Wenn es draußen kalt wird und sich sonntags auf den Autobahnrastplätzen immer mehr Lkw sammeln, rollen zwei Schelklinger jedes Jahr mit einem Kofferraum voller Geschenke an: Dagmar Bruttig und Florian Krauss. Seit 2022 sind die Beiden unterwegs, um Truckern, die an Adventswochenenden festsitzen, ein Stück Wärme und Menschlichkeit zu schenken.
Sie nennen sich selbst die „Weihnachtsengel für gestrandete Trucker“ – und genau das sind sie. Jedes Jahr packen Bruttig und Krauss rund 200 Geschenkbeutel, die sie an Fahrerinnen und Fahrer verteilen, die sonntags nicht weiterfahren dürfen. „Wir wollten einfach ein bisschen Menschlichkeit zeigen“, sagt Dagmar Bruttig. Für sie und Krauss steht fest: Lkw-Fahrer sind das ganze Jahr unterwegs, sorgen dafür, dass Regale gefüllt bleiben und wir Lieferungen erhalten und verbringen dennoch viele Sonntage allein auf fernen Parkplätzen. „Da wollten wir ihnen etwas Gutes tun“, ergänzt Krauss.
Besonderer Begleiter mit auf Tour
Mit auf ihren Fahrten ist immer auch die Erinnerung an ihren verunglückten Freund. Für ihn ließen die beiden Hoodies mit seinem Bild bedrucken. „Wenn wir so etwas machen, dann muss er einfach dabei sein“, erklären sie.
Sponsoren und Selbstgemachtes
Die Aktion wäre ohne die große Unterstützung aus der Region kaum denkbar: Die meisten Produkte werden gesponsert. Eine Firma spendet Tankgutscheine, jemand anderes steuerte sogar selbstgestrickte Socken bei. In den Beuteln finden sich außerdem selbstgemachte Plätzchen von Krauss, Marmelade oder Leberwurst von einem Bekannten der Beiden, dazu Kugelschreiber, Feuerzeuge, Cappies – alles verpackt in Tüten mit der Aufschrift „Super Kraftfahrer“.

Durch Presseberichte wurde die Aktion immer bekannter, immer mehr Menschen möchten helfen. Oft begleiten Freunde und Bekannte die beiden auf ihren Touren. Und manchmal bekommen sie unterwegs von Autofahrern eine Spende überreicht.
Dankbarkeit – aber auch Unsicherheit
Ihre Route führt sie oftmals bis ins Allgäu und zum Bodensee. Und natürlich auch in den Landkreis Heidenheim. Überwiegend geht es die A7 hinauf und anschließend die A6 entlang. Doch so gut gemeint, wie die Aktion ist – nicht immer wird sie sofort verstanden. Denn viele Fahrer sprechen kaum Deutsch und sind zunächst misstrauisch. Manche denken auch, dass sie dafür etwas bezahlen müssen.
Deshalb gehen die Weihnachtsengel vorsichtig vor, bedrängen niemanden und betonen, dass sie nichts dafür wollen. Doch oft weicht das Misstrauen schnell der Freude. Viele Fahrer bedanken sich herzlich – und manche schenken sogar etwas zurück: Schokolade, Wurst oder kleine Souvenirs aus ihrer Heimat.
Ein Traum für die Zukunft
Bruttig und Krauss sind Mitglieder der FAB Truckerfreunde (Fahrer aus Berufung), selbst fahren sie aber keinen Lkw. Die Aktion kostet sie zwar eigenes Geld, doch das nehmen sie in Kauf: „Es ist ja nur einmal im Jahr.“ Und für die kommenden drei bis vier Jahre möchten sie unbedingt weitermachen.
Ihr großer Wunsch: Ein kleines Truckerhaus an einer Gaststätte – mit Imbiss und Aufenthaltsräumen. Ein Ort, an dem Fahrer ihre langen Standzeiten am Sonntag angenehmer überbrücken können. Denn eines wünschen sie sich besonders: „Dass sich Firmen mehr um ihre Fahrer kümmern.“ Bis dahin bleiben die Beiden unterwegs – als Weihnachtsengel, die mit kleinen Gesten große Freude machen wollen.