Wirft man einen Blick auf das Organigramm, das auf der Homepage der Stadt Heidenheim einsehbar ist, reibt man sich verblüfft die Augen: Als Leiter des Fachbereichs 5, der für Familie, Bildung und Sport zuständig ist, wird hier Matthias Heisler genannt. Matthias Heisler? Der wurde doch bereits im Februar zum neuen Gerstetter Bürgermeister gewählt, übt dieses Amt seit dem 1. Mai, und damit seit mehr als zweieinhalb Monaten, offiziell aus – und ist noch immer Fachbereichsleiter bei der Stadt Heidenheim?
Sicherlich nicht. Doch warum ist die Leitungsposition in diesem so wichtigen und großen Fachbereich nach wie vor nicht besetzt? Die Antwort darauf liegt hinter den verschlossenen Türen des Rathauses, denn Personalangelegenheiten werden immer nichtöffentlich behandelt. So auch die Wahl des Heisler-Nachfolgers, die am 26. Juni im Rahmen der nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats auf der Tagesordnung stand. Dem Gremium wurden mit einer Frau und einem Mann zwei Bewerber vorgestellt, die Interesse an der Fachbereichsleitung bekundet hatten. Beide sind bereits in führender Position bei der Stadtverwaltung beschäftigt: als Geschäftsbereichsleiter in unterschiedlichen Fachbereichen.
Nur intern ausgeschrieben
Sowohl die Kandidatin als auch der Kandidat hatten sich offiziell auf die Ausschreibung hin beworben – die allerdings nur rathausintern stattfand. Beide durchliefen, so ist zu hören, das Auswahlverfahren, mit dem Ergebnis, dass beide zur Wahl antraten, die der Gemeinderat vorzunehmen hat. Offensichtlich hatte Oberbürgermeister Michael Salomo die Frau als Favoritin für die Fachbereichsleitung auserkoren, denn im Vorfeld der nichtöffentlichen Sitzung soll er Kontakt zu einigen Stadträten gesucht haben, um sie von der Kandidatin zu überzeugen.
Doch die eigentliche Wahl, so ist aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu hören, lief völlig anders als erwartet: Auf Antrag aus Reihen des Gemeinderats wurde die Wahl geheim abgehalten, was für nichtöffentliche Sitzungen recht ungewöhnlich ist. Durch diese geheime Wahl lässt sich nicht nachvollziehen, welches Gremiumsmitglied für welchen Bewerber stimmt. Das Ergebnis jedenfalls muss für viele überraschend gewesen sein: Die Mehrheit des Gemeinderats stimmte für den männlichen Kandidaten. Damit wäre dieser der neue Leiter des Fachbereichs 5.
Dass das Ergebnis der Wahl nicht im öffentlichen Teil der jüngsten Gemeinderatssitzung verkündet wurde, wie das sonst üblich ist, hat seine Gründe: Noch ist die Wahl nicht gültig. Denn im Anschluss an die Wahl, so ist zu hören, hat die unterlegene Kandidatin zunächst Akteneinsicht beantragt, wodurch sich Widerspruchsfristen verlängern. Aus gut unterrichteten Kreisen wird bestätigt, dass die Frau überprüfen lässt, ob der gewählte Kandidat, also ihr Konkurrent, die für diese Stelle notwendige fachliche Qualifikation vorzuweisen hat. Vom Ergebnis könnte dann abhängen, ob die Wahl des Gemeinderats überhaupt gültig ist.
Stadtverwaltung gibt keine Auskunft
Dazu, ob die Prüfung abgeschlossen ist, ob Widerspruch gegen das Wahlergebnis eingelegt wurde, und zu zahlreichen anderen Fragen diesen Vorgang betreffend, gibt es von der Stadtverwaltung auf Anfrage mit dem Verweis auf die Nichtöffentlichkeit keine Antworten. Von der Pressestelle heißt es lediglich: „Die Stelle der Fachbereichsleitung 5 (Familie, Bildung und Sport) wurde intern mit der Qualifikation für den gehobenen oder höheren nichttechnischen Verwaltungsdienst oder einem erfolgreich abgeschlossenen Hochschulstudium mit inhaltlichem Bezug zur Tätigkeit ausgeschrieben. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.“
Damit ist der vorläufige Höhepunkt eines Vorgangs erreicht, der schon vor Monaten begonnen hat und davon zeugt, dass es im Heidenheimer Rathaus und im Verhältnis zwischen Oberbürgermeister Salomo und dem Gemeinderat nicht gerade rund läuft. Denn obwohl der damalige Fachbereichsleiter Heisler bereits im Februar die Bürgermeisterwahl in Gerstetten gewonnen hatte und damit feststand, dass er die Heidenheimer Verwaltung verlassen wird, geschah zunächst nichts. Ende März war die Stelle noch immer nicht ausgeschrieben. Grund dafür war, dass Salomo bei der Besetzung auf eine externe Agentur setzen wollte, um geeignete Bewerber zu finden. Das war vom Rathaus gegenüber unserer Redaktion auch so bestätigt worden. Wenige Tage später hieß es jedoch, man wolle nun doch auf fremde Hilfe verzichten. Grund dafür könnten die Kosten gewesen sein. Letzten Endes wurde die Fachbereichsleiter-Stelle dann ausgeschrieben, allerdings nur rathausintern.
Und wie geht es jetzt weiter? Könnte es sein, dass bei einem erfolgreichen Einspruch gegen die Wahl das gesamte Prozedere inklusive Ausschreibung neu gestartet werden muss? Sollte der Einspruch erfolgreich sein: Wie ist es möglich, dass den Personalverantwortlichen nicht aufgefallen ist, dass der siegreiche Bewerber gar nicht die erforderliche Laufbahn vorzuweisen hat? Zu all diesen Fragen ist von der Stadtverwaltung nichts zu erfahren.
Immerhin ist die Führung des Fachbereichs nicht gänzlich verwaist: David Mittner, Leiter des Geschäftsbereichs Kinder, Jugend und Familie, wurde die Leitung des Fachbereichs bis zur Wiederbesetzung der Stelle kommissarisch übertragen“, heißt es von der Pressestelle. Mittners Geschäftsbereich ist zwar Teil des Fachbereichs 5, er hatte sich jedoch nicht um die Leitung beworben.
Viele Fach- und Geschäftsbereiche
In der Organisation der Heidenheimer Stadtverwaltung gibt es zwei Dezernate. Dezernat I wird von Oberbürgermeister Michael Salomo, Dezernat II von Bürgermeisterin Simone Maiwald geleitet. In diesen Dezernaten gibt es unterschiedliche Fachbereiche, die wiederum einem Leiter oder einer Leiterin unterstehen. Innerhalb der Fachbereiche wiederum gibt es Geschäftsbereiche, die ebenfalls einen Leiter oder eine Leiterin haben.