffizile und multiple Charaktere. So bezeichnete er Amanda Knox („Der Engel mit den Eisaugen“) als Idealpartnerin. Ein klassisches Vater-Sohn-Wochenende kann dann auch mal kurzerhand in einen Überfall münden – während die Mutter schon mal die Brote schmiert und die Klamotten rauslegt. Da war er wieder, der klassische Dampfhammer-Humor aus dem Hause Kebekus. Natürlich wurde auch die essentielle Frage diskutiert, wie man einen Salzstreuer zweckentfremden kann.

Publikum benötigt Anlaufzeit

Die erzählten Geschichten von David Kebekus umfassen zahlreiche Facetten aus seinem täglichen Leben  – meist beginnen sie recht harmlos um relativ schnell einen bissigen, bisweilen auch mal zynischen Unterton mit einer ordentlichen Prise Selbstironie zu entwickeln.  Leider benötigte im Gegensatz zu Kebekus das Heidenheimer Publikum eine gewisse Anlaufzeit, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Zum Schluss waren alle zufrieden und Kebekus kündigte an, mit seinem nächsten Programm wieder nach Heidenheim zu kommen – vorausgesetzt natürlich, dass der 1. FC Heidenheim den 1. FC Köln nicht in die zweite Liga manövriert. Aber das Thema hatten wir ja schon. Nach der Veranstaltung zeigte sich Kebekus äußerst publikumsnah, unterzeichnete bereitwillig Veranstaltungsplakate und unterhielt sich mit seinen Gästen. Das ist überragend – vom Kumpel von nebenan.

Lange hinter der Bühne aktiv

David Kebekus ist in Bergisch Gladbach geboren und in Köln groß geworden. Er war viele Jahre hinter der Bühne als Autor aktiv, beispielsweise für „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ oder die „Freitag Nacht News“. 2017 wechselte er die Seiten und war erstmals mit seinem Programm „Aha? Egal.“ auf der Bühne zu bestaunen. Mit seiner Schwester flimmerte er gemeinsam in der Duell-Show „Wir gegen die! Die Kebekus Geschwister Show“ über die TV-Leinwand.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar