Shakespeare-Sommer

Was die Opernfestspiele Heidenheim 2026 spielen und welchen weiteren Preis sie gewonnen haben

Neuigkeiten im Dreierpack: 2026 präsentieren die Heidenheimer Opernfestspiele gleich zwei Verdi-Neuproduktionen – und für einen Verdi aus der Spielzeit 2023 gibt’s diesen Herbst noch eine hohe Auszeichnung.

Noch eine Woche bis „Gianni Schicchi“. Und ebenso lange bis „Elektra“. Die Premiere der Hauptproduktion der Heidenheimer Opernfestspiele rückt immer näher. Und heuer sieht man bekanntlich doppelt. Einen Doppelabend. Am Freitag, 4. Juli, wird es so weit sein. Dann geht’s auf dem Schlossberg mit Puccini in die Toskana und mit Strauss nach Mykene. Doch bevor diese Reise beginnt, kann man heute zunächst sogar schon einmal verraten, wohin es im nächsten Jahr gehen wird. Auf die Insel Zypern nämlich. Mit Giuseppe Verdis „Otello“.

Zypern, tatsächlich. Nicht etwa Venedig. Dort spielen ohnehin schon genügend Opern. William Shakespeares Theaterstück, die Grundlage dieser Oper, übrigens ebenfalls. Zumindest zunächst. Und, wer weiß, vielleicht dachten sich auch Giuseppe Verdi und sein Librettist Arrigo Boito, dass es nicht immer Italien sein müsse. Also beginnt bei ihnen die Geschichte gleich dort, wo Shakespeare erst mit Beginn des zweiten Aktes spielen lässt: auf Zypern. Die Vorgeschichte schenkt man sich auf dem Musiktheater. Und man verzichtet auch auf einen Buchstaben. Der Titelheld erscheint als Otello, nicht als Othello. Das h kann weg in der Oper, auch wenn das für manche Augen gewöhnungsbedürftig sein mag.

Rosetta Cucchi macht’s

Regie führen wird 2026 bei „Otello“ eine nicht selten ebenfalls auf einer Insel wirkende Italienerin, die in Heidenheim keine Unbekannte ist: Rosetta Cucchi, die Intendantin der Wexford Festival Opera in Irland, die bei den Opernfestspielen hier 2024 „Madama Butterfly“ in Szene gesetzt hat.

Marcus Bosch hat sich ganz bewusst gleich noch einmal für Rosetta Cucchi entschieden. Denn seit die Cancel-Culture auch die Oper und hier selbstverständlich nicht zuletzt „Otello“ für sich entdeckt und ideologisch aufgeheizt hat, ist das mit dieser Geschichte so eine Sache. „Selbstverständlich kann man einer solchen Diskussion heute nicht ausweichen“, sagt Marcus Bosch. „Auf der anderen Seite möchte ich, dass wir in Heidenheim ohne Scheuklappen und ohne ideologische Überfrachtung an die Sache herangehen. Das hat mich sofort an Rosetta Cucchi denken lassen, die ich im vergangenen Jahr als eine Regisseurin kennengelernt habe, die auf eine sehr kluge, sehr ehrliche, aber auch pragmatisch Art an eine Geschichte herangeht. Für mich ist der 'Otello' zunächst einmal ein großartiges Theaterstück, das eine berührende menschliche Konstellation zeigt. Er ist darüber hinaus vom Namen her sicherlich eine Zugnummer und in musikalischer Hinsicht auch eine Oper, die ich in Heidenheim unbedingt machen wollte.“

Macbeth, nicht Räuber

Noch nie ein Geheimnis war, was man 2026 bei den Opernfestspielen auf der Schiene mit frühen Verdi-Opern fahren können würde: nämlich die Nummer zehn im Schaffenskatalog des Meisters und gleich nochmal nach Shakespeare: „Macbeth“. Dennoch könnte man von der Tatsache durchaus auch überrascht sein, dass der „Macbeth“ gespielt wird und nicht gleich „I masnadieri“.

Warum? Nun, „Macbeth“ stand 2015 schon einmal auf dem Spielplan der Festspiele in Heidenheim. Allerdings, und das betrachtet Marcus Bosch als wesentlich und deshalb nicht störend, in der späteren und heute gebräuchlichen Fassung des Werkes. Der Shakespeare-Sommer 2026 ist deshalb die ideale Gelegenheit, die Erstfassung von Verdis „Macbeth“ aus dem Jahr 1847 auf die Bühne zu bringen. Schillers „Die Räuber“, also Verdis „I masnadieri“, wird’s dann 2027 geben.

