Tempo und reichlich Pointen

Wie die Premiere von "Tumult im Haus" im Schnaitheimer Sasse-Theater lief

Passt, sitzt und hat jede Menge Lacher: Die Inszenierung von "Tumult im Haus" überzeugte mit Tempo und reichlich Pointen.

„Tumult im Haus“ heißt das Stück, das am Samstagabend Premiere im Sasse-Theater feierte. Und wenn man das gesehen hat, dann wirkt der Ausdruck „Tumult“ viel zu unscheinbar für das, was da geboten war. Tohuwabohu, Chaos, Aufruhr – das wären treffendere Ausdrücke dafür, was da so alles auf der Bühne passiert.

Und das nicht etwa, weil da alles schiefgegangen wäre. Ganz im Gegenteil: Da lief alles wie am Schnürchen. Und das ist nun beileibe nicht einfach bei dem klassischen „Tür auf – Tür zu“-Stück, noch dazu wo hier viele Türen eine Rolle spielen. Also wirklich sehr viele Türen. Worum geht’s? Also, die Geschichte beginnt so: Ein Haus, ein echter Ladenhüter, soll endlich an den Mann gebracht werden. Und das, denkt sich der Geschäftsführer der Lockwood Luxus-Heim AG, geht viel besser, wenn es bewohnt ist. Also installiert er dort ein Pärchen, das das Gebäude voller heiler Welt füllen und aus dem Haus ein Heim machen soll. So weit, so gut. Zwar ist das zum Trauten-Heim-Spiel engagierte Pärchen weder miteinander vertraut noch getraut, aber so weit immer noch gut. Vertrackt wird die Sache erst, wenn die weiteren Personen auftauchen.

Verwirrung und Verstrickung

Und dann kommt zum Pärchen, das scheinbar im Haus wohnt, ein Pärchen, das da wohnen will, ein Pärchen mit einer Autopanne, das da vorübergehend wohnen will, fleißige Helfer, die fleißig Wohnutensilien platzieren, während sie selbst fehl am Platze sind, und dann ist da auch noch ein Verlobter auf der Suche nach der verlorenen Verlobten. Und als wäre das nicht allein schon Stoff genug für Verwirrung und Verstrickung, gibt’s als weitere Wirrwarrkomponenten noch politische Kandidaturen, Schwangerschaften, kompromittierende Fotos, schwedische Töne und Unfälle mit Kartoffeln und Nudeln. Und natürlich jede Menge Panik. Und eine Fülle von absurden Situationen und noch absurderen Ausflüchten, die zum Brüllen komisch sind.

Eine ganze Menge Stoff also, der da umgesetzt werden will. Und als ob das noch nicht genug wäre, muss das ganze auch in rasendem Tempo gespielt werden und das Timing muss stimmen, soll jede Pointe sitzen. Und darauf hat das Regieteam Marion Hessenauer, Karin Mateja und Hannes Baum auch Wert gelegt, denn das Spiel ist rasant, die Anschlüsse stimmen, und die Pointen sitzen tadellos. Eine reife Leistung der Regie, aber auch dem Ensemble kann hier ein Riesenkompliment gemacht werden: Alle elf Spieler legen da zwischen den neun Türen eine hervorragende Leistung hin, da war noch nicht einmal etwas von Premierenfieber oder Nervosität zu spüren. Vielmehr wurde deutlich, dass alle großen Spaß an diesem großen Spaß haben.

Von heiter auf hektisch

Das Lob gilt für die Ensembleleistung, aber auch die Einzelleistungen, die da von jedem erbracht werden. Und wenn aus dieser Ensembleleistung einer hervorgehoben werden soll, dann liegt das daran, dass bei diesem als Hauptfigur nun einmal alle Fäden zusammenlaufen und er nun mal derjenige ist, der immer wieder spontan Ausreden, Ausflüchte und Auswege suchen muss. Benjamin Hessenauer überzeugt hier voll und ganz, und es gehört zu den schönsten Momenten des Stücks, wenn seine Rolle mal wieder von Panik ergriffen von heiter auf hektisch umschalten muss.

Und damit Türen auf- und zugehen können, müssen sie erst einmal da sein. Man mag sich vorstellen, wie die Proben auf der leeren Bühne ausgesehen haben mögen: Das wird ein Durcheinander von imaginärem Raus und Rein gewesen sein. Bei der Premiere waren sie natürlich da, die Türen und Treppen und Aufgänge und Abgänge. Und auch das verdient Respekt: Das Bühnenbild, das hier nicht nur Requisitenfunktion hat, sondern wichtig für die Abläufe ist, erfüllt nicht nur seinen Zweck, sondern ist auch sehr schön anzusehen. Für das Bühnenbild verantwortlich ist Tamara Hessenauer – sie hat ein glückliches Händchen dafür bewiesen.

Bis zum Schluss überraschend

Also alles gelungen und kein Punktabzug? Nun, bei den Kostümen wäre wünschenswert gewesen, dass diese ein wenig mehr Charakter und Rollenbezug erhalten hätten. Sie wirkten ein wenig beliebig. Das freilich ist ein Kritikpunkt, der angesichts der stimmigen Gesamtleistung und dem sehr vergnüglichen Abend, den die Inszenierung bietet, in den Hintergrund treten kann.

Wie das Stück ausgeht, das soll hier nicht verraten werden. Das sollten die Zuschauer am besten selbst erleben, schließlich soll ein solches Amüsement möglichst von keinem verpasst werden. Nur so viel sei gesagt: Ganz wie es sich für Boulevard-Stücke gehört, gibt es natürlich einen guten Ausgang. Auch wenn man das zwischendrin nicht für möglich hält, das ganze Knäuel aus Missverständnissen und aufgetischten Lügen wird tatsächlich aufgedröselt. Und das mit einer Pointe, die ein richtiger Knalleffekt ist. Und auch so serviert wird. Und das Stück endet damit, was sich schon durch die Aufführung gezogen hat: Viel Gelächter im Haus.

Noch 13 Mal "Tumult im Haus"

Die weiteren Aufführungen von "Tumult im Haus" im Sasse-Theater finden statt am Samstag, 2. März, Sonntag, 3. März, Samstag, 9. März, Sonntag, 10. März, Freitag, 15. März, Samstag, 16. März, Sonntag 17. März, Samstag, 23. März, Sonntag, 24. März, Samstag, 6. April, Sonntag, 7. April, Freitag, 12. April, Samstag, 13. April. Beginn ist samstags und freitags um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr.

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