Kreishaushalt

Weniger Geflüchtete, hohe Steuerkraft, teure Klinik: So sehen die Finanzen des Landkreises Heidenheim für 2026 aus

Landrat Peter Polta und Kreiskämmerer Jürgen Eisele haben dem Kreistag den Kreishaushalt für 2026 vorgestellt. Wie auch bei den Kommunen wird das finanzielle Korsett immer enger, Spielräume fehlen auch dem Landkreis. Die wichtigsten Fakten zum Kreishaushalt:

Nach den Großen Kreisstädten Heidenheim und Giengen hat am Montag auch der Landkreis seinen Haushaltsplan für 2026 vorgelegt. Die Kreisfinanzen sind ebenso klamm wie die der beiden größten Städte im Landkreis, auch wenn der Landkreis andere Aufgaben hat. Trotzdem sieht man sich auch auf Kreisebene einer Entwicklung ausgesetzt, die genauso die Städte und Gemeinden trifft: Staatliche Aufgaben, die auf der untersten Ebene ausgeführten werden, werden von Land und Bund nicht ausreichend finanziert. Es bleiben Kosten dort hängen, wo sie nicht mehr weitergereicht werden können. „Die Landkreise werden dadurch gezwungen, die Rücklagen aufzubrauchen, statt sie wie geplant für eigene Investitionen oder Schuldentilgung zu verwenden“, so Landrat Peter Polta am Montag im Kreistag. Die Handlungsspielräume seien dadurch erheblich eingeschränkt, die vorgestellten Finanzpläne risikobehaftet.

Die sind die wichtigsten Fakten, die man über die Kreisfinanzen wissen muss:

Die Rahmenbedingungen: Die Wirtschaft kämpft mit einer Flaute, die Arbeitslosenquote steigt langsam an. Um dem zu begegnen, ist im Bundeshaushalt ein 500 Milliarden Euro umfassendes Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität enthalten, von dem 100 Milliarden an die Länder und Kommunen fließen. Baden-Württemberg erhält 13,1 Milliarden Euro und leitet 8,75 Milliarden an die Kommunen weiter. Was davon aber konkret im Landkreis Heidenheim ankommen wird, kann derzeit niemand sagen. Der Landkreis rechnet außerdem mit Mitteln aus dem Finanzausgleich sowie aus dem Bundesteilhabegesetz und dem Inklusionsausgleichsgesetz, da er Träger der Eingliederungs- und Jugendhilfe ist. Landrat Peter Polta vermisst aber einen klaren Kurs abseits von Einmaleffekten: „Es braucht weitere finanzielle Entlastungen – und zwar dauerhaft, und nicht nur Liquiditätshilfen.“

Landrat Peter Polta drängt auf verlässliche finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder. Rudi Penk

Die Eckdaten: Im Ergebnishaushalt des Landkreises, der den laufenden Betrieb abbildet, werden 2026 voraussichtlich rund acht Millionen Euro fehlen. 232 Millionen Euro an Erträgen stehen 240 Millionen Euro an Aufwendungen gegenüber. Im Finanzhaushalt, der die Investitionen und die Tilgungen von Krediten beinhaltet, sind rund 49 Millionen Euro für Investitionen eingeplant. Der Landkreis wird Kredite in Höhe von rund 40,7 Millionen Euro aufnehmen, gleichzeitig sinkt der Finanzierungsmittelbestand um 10,2 Millionen Euro. „Dies wird die Liquidität des Landkreises wesentlich beeinflussen“, so Kreiskämmerer Jürgen Eisele.

Beklagt die abnehmende Liquidität des Landkreises: Kreiskämmerer Jürgen Eisele. Rudi Penk

Die Kreisumlage: Damit wird die Summe bezeichnet, die alle Städte und Gemeinden im Landkreis bezahlen müssen. Der Kreisumlagehebesatz liegt bei 35,5 Prozentpunkten und soll 2026 nicht verändert werden. Trotzdem wird die Summe, die der Landkreis bekommt, erheblich steigen: von rund 81,7 Millionen Euro im Jahr 2025 auf rund 95,9 Millionen Euro (Planzahlen). Dies liegt daran, dass die Berechnungsgrundlage die Steuerkraft der Gemeinden ist, die mit der Gewerbesteuer, der Einkommensteuer und der Grundsteuer zusammenhängt. Landesweit steige diese Steuerkraftsumme durchschnittlich um vier Prozent, im Landkreis Heidenheim um 17,34 Prozent, erläuterte der Landrat. „Mit Blick auf die kommunale Finanzsituation ist dies sehr erfreulich“, so Polta.

Die Klinikfinanzierung: Die Finanzierung des Heidenheimer Klinikums belastet den Landkreis 2026 mit rund 2,34 Millionen Euro im Ergebnishaushalt und mit vier Millionen Euro, die ins Eigenkapital der Klinik fließen, im Finanzhaushalt. Der Fehlbetrag, der jedes Jahr aus dem laufenden Betrieb des Klinikums entsteht, soll durch die Klinikstrategie 2030 bis zum Jahr 2028 in ein positives Betriebsergebnis verwandelt werden. Trotzdem muss der Landkreis die Sanierung des Klinikums, die vom Land nicht ausreichend refinanziert wird, schultern. Dies schlägt sich im Schuldenstand des Landkreises massiv nieder: Dieser wird sich im Lauf des Jahres 2026 auf 106,5 Millionen Euro erhöhen, wovon 86,9 Millionen Euro Trägerdarlehen fürs Klinikum sind.

Unterbringung von Geflüchteten: Eine Daueraufgabe ist die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Geflüchteten. Hier bewegen sich laut Landrat Polta die Zahlen der zugewiesenen Menschen seit Jahresbeginn „auf einem sehr niedrigen Niveau“. Drei Unterkünfte in Heidenheim und jeweils zwei in Giengen und Herbrechtingen sind bereits geschlossen worden. Die Schließung von drei weiteren Unterkünften in Heidenheim und jeweils einer in Giengen, Steinheim und Niederstotzingen steht unmittelbar bevor. Man sei gut aufgestellt mit der Konzentration auf die verbliebenen Unterkünfte in Heidenheim (Walther-Wolf-Straße), Herbrechtingen (Bahnhofstraße) und Steinheim (Obere Ziegelhütte).

Die größten Ausgaben im Ergebnishaushalt: Von den rund 240 Millionen Euro, die der Landkreis im laufenden Betrieb ausgibt, entfallen rund 21 Prozent auf Personalkosten. Mehr als die Hälfte der Ausgaben (54,8 Prozent) sind sogenannte Transferleistungen, also Geld, das der Landkreis an berechtigte Hilfeempfänger auszahlt. Davon wiederum macht die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen mit rund 44 Millionen Euro den größten Anteil aus, gefolgt von der Jugendhilfe mit knapp 31 Millionen Euro und der Grundsicherung nach SGB XXII (Sozialhilfe) mit 14,2 Millionen Euro. Fast genauso hoch sind die ÖPNV-Ausgaben mit 13,1 Millionen Euro.

Zukunftsthemen: Zusammen mit der IHK Ostwürttemberg und dem Ostalbkreis sowie mehr als 20 weiteren Partnern arbeitet der Landkreis Heidenheim an der „Zukunftsinitiative Ostwürttemberg“. Hier geht es um die Standortfaktoren in der Region, die für die Unternehmen wichtig sind. Dieser Prozess soll laut Landrat Polta im „Masterplan 2.0“ fortgeschrieben werden. Auch erneuerbare Energien bezeichnete Polta als wichtig für die Zukunft. Dem Landratsamt Heidenheim würden aktuell sieben Anträge auf Genehmigung von Windkraftanlagen vorliegen, davon einer landkreisübergreifend. Damit könnten 31 Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von rund 215 Megawatt in Betrieb gehen. In der Planungsphase seien weitere 13 Anlagen.

Wie es im Kreistag weitergeht

Bei der Haushaltseinbringung haben Landrat Peter Polta und Kreiskämmerer Jürgen Eisele die wichtigsten finanziellen und politischen Aspekte des Kreishaushalts 2026 erläutert. Eine Generalaussprache, bei der die Fraktionen Stellung nehmen und Anträge stellen können, findet in der Kreistagssitzung am Montag, 10. November, ab 15 Uhr im Landratsamt Heidenheim statt.