Der Zeitpunkt könnte nicht treffender gewählt sein: Am 5. Dezember, dem internationalen Tag des Ehrenamts, wurde in Berlin der Deutsche Engagementpreis vergeben. Im Rampenlicht stand dabei vor 500 Gästen im Loewe-Saal auch der Förderverein des von der Diakonie getragenen Heidenheimer Frauen- und Kinderschutzhauses.
Geht es darum, Frauen und Kinder vor häuslicher Gewalt in Sicherheit zu bringen, so ist dieses Bemühen naturgemäß mit Verschwiegenheit und Diskretion verbunden. Gleichzeitig ist mit Blick auf die finanziellen Herausforderungen eine publikumswirksame Öffentlichkeitsarbeit unumgänglich, da die öffentlichen Mittel für einen kostendeckenden Betrieb nicht ausreichen.
Fünf Schwaben in Berlin
Insofern glich die Bahnfahrt der fünfköpfigen Gruppe aus Heidenheim in die Bundeshauptstadt einer „Achterbahn der Gefühle“, wie Karin Bühner, die Vorsitzende des Fördervereins, nach der Rückkehr berichtet. Mit ihr nahmen Elli Nerz, Veronika Reichert, Gerhard Mosch und Karl-Heinz Brannath stellvertretend für die rund 160 Mitglieder den Preis entgegen.
Aus Dankbarkeit für die Wertschätzung, die der Verein für seinen Einsatz erhalte, so Bühner, habe sie spontan gejubelt: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ Mit abnehmender Entfernung zur Veranstaltung sei dann jedoch die Aufregung gewachsen. Schlussendlich habe sie ein überwältigendes Zusammengehörigkeitsgefühl gespürt – ablesbar schon daran, dass sich alle Akteurinnen und Akteure duzten.
Plädoyer gegen Gewalt
Ihre Laudatio nutzte die Schauspielerin Jasmin Tabatabai für ein Plädoyer gegen auf Frauen abzielende Gewalt. Sie berührte damit nicht nur Brannath tief: „Ich habe Gänsehaut bekommen.“ Katarina Peranić, Mitglied im Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, wies darauf hin, es würden Menschen gewürdigt, „die mit Herz, Haltung und Ideen das Miteinander stärken“. Der Preis stehe „für all jene, die Verantwortung übernehmen und anderen ihre Zeit und ihre Ideen schenken“, sagte Dr. Christiane Schenderlein, Staatsministerin für Sport und Ehrenamt.
Der Deutsche Engagementpreis wird von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt vergeben. Er soll Menschen und Projekte bundesweit sichtbar machen und bündelt etwa 650 Einzelwettbewerbe, deren jeweilige Ausrichter vorschlagsberechtigt sind. Im Heidenheimer Fall war das die Heidenheimer Stadtverwaltung, hatte sie den Förderverein des Frauen- und Kinderschutzhauses doch beim Bürgerempfang im vergangenen März für den Einsatz seiner Mitglieder geehrt. Vor Ort in Berlin war deshalb auch Bürgermeisterin Simone Maiwald.

Viel Geld für Sport und Kultur in Heidenheim
Während es zwei Publikumspreise gab, wählte eine Fachjury die Gewinner in fünf Kategorien aus: „Anstoßen“, „Verändern“, „Verbinden“, „Ich für uns“ und „Bewahren“. In letztgenannter setzte sich der Förderverein aus Heidenheim gegen rund 70 Mitbewerber durch und erhielt einen Scheck über 10.000 Euro. Die Summe soll dafür verwendet werden, das Kinderspielzimmer im Frauen- und Kinderschutzhaus zu renovieren. „Das ist dringend nötig, denn mindestens seit 20 Jahren ist da nichts mehr erneuert worden“, so Brannath. Mittel sind auch nötig, um eine personelle Aufstockung finanzieren zu können – bislang ist lediglich eine Erzieherin stundenweise in der Einrichtung vor Ort.
Den Förderverein gibt es seit 1982. Der Oberkirchenrat hatte ihn laut Brannath einst zur Bedingung für die Gründung des Frauenhauses gemacht, um das finanzielle Risiko abzufedern. Mittlerweile steuert der Verein jährlich 15.000 Euro bei, um die Betriebskosten abzudecken.
Spenden sichern den Betrieb
Bühner zeigt sich zuversichtlich, diese Praxis dank anhaltender Spendenbereitschaft auch in Zukunft gewährleisten zu können. Gefragt, wann sie von einem Erfolg für den Förderverein spreche, fügt sie hinzu: „Das ist dann der Fall, wenn ich sehe, dass wir auch das nächste Jahr absichern werden.“
Jury war prominent besetzt
Die Fachjury des Deutschen Ehrenamtspreises 2025 setzte sich zusammen aus Verena Bentele (Präsidentin des Sozialverbands VdK), Petra Bentkämper (Landfrauen-Präsidentin), Katja Diemer (Head of Charities Deutsche Postcode-Lotterie), Anna-Nicole Heinrich (Präses der Synode der Evangelischen Kirche), Dr. Babette Kibele (Leiterin Abteilung Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt), Lars Kolan (Geschäftsstellenleiter Deutscher Spendenrat), Katarina Peranić (Vorständin Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt), Michaela Röhrbein (Vorständin Sportentwicklung Deutscher Olympischer Sportbund) und Célia Šašić (Vizepräsidentin Deutscher Fußball-Bund).