Menschen und Macht

„Otello“ und „Macbeth“ werden also im Mittelpunkt der Heidenheimer Opernfestspielzeit 2026 stehen, deren Saisonmotto übrigens „MachtMenschen“ lauten wird, was sich auf ganz verschiedene Arten und Weisen lesen lässt. Es wird also nicht nur um zwei Machtmenschen gehen im nächsten Jahr, sondern, unter anderem, auch darum, was Macht mit Menschen macht oder was Menschen mit Macht machen.

Noch aber befindet sich Heidenheim mitten im Festspielsommer 2025, der nun mit der Premiere von „Gianni Schicchi“ und „Elektra“ am Freitag, 4. Juli, so richtig Fahrt aufnehmen wird. Und wie eine Steilvorlage wirkt da die Nachricht, dass die heuer erst im Rahmen des „Oper Award“ als „Bestes Festival“ ausgezeichneten Opernfestspiele nun schon wieder einen Preis abgeräumt haben, und zwar den „Opus-Klassik“. Bereits zum zweiten Mal, denn schon 2021 wurden die Festspiele mit der in der Nachfolge des „Echo-Klassik“ verliehenen Auszeichnung bedacht, damals in der Kategorie „Operneinspielungen/Musik bis inklusive 18. Jahrhundert“ für die von der Cappella Aquileia unter Marcus Bosch eingespielte Live-Aufnahme von Georg Anton Bendas Melodram „Medea“.

Beste Operneinspielung

Am Donnerstag wurden die Opernfestspiele von ihrem zweiten „Opus“-Streich unterrichtet, den sie – erneut in der Kombination Cappella Aquileia unter Marcus Bosch – in der Kategorie „Operneinspielung des Jahres“ für die Produktion von Giuseppe Verdis „Giovanna d’Arco“ erhalten. Die Preisverleihung wird am 12. Oktober im Konzerthaus Berlin über die Bühne gehen.

„Es ist eine große Ehre für uns, dass wir diesen begehrten Preis bereits zum zweiten Mal nach Heidenheim holen können“, freut sich Festspielintendant Marcus Bosch. „Dass die Opernfestspiele Heidenheim nun erneut für ihre Verdi-Reihe ausgezeichnet werden, trifft ins Schwarze. Der frühe Verdi mit der Cappella Aquileia und dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn ist seit 2016 eine zentrale Programmlinie im Festival. Die Reihe steht für die Kreativität und den Qualitätsanspruch des Dirigenten und Intendanten Marcus Bosch und seines Festivals. Dank an ihn und das gesamte Produktionsteam“, ergänzt Kulturamtsleiter Matthias Jochner. Auch die Politik reagierte prompt. Clara Resch, Grünen-Abgeordnete für den Wahlkreis Heidenheim im Landtag Baden-Württemberg, gratulierte allen am Erfolg Beteiligten. „Ich bin glücklich, dass diese Arbeit in Heidenheim geleistet wird.“

In bester Gesellschaft

Die Aufnahme aus der Spielzeit 2023 liegt seit dem vergangenen Jahr sowohl als CD und in der Inszenierung von Ulrich Proschka als Blu-ray vor. Außerdem ist sie bei allen gängigen Streaming-Anbietern abrufbar. Die Besetzung umfasst Sophie Gordeladze in der Titelpartie, Héctor Sandoval als Carlo VII., Luca Grassi als Giacomo, Martin Piskorksi als Delil, Rory Dunne als Talbot sowie den Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn.

Der Opus-Klassik-Preis ist, das kann man so sagen, einer der begehrtesten Klassik-Preise weltweit. Für diesen nominiert zu werden, ist zwar zunächst einmal nicht ganz so schwierig, weil das, etwas vereinfacht dargestellt, über die Plattenindustrie geregelt wird. Weshalb es im Vorfeld auch nicht wenige Nominierte gibt, die allein schon mit der Nominierung eindrucksvoll werbend hausieren gehen können. Den Preis tatsächlich zu gewinnen, ist dann aber schon eine ganz andere Sache. Wer ihn bekommt, ist in der allerbesten Gesellschaft von zumeist Superstars oder wenigstens Starlets auf dem Weg an die Spitze. Sicherlich, es gibt auch die Spezialisten in ihren Nischen. Doch auch für diese gilt: Wo dieser Preis ist, ist eindeutig oben.

Eintrittskarten und Details

Eintrittskarten für die Opern und Konzerte der Opernfestspiele gibt’s in Heidenheim im Vorverkauf im Ticketshop des Pressehauses. Details zu den verschiedenen Veranstaltungen des Festivals sind via Internet unter www.opernfestspiele.de erhältlich.

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