Das Bild der Obdachlosen hat sich verändert über die vergangenen Jahre. Längst ist der alte bärtige Mann, der mit dem Tetrapack Rotwein und einem mit Tüten vollgepackten Fahrrad durch die Lande unterwegs ist, nur noch die Ausnahme. Wohnungslosigkeit spielt sich heutzutage eher versteckt ab, betroffen sind junge und alte Menschen ebenso wie Frauen und Männer. „Die meisten Menschen, die wohnungslos sind, versuchen, das so lange wie möglich zu verheimlichen, zumeist aus Scham“, berichtet Markus Mengemann. Er ist Regionalleiter der Caritas und weiß um die Probleme, mit denen Menschen ohne Wohnung zu kämpfen haben: „Wer seine Wohnung verliert, versucht meist, zunächst bei Bekannten unterzukommen, häufig haben die Betroffenen längere Zeit auf unterschiedlichen Sofas übernachtet. Aber irgendwann wird der Druck so massiv, dass sie bei der Beratung stehen.“
Wie viele Menschen im Landkreis Heidenheim tatsächlich ohne Wohnung sind, lässt sich nicht genau feststellen, da vieles im Verborgenen stattfindet, die Dunkelziffer dementsprechend hoch ist. Im Jahr 2023 hatte die Caritas Kontakt zu 77 betroffenen Personen, es wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Zahl der Wohnungslosen in Stadt und Landkreis Heidenheim etwa doppelt so hoch ist.
In Heidenheim unterhält die Caritas eine solche Beratungsstelle an der Nördlinger Straße. Hier haben Wohnungslose die Möglichkeit, sich aufzuhalten, es gibt Übernachtungsplätze, aber auch Beratung und Betreuung. „Die Gründe für Wohnungslosigkeit sind ganz unterschiedlich, oft kommen viele Faktoren zusammen: Verlust des Arbeitsplatzes, Trennungen, familiäre Schwierigkeiten, psychische Probleme“, sagt Mengemann. Hinzu kämen die hohen Mieten, aber auch der angespannte Wohnungsmarkt. „Betroffen sind alle Altersklassen und Nationalitäten.“
Diesen Menschen zu helfen, sie dabei zu unterstützen, wieder eine Wohnung zu finden, oder – im besten Fall – zu verhindern, dass sie ihre Wohnung verlieren, ist Aufgabe der Wohnungslosenhilfe der Caritas. Finanziert wird die Arbeit zu einem großen Teil vom Landkreis. „Das funktioniert auch alles sehr gut, die Pflichtaufgaben werden finanziert“, so der Caritas-Regionalleiter. Doch ohne das ehrenamtliche Engagement zahlreicher freiwilliger Helfer wäre die Betreuung eine andere. „Wir wollen mehr anbieten als die Fachberatung und die Wärmestube. Es geht uns darum, zu versuchen, den betroffenen Menschen eine Heimat zu schenken, sie sollen spüren, dass sie bei uns willkommen sind“, betont Mengemann.
Viele ehrenamtliche Helfer
Früher lief diese ehrenamtliche Arbeit über den Freundeskreis für Wohnungslose, doch dieser Verein löste sich im Jahr 2022 selbst auf. Grund dafür war, dass sich niemand mehr finden konnte, der die Arbeit im Vorstand und die entsprechenden Posten übernimmt. Doch nach wie vor gibt es viele Freiwillige, die sich um die Wohnungslosen kümmern. Um auch dafür den finanziellen Hintergrund bieten zu können, hat die Caritas jetzt die Stiftung „Heimat schenken“ gegründet.
„Die Stiftung soll dazu beitragen, einzelnen direkte Zuwendungen zukommen zu lassen, etwa wenn Kleidungsstücke oder Medikamente benötigt werden, aber auch, um beispielsweise mit dem ÖPNV zu einem Arzttermin zu kommen“, erläutert Mengemann. Außerdem könne das Geld aus der Stiftung genutzt werden, um Umzüge zu ermöglichen oder auch, um kleinere Veranstaltungen oder Ausflüge für die Wohnungslosen zu organisieren.
Im Vergleich zu anderen Stiftungen, in denen Kapital angelegt wird, um aus den Zinsen wohltätige Arbeit zu leisten, soll das Geld der Stiftung „Heimat schenken“ direkt für die Betroffenen verwendet werden. „Alles, was über Spenden einbezahlt wird, kommt direkt den Wohnungslosen zugute“, sagt Mengemann. Auf diese Weise könnten die ehrenamtlichen Helfer Betroffene im Bedarfsfall ohne bürokratischen Aufwand direkt unterstützen.
Landkreis bringt sich ein
Zum Kuratorium der Stiftung, das über den Einsatz der Stiftungsmittel entscheidet, gehört neben Mengemann unter anderem auch Matthias Schauz, Sozialdezernent des Landkreises Heidenheim: „Da wir die professionelle Arbeit mit Wohnungslosen finanzieren, war es für uns naheliegend, dass wir uns auch in der Stiftung einbringen. Der Landkreis finanziert hier viel, auch Angebote, die darauf abzielen, Wohnungsverlust zu vermeiden. Dennoch gibt es vieles, das nicht finanziert wird, aber dennoch notwendig ist, und hier kann die Stiftung helfen.“ Auch Unternehmen beteiligen sich an der Obdachlosenhilfe, beispielsweise seit Jahren die Firma Edelmann, betont Mengemann. Er und seine Mitstreiter hoffen jedoch auf weitere Unterstützung, sowohl von Betrieben als auch von Privatmenschen. „Natürlich benötigen wir das Geld, wir würden uns aber auch sehr freuen, wenn sich noch mehr Freiwillige ehrenamtlich einbringen würden, um den Wohnungslosen das Gefühl zu geben, ein Teil der Gesellschaft zu sein“, so der Regionalleiter.
Kontakt zur Stiftung
Wer sich ehrenamtlich bei der Betreuung und Unterstützung von Wohnungslosen engagieren und dazu beitragen möchte, den Betroffenen ein Stück Heimat zu geben, kann sich mit Anita Knauß von der Caritas unter Tel. 07321.3590-18 in Verbindung setzen. Wer die Stiftung finanziell unterstützen will, kann folgende Bankverbindung nutzen: Stiftung Heimat schenken, SozialBank AG, IBAN: DE65 3702 0500 0001 7890 00, BIC: BFSWDE33XXX.