Mit der Bezeichnung „Unesco-Projektschule“ darf sich jetzt das Hellenstein-Gymnasium schmücken. In einem Festakt überreichte Ministerialrat Achim Beule vom Kultusministerium des Landes am Freitag die Urkunde. Das älteste Gymnasium Heidenheims reiht sich damit offiziell in ein Netzwerk von weltweit etwa 11.500 Bildungseinrichtungen (davon etwa 300 in Deutschland) ein, die diesen Titel tragen dürfen.
Die Unesco ist die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur. Deren Ziele und Werte werden in den Projektschulen aufgegriffen und umgesetzt. Dies erstreckt sich auf Bereiche wie etