Suevit

Was es mit dem „Schwabenstein“ als „Gestein des Jahres 2024“ auf sich hat

Als Baustoff ist der Suevit unter anderem bei der Burg Katzenstein und der romanischen Galluskirche in Sontheim/Brenz zu finden. Wo der „Schwabenstein“ herkommt und welche besondere Rolle er in diesem Jahr spielt.

Wertvoll und eher selten – beides trifft auf ein Gestein zu, das seinen Namen vor über 100 Jahren erhielt und damals vorrangig aus dem Nördlinger Ries bekannt war: Suevit. Dieses Jahr wird dem auch im Osten des Kreises Heidenheim vorkommenden Suevit eine besondere Ehre zuteil, denn der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) hat ihn zum „Gestein des Jahres 2024“ ernannt. Und erst vor wenigen Jahren gab es eine größere Auseinandersetzung um die Ausweisung möglicher Suevit-Abbauflächen auf Dischinger Gemarkung.

Der übersetzt „Schwabenstein“ bedeutende Begriff rührte einst von der Herkunft aus dem schwäbischen Raum her. Für das Errichten von Bauwerken diente das Produkt des Meteoreinschlags im Ries vor rund 15 Millionen Jahren schon seit vielen Jahrhunderten. Bereits die Römer verwendeten den Suevit zum Bauen in der Umgebung des Rieses. Und aus späterer Zeit gibt es in der hiesigen Region eine ganze Reihe bekannter Bauwerke, bei denen er genutzt wurde. Restauratorin Lea Mertens, die sich in ihrer Masterarbeit mit Suevit beschäftigte: „Man bediente sich regionaler Gesteine. Das war in der Anlieferung einfacher und auch günstiger.“ Bekanntestes Beispiel ist wohl die Nördlinger Kirche St. Georg, die 1505 fertiggestellt wurde.

Historische Bauten mit Suevit im Kreis Heidenheim

Aber auch im Landkreis Heidenheim wurde mit dem „Gestein des Jahres“ gebaut. Suevit findet sich auf dem Härtsfeld an verschiedenen historischen Bauwerken, nicht zuletzt an der Stauferburg Katzenstein. Fenster- und Türeinfassungen sowie Zierelemente entstanden dort aus dem Stein, der leichter und poröser als der örtliche Kalkstein ist.

Das dunkelgraue Suevit-Gestein ist in der Burg Katzenstein unter anderem an Tür- und Fenstereinfassungen gut zu erkennen. Archiv/Christian Thumm

Ein weiteres bedeutendes Baudenkmal im Kreisgebiet, das vom „Schwabenstein“ mitgeprägt wird, ist die ebenfalls aus staufischer Zeit stammende Galluskirche in Sontheim/Brenz. Hier sind es in Teilen die Säulen und die Rundbögen über ihnen sowie teilweise die Darstellungen in den Rundbogenfriesen, die aus Suevit gefertigt wurden. Allerdings sei das Gestein witterungsanfällig bei Feuchtigkeit und Frost, so die Restauratorin. Dadurch würden sich kleine Mikrorisse bilden und es komme zu „Bröckelzerfall“. Die zunehmende Luftverschmutzung schadet dem Suevit ebenfalls. Die Friese an der Kirche seien von hoher Wertigkeit, doch manche der Darstellungen aufgrund der Schäden in sehr schlechtem Zustand, sagt Mertens. Ein Substanzerhalt soll Teil der dringenden Sanierung der Galluskirche in den nächsten Jahren sein.

Auseinandersetzung um Suevit-Flächen auf Gemarkung Dischingen

Doch auch heute noch spielt Suevit in der Bauindustrie eine Rolle, da er gemahlen als Beimischung für bestimmte Zementarten (Trasszement) verwendet wird, wodurch Beton unter anderem eine bessere Elastizität erlangt. Der Abbau erfolgt in Steinbrüchen. Ab 2016 gab es große Diskussionen über eine vom Regionalverband Ostwürttemberg gewünschte Aufnahme von Vorrangflächen für einen möglichen Suevit-Abbau auf den Gebieten von Eglingen und Hofen. Die Gemeinde Dischingen wehrte sich damals gegen diese Pläne, weil Befürchtungen für eine Gefährdung des Trinkwassers aufgrund möglicher Sprengungen bestanden. So wurde die Fläche bei Eglingen gestrichen, doch jene bei Hofen gegen den Dischinger Willen in den 2019 rechtskräftig gewordenen Plan aufgenommen.

Kein Suevit im Steinheimer Becken

Suevit sei ein heterogenes Gestein und deshalb nicht wirklich leicht zu bearbeiten, erläutert Restauratorin Mertens. Er besteht üblicherweise neben zermalmtem Grundgestein und zu einer Art Glas erstarrten Schmelzstoffen aus verschiedenen Mineralien, die nur bei sehr hohem Druck und sehr hohen Temperaturen entstehen. Durch die enorme frei werdende Energie beim Meteoreinschlag wurden verschiedene Gesteine der Erdkruste verflüssigt und verschmolzen. Im Steinheimer Becken gibt es keinen typischen Suevit, da die Masse und Energie des Einschlags geringer war als beim Nördlinger Ries.

Als „Gestein des Jahres 2024“ folgt der „Schwabenstein“ auf Steinarten wie beispielsweise Granit, Gneis und Schiefer. Mit der seit 2007 erfolgenden Ernennung will der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler das jeweilige Gestein der breiten Öffentlichkeit bekannt machen und so allgemein auf die Bedeutung der Geowissenschaften und der Gesteine im täglichen Leben hinweisen.

Nicht vulkanisch, sondern „Impakt“-Produkt

Ursprünglich hielt man den farblich stark variierenden Suevit für vulkanischen Ursprungs, bis herausgefunden wurde, dass es sich um das Produkt eines „Impakts“ handelt, also des Einschlags eines Meteoriten auf der Erde. So geschehen im heutigen Unesco Global Geopark Ries vor rund 15 Millionen Jahren. Längst wird die Bezeichnung Suevit aber weltweit verwendet für Gesteine, die in gleicher oder ähnlicher Form und gleicher Entstehungsweise vorkommen.

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