Umbau der Innenstadt

Weshalb die Heidenheimer Stadtverwaltung das Rager-Haus abreißen lässt

Die Stadt Heidenheim hat das Rager-Haus an der Hauptstraße gekauft und lässt es nun wie auch das ehemalige Café Sonnleitner daneben abreißen. Das ist der Grund.

Voraussichtlich in einem halben Jahr hat die Heidenheimer Hauptstraße an zentraler Stelle ein anderes Gesicht: Sowohl das ehemalige Café Sonnleiter, als auch das Gebäude, in dem sich bislang das Wäschegeschäft Rager befand, werden dann abgerissen sein.

Den Beschluss dazu fasste jetzt der Technik- und Umweltausschuss des Gemeinderats. Lediglich Prof. Ulrich Schrade (Grüne), als auch Dr. Elsge Schrade (ÖDP) enthielten sich. Weshalb das Abstimmungsergebnis in dieser Form und Eindeutigkeit zustande kam, blieb offen, verzichteten die Stadträtinnen und Stadträte doch in öffentlicher Sitzung auf jegliche Wortmeldung. In der jüngeren Vergangenheit hatten sie sich noch entschiedene Wortgefechte geliefert, als es um die künftige Nutzung des Elmar-Doch-Hauses und die damit verbundenen Veränderungen seines Umfelds ging.

Großes öffentliches Interesse

Am 28. Januar 2025 elektrisierte das Thema die Bürgerschaft in selten erlebter Art und Weise. Die vorhandenen Stühle reichten zunächst nicht aus, um allen Interessierten eine Sitzgelegenheit bieten zu können, die den aufgrund der Rathaussanierung in der Feuerwache tagenden Gemeinderat live erleben wollten.

Die Ratsmitglieder ihrerseits diskutierten zunächst lange nichtöffentlich und trafen dann einen Beschluss, der anschließend vor vollen Zuschauerrängen nochmals ausgiebig debattiert wurde. Auf den Weg gebracht war damit der Abriss des früheren Café Sonnleitner (Hauptstraße 32), um an gleicher Stelle einen Platz für eine Außengastronomie zu schaffen. „Der Grundsatzbeschluss“, so ist im offiziellen Protokoll zur Sitzung nachzulesen, „ist Voraussetzung für den Abschluss eines Pachtvertrages für eine gastronomische Nutzung im Elmar-Doch-Haus.“

Pachtvertrag unterzeichnet

Diesen Vertrag unterzeichneten im Juni Oberbürgermeister Michael Salomo und Christoph Wefers, Geschäftsführer der „Extrablatt Family“. Nach aktuellem Kenntnisstand wird die Café-Extrablatt-Filiale in Heidenheims altem Rathaus erst 2029 eröffnet. Schneller ließ sich die im Januar noch offene Frage beantworten, ob die Stadt das nördlich ans Café Sonnleitner anschließende Rager-Haus (Hauptstraße 30) ebenfalls kaufen kann. Salomo sagte damals, es sei deutlich günstiger, beide Gebäude zusammen abzureißen, als nur das Café. Eine erste grobe Kostenschätzung nannte eine Spanne zwischen 500.000 und einer Million Euro.

Mittlerweile sind Fakten geschaffen: Die Stadt hat das Rager-Gebäude zu einem nicht genannten Preis erworben, und der nun seitens des Technik- und Umweltausschusses abgesegnete Abriss des kompletten Ensembles – beide Häuser stehen nicht unter Denkmalschutz – wird auf rund 400.000 Euro taxiert. Laut Stefan Bubeck, dem Leiter des Geschäftsbereichs Hochbau im Rathaus, sollen die Arbeiten im November vergeben werden und im Januar kommenden Jahres beginnen. Dauern werden sie vermutlich etwa vier Monate.

Bubeck bezeichnete einen Gesamtabbruch als „wirtschaftlich sinnvoll“. Begründung: Zwischen den beiden Gebäudeteilen, die im ersten Obergeschoss gemeinsam genutzt würden, gebe es „keine konstruktive und statische Trennung“, sodass der Erhalt des Rager-Hauses sehr aufwändig und kostspielig wäre.

Die Abrissarbeiten dürften sich laut Bubeck aufgrund der sich unmittelbar anschließenden Bebauung als herausfordernd darstellen. Hinzu komme, dass aufgrund des früheren gastronomischen Betriebs eine erhebliche Schadstoffbelastung vorhanden sei, etwa in Form einer teerhaltigen Dämmung der Kühlräume. Andererseits erleichtere die zur Hinteren Gasse hin gelegene Freifläche, entstanden durch den Jahre zurückliegenden Abbruch des von der Stadtbibliothek genutzten Anbaus ans Elmar-Doch-Haus, die bevorstehenden Arbeiten.

Zentrale Veranstaltungsfläche

OB Salomo verspricht sich von dem künftigen Platz eine zentral gelegene Veranstaltungsfläche in der Innenstadt. Sie soll zunächst mit feinem Kies versehen und sofort nutzbar sein. Vorgesehen ist, Pläne für eine dauerhafte Gestaltung zu einem späteren Zeitpunkt zu erarbeiten und sie dann dem Gemeinderat zu präsentieren.

Planung: Vergabe steht noch aus

Der Gemeinderat hat in seiner Januar-Sitzung die Verwaltung auch beauftragt, die Planungen für den Umbau des Elmar-Doch-Hauses zur gastronomischen Nutzung europaweit auszuschreiben und zu vergeben. Das Verfahren sollte bis Mitte 2025 abgeschlossen sein. Wann das tatsächlich geschieht, ist bislang nicht öffentlich bekannt.

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