Umfrage des HDH

Was Heidenheimer Händler von der Sperrung der Grabenstraße halten

Über die Sperrung der Grabenstraße für den Verkehr wurde viel diskutiert. Doch wie sehen die Heidenheimer Händler die Situation?

Seit Mitte August ist die Grabenstraße für einen Feldversuch komplett für den Verkehr gesperrt. Seitdem dürfen auch keine Busse mehr hier verkehren. Die Intention der Stadtverwaltung für diesen Schritt war, herauszufinden, ob sich die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich wesentlich verbessern würde, wäre hier eine Fußgängerzone. Der Test ist bis Ende des Jahres ausgelegt.

Von Anfang an führte die Sperrung der Süd-Nord-Verbindung zu vielen Diskussionen, erhitzte die Gemüter von Befürwortern und Gegnern. Zahlreiche Leserbriefe wurden zum Thema veröffentlicht, die einen sprachen sich für, andere wiederum gegen eine Sperrung aus. Nicht anders sahen und sehen die Heidenheimer Händler die Situation: „Auch bei uns in der Vorstandschaft gab es ganz unterschiedliche Meinungen“, sagt Charles Simon, Vorsitzender des Heidenheimer Dienstleistungs- und Handelsvereins HDH.

Weil dem so war, beschloss die Händlervereinigung, eine Umfrage unter den Mitgliedern zu initiieren. „Die Stadtverwaltung wollte von uns wissen, wie wir zur Sperrung der Grabenstraße stehen, und wir wollten ein möglichst breites Meinungsbild haben“, sagt Simon. Deshalb habe man gemeinsam mit der Verwaltung Fragen ausgearbeitet und sie den 155 Mitgliedern zugesandt. Nun liegen die Ergebnisse der Befragung vor, ausgearbeitet mit professioneller Unterstützung.

„Aus den Ergebnissen wird deutlich, dass es kein einheitliches Meinungsbild gibt“, so der HDH-Vorsitzende. „Sie sind ebenso unterschiedlich wie die Ansichten im Vorstand. Es gibt kein hundertprozentiges Ja oder Nein.“

70 Händler und Dienstleister haben sich an der Befragung beteiligt, 26 (37 Prozent) von ihnen sind in der Hauptstraße, Grabenstraße, Hinteren Gasse oder An der Stadtmauer ansässig. Unter ihnen sind acht, die direkt in der Grabenstraße ihren Betrieb haben.

Am Donnerstag, 14. August, wurden wie hier an der Ploucquetstraße auf dem Asphalt die Standorte der provisorischen Bushaltestellen markiert.

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Heidenheim
Ab dem 18. August

Die Umfrage ergab, dass 51 Prozent aller Befragten der Ansicht sind, dass durch die Sperrung keine Steigerung der Attraktivität der Grabenstraße entstanden ist. Die direkt hier oder in der Fußgängerzone ansässigen Gewerbetreibenden beantworteten die Frage, ob für ihre Kunden die Attraktivität gesteigert werden konnte, mit großer Mehrheit (60 Prozent) mit Nein, nur 24 Prozent mit Ja. Betrachtet man nur die in der Grabenstraße ansässigen Händler, so beantworteten diese die Frage deutlich öfter mit Ja. Was die Kundenfrequenz und den Umsatz in den Geschäften betrifft, scheint es für die Befragten keine positiven, sondern überwiegend negative Folgen der Sperrung zu geben.

Ruf nach Kurzzeitparkplätzen

Eine deutliche Mehrheit der Befragten (61 Prozent) spricht sich für strengere Kontrollen des Durchgangsverkehrs in der Grabenstraße aus, zudem sind 71 Prozent der Ansicht, dass Kurzzeitparkplätze in diesem Bereich ein sinnvolles Mittel zur Belebung des innerstädtischen Handels sein könnten. Die Sperrung für den Busverkehr wird von 47 Prozent als negativ betrachtet, nur vier Prozent halten sie für positiv. Allerdings tut sich hier ein inhaltlicher Widerspruch auf: 37 Prozent sehen die Aufenthaltsqualität durch die Sperrung für den Busverkehr verbessert, 24 Prozent nehmen das Gegenteil wahr.

Ich persönlich würde es als angenehm empfinden, wenn keine Busse mehr unterwegs wären und die Grabenstraße verkehrsberuhigt würde, vielleicht sogar mit Parkplätzen im oberen Bereich.

Charles Simon, HDH-Vorsitzender

„Man sieht schon deutlich, dass es davon abhängt, ob Geschäfte in der Grabenstraße und dem Umfeld angesiedelt sind, oder nicht“, erklärt Simon. Die Meinungen gingen hier sehr stark auseinander, „ein eindeutiges Meinungsbild konnten wir nicht gewinnen.“

Simon selbst unterhält hier seit 25 Jahren ein Büro vor Ort. „Ich persönlich würde es als angenehm empfinden, wenn keine Busse mehr unterwegs wären und die Grabenstraße verkehrsberuhigt würde, vielleicht sogar mit Parkplätzen im oberen Bereich.“

Und wie steht der HDH-Vorsitzende zum Feldversuch, der laut einem Beschluss des Technik- und Umweltausschusses vom Sommer noch bis Ende Dezember laufen soll? „Die Straße wurde zwar für mehrere Monate gesperrt, aber man hat versäumt, daraus etwas zu machen. Wären die Verantwortlichen tatsächlich aktiv geworden und hätten versucht, die Straße zu bespielen, sähe vieles vielleicht anders aus. So liegt sie einfach nur brach“, sagt Simon.

Dass er mit dieser Ansicht nicht allein dasteht, wird aus den offenen Anmerkungen deutlich, die im Rahmen der Befragung ebenfalls möglich waren. Auch hier wird gefordert, den Bereich aktiv zu nutzen, häufig ist auch der Wunsch nach Parkplätzen genannt. Die Möglichkeit der offenen Anmerkungen haben viele der Befragten genutzt, um die aus ihrer Sicht bestehenden Mängel und Schieflagen in der Stadt aufzuführen. Dabei ist auch viel Wut und Frust bezüglich der allgemeinen Situation und des Stadtbildes, aber auch gegenüber der Verwaltung zu spüren.

Wie die Stadtverwaltung auf die Ergebnisse der Umfrage reagieren wird, ob der Gemeinderat sie beim Thema Grabenstraße-Sperrung in seine Überlegungen mit einbezieht, oder wie allgemein mit der Umfrage umgegangen wird, wird sich noch zeigen.

Gemeinderat soll entscheiden

In der nächsten Sitzung des Gemeinderats, die am Dienstag, 16. Dezember, stattfindet, steht überraschenderweise auch die Umwidmung der Grabenstraße zur Fußgängerzone auf der Tagesordnung. Eigentlich sollte der Verkehrsversuch bis Ende Dezember laufen, erst danach, so die ursprüngliche Überlegung, wolle man die Ergebnisse eruieren.

In der Sitzungsvorlage empfiehlt die Stadtverwaltung dem Gremium "die Teileinziehung der Grabenstraße und Umwidmung der Fläche zur Fußgängerzone." Die Bürgerschaft solle drei Monate Zeit haben, ihre Interessen im Verfahren einzubringen. Der öffentliche Teil der Sitzung beginnt um 15.15 Uhr im Landratsamt.