Wirtschaftliche Entwicklung

Pessimismus in der Bau-Branche, gute Geschäftslage für Dienstleister: So geht es Unternehmen im Landkreis Heidenheim

Die IHK Ostwürttemberg hat in ihrer Frühlingsumfrage eine leichte Verbesserung im Stimmungsbild der Unternehmen festgestellt. Manche Branchen blicken optimistisch in die Zukunft - andere eher weniger.

Im IHK-Bezirk Ostwürttemberg hat sich das konjunkturelle Stimmungsbild zu Jahresbeginn 2024 gegenüber den Vormonaten leicht verbessert. Unterschiede in Lage und Erwartungen sind jedoch sektorenabhängig: Während weiterhin mehr als 40 Prozent der Dienstleistungsunternehmen von einer guten Geschäftslage sprechen, ist es in der Industriebranche jedes fünfte. Die Bau-Branche sowie das Transport- und Verkehrsgewerbe blicken pessimistisch in die Zukunft. Der Arbeitsmarkt bleibt weitgehend stabil. Impulse für eine verstärkte Investitionstätigkeit in Kapazitätserweiterungen und Innovationen bleiben verhalten.

Im Landkreis Heidenheim beschreiben 29 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut, 52 Prozent als befriedigend und 19 Prozent als schlecht. Die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate weichen nur leicht von diesen Werten ab: 28 Prozent rechnen mit einer guten Geschäftslage, 51 Prozent mit einer befriedigenden und 21 Prozent mit einer schlechten. Die Unternehmen im Landkreis wollen in nächster Zeit weniger investieren: Ein Fünftel plant zunehmende Investitionen, während ein Drittel von abnehmenden Investitionen ausgeht. 16 Prozent werden nicht investieren. Noch klarer ist die Tendenz bei den erwarteten Beschäftigtenzahlen. 45 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer fallenden Zahl, nur 12 Prozent gehen davon aus, dass sie sich vergrößern werden.

Im Durchschnitt des gesamten IHK-Bezirks Ostwürttemberg sieht die Lage etwas besser aus. Ein Drittel der Unternehmen beschreiben ihre Geschäftslage weiterhin als gut. Während im Herbst 2023 28 Prozent von einer schlechten Geschäftslage sprachen, sind es nun lediglich 16 Prozent. Die Verschiebung hin zu einer pessimistischen Erwartungshaltung setzte sich nicht fort: Jedes fünfte Unternehmen geht von einer Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten aus, während der Anteil der Betriebe, die von einer Verschlechterung ausgehen, um acht Prozentpunkte auf 27 Prozent gefallen ist.

Risiken führen zu geringeren Investitionen

Bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Risiken kommt es in der Auflistung zu Verschiebungen: Hauptrisiken sind weiterhin die Inlandsnachfrage, gefolgt von den Energie- und Rohstoffpreisen beziehungsweise Energiepreisen. Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, geopolitische Spannungen und Lieferketten sowie Lieferengpässe beeinflussen insbesondere die Produktionstätigkeit in den Industrieunternehmen stärker als die Sorgen um den Fachkräftemangel. Bei den überwiegend arbeitsintensiven Dienstleistern bleibt der Fachkräftemangel dagegen Hauptrisiko, gefolgt von Arbeitskosten und Inlandsnachfrage.

Die Einschätzungen zu wirtschaftlichen Risiken und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) führen zu einer verhaltenen Investitionsbereitschaft. Daher sprechen 16 Prozent der Unternehmen weiterhin von abnehmenden Investitionen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Ostwürttemberg wollen in den nächsten zwölf Monaten Inlandsinvestitionen tätigen. Dies entspricht 16 Prozentpunkten mehr als im Herbst 2023. Bei den Inlandsinvestitionen handelt es sich allerdings vor allem um Ersatzbedarf. Von Kapazitätserweiterungen sprechen lediglich 14 Prozent der Unternehmen. Wird der Zeitraum seit Jahresbeginn 2007 bis Jahresbeginn 2024 betrachtet, dann ist dieser Wert der niedrigste nach der Finanz- und Wirtschaftskrise. Auch der Wert für Innovationen liegt mit 32 Prozent unter dem Durchschnitt der Umfragen seit Jahresbeginn 2007.

„Für positive Impulse und die Transformation der ostwürttembergischen Wirtschaft waren und sind Innovationen sowie Kapazitätserweiterungen unerlässlich. Diese müssen von Seiten aller Akteure unterstützt werden“, so Thilo Rentschler, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg. „Innovative Ideen entstehen im engen Austausch mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Dafür brauchen die Akteure Planungssicherheit und verlässliche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Unsere Mitgliedsunternehmen fordern klare, berechenbare politische Vorgaben sowie konkrete schnelle Schritte zum Bürokratieabbau wie auch eine sichere und bezahlbare Energieversorgung.“

Finanzlage weitgehend unproblematisch

Positiv zu beurteilen sei weiterhin, dass sich 60 Prozent der Unternehmen in Ostwürttemberg der Herausforderung der Digitalisierung annehmen und 41 Prozent der Investitionen aus Umweltschutz- beziehungsweise Energieeffizienzgründen tätigen. Die Nachfrage nach Krediten für Investitionen und Betriebsmittel bleibt weiterhin verhalten. Des Weiteren sprechen mehr als die Hälfte der Unternehmen von einer unproblematischen Finanzlage. Von drohender Insolvenz ist keines der befragten Unternehmen betroffen.

Trotz schwieriger konjunktureller Lage bleibt der Arbeitsmarkt weitgehend stabil: Am Jahresbeginn 2024 gehen 14 Prozent der Unternehmen von steigenden Beschäftigtenzahlen aus, während eine Mehrheit von 55 Prozent von gleich bleibende Beschäftigtenzahlen spricht. 30 Prozent wollen ihre Beschäftigtenzahlen voraussichtlich reduzieren. Gleichwohl bleibt der Fachkräftemangel bei der Hälfte der Unternehmen in Ostwürttemberg ein Konjunkturrisiko.

Bei jedem vierten Unternehmen in Ostwürttemberg sind die Umsätze gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal gestiegen. Dieser Anteil ist um 14 Prozentpunkte gefallen und entspricht nun in etwa dem Wert zu Beginn des Jahres 2021. Eine optimistischere Haltung im Vergleich zum Herbst 2023 zeigt sich bei den Umsatzerwartungen. Während im Herbst lediglich 24 Prozent mit steigenden Umsätzen rechnen, sind es inzwischen 27 Prozent. Der Anteil von Unternehmen, die von fallenden Umsätzen ausgehen, ist auf 28 Prozent gesunken.

Mit „gut“ bewerten 20 Prozent der Unternehmen in Ostwürttemberg ihre Ertragslage. Dies ist der niedrigste Wert seit Herbst 2020. Jedes fünfte Unternehmen spricht von einer „schlechten“ Ertragslage. Das Bild bei den Auftragseingängen hat sich im Vergleich zum Herbst 2023 gering verändert: 36 Prozent gehen von fallenden Auftragseingängen aus, im Herbst 2023 waren es 37 Prozent. 20 Prozent gehen von steigenden Auftragseingängen aus, das entspricht einer Erhöhung von acht Prozentpunkten.

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