Seltene Tiere

Welche seltene Fledermausart die Heinz-Sielmann-Stiftung in der Region entdeckt hat

18 verschiedene Fledermausarten sind im Landkreis Heidenheim aktuell nachgewiesen. Im benachbarten Weißenstein wurde jüngst eine in der Region bisher nicht gefundene und hierzulande als selten geltende Art aus dem Mittelmeerraum anhand ihrer Rufe identifiziert.

Ihre Heimat liegt eigentlich ziemlich weit entfernt: Die nur wenige Zentimeter messende Alpenfledermaus gilt als eine mediterrane Art. Doch der Klimawandel macht's möglich und so hat das Tier längst den Flug über die Alpen hinweg nach Norden geschafft. Die Heinz-Sielmann-Stiftung bezeichnete es in einer kürzlichen Mitteilung als "extrem selten" und berichtete weiter, dass es jüngst sogar in unmittelbarer Nachbarschaft zum Landkreis Heidenheim festgestellt wurde - zwar nicht als ansässig, aber doch als zumindest kurzzeitig präsent. Und so ist es Experten zufolge durchaus denkbar, dass die Alpenfledermaus auch im Raum Heidenheim durch die Dunkelheit segelt.

Wenn erst ihr Winterschlaf beendet ist, sind Fledermäuse als schnelle und geschickte Flieger wieder im Licht der Dämmerung oder auch von Straßenlaternen in der Region zu beobachten: Aktuell seien 18 verschiedene Arten im Kreis Heidenheim nachgewiesen, sagt Markus Schmid vom Nabu-Kreisverband, der auch zur Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg gehört. Die Alpenfledermaus gehört nicht dazu. "In Ostwürttemberg wurde sie noch nie nachgewiesen." Vorkommen gebe es aber beispielsweise in Konstanz. Aber auch andere Arten wie die Weißrandfledermaus seien von jenseits der Alpen nach Bayern und Baden-Württemberg eingewandert und hätten hier Lebensräume erobert. Schmid: "Besondere Arten treten immer mal wieder in Baden-Württemberg auf. So zum Beispiel Ende Juli 2023 in Gaggenau eine Bulldoggfledermaus, die vor allem in Südeuropa heimisch ist."

Untersuchung zu Fledermäusen im Waldbiotop Weißenstein

Wie die Sielmann-Stiftung schrieb, kam es zu dem "Raritätenfund" bei einer von ihnen in Auftrag gegebenen Untersuchung im Waldbiotop Weißenstein, dessen Eigentümerin die Stiftung ist und das zur Stadt Lauterstein im Landkreis Göppingen gehört. Dieser naturnahe Laubwald in der Nähe des Weißensteiner Schlosses werde seit 2019 als Lebensraum für viele seltene Arten geschützt und entwickelt. Ein Gutachten weise 19 Fledermausarten aus, zu deren Nachweis automatische Detektoren für Fledermausrufe eingesetzt wurden: "Darunter mit der Alpenfledermaus ein besonders spektakulärer Fund."

Erstellt hat das Gutachten der Biologe und Fledermaus-Experte Dr. Alfred Nagel aus Schelklingen-Ingstetten. Eine "Sensation" sieht er in seiner auf Rufe des Tiers zurückgehenden Entdeckung der Alpenfledermaus nicht wirklich: "Es ist eine mediterrane Art, die sich im Zuge der Erderwärmung nach Norden ausbreitet." Das hiesige Gebiet sei zuvor nie untersucht worden, daher habe es hier bislang auch keine Hinweise auf die Alpenfledermaus gegeben. Es herrsche immer eine Unsicherheit, "aber wenn ich etwas in ein Gutachten schreibe, bin ich mir sicher". Dass die Art auf der Alb heimisch wäre, könne man allerdings aus seinem Nachweis nicht schließen.

Insofern waren das oder die Tiere vielleicht auf dem "Durchflug". Und da ihr Aktionsradius in einer Nacht bei zehn bis 15 Kilometern liege, könnte auch der Kreis Heidenheim von ihnen erreicht worden sein.

Wo die Fledermäuse im Landkreis Heidenheim leben

Aber wie sieht es überhaupt mit den Fledermäusen im Landkreis aus? "Alle Fledermausarten sind bedroht und vom Naturschutzgesetz geschützt", erläutert Experte Markus Schmid. An Besonderheiten im Kreisgebiet nennt er unter anderem die Mopsfledermaus, die im Winter regelmäßig im Lonetal nachgewiesen werden könne. Es gebe die Vermutung, dass es dort auch Wochenstuben des Tiers geben könnte. Eine seltene Art sei die Bechsteinfledermaus, die in den Wäldern bei Hermaringen eine Wochenstube mit 40 Tieren habe.

Eine Gruppe von Mausohr-Fledermäusen, die im Winterschlaf im Gschwender Eiskeller im Ostalbkreis nach unten hängen. Manfred Schäffler

Wichtige Quartiere seien eine ganze Reihe vorhanden: so in der Bergschule Giengen, der Ballmertshofener Kirche, in von Eichen geprägten Wäldern des unteren Brenztals, in der Charlottenhöhle, im Hessenloch bei Königsbronn oder in einem Brenztunnel auf dem Voith-Werksgelände. Schmid: "Mit der Schreiberhöhle bei Steinheim hat der Landkreis eines der Top-10-Winterquartiere des Landes Baden-Württemberg. Dort überwintern alljährlich über 3.000 Fledermäuse."

Was kann man als Privatperson für Fledermäuse machen?

Markus Schmid von der AG Fledermausschutz gibt Tipps, wie man das Leben der Fledermäuse unterstützen kann. Dazu gehören das Anlegen naturnaher Gärten mit vielen Insekten als Nahrung und das Aufhängen von Flachkästen für Fledermäuse am Haus oder an der Garage. Weiter rät er dazu, auf Beleuchtung in Gärten zu verzichten. Und bei Umbau- oder Renovierungsarbeiten sollte auf den Erhalt von Fledermausquartieren geachtet werden.

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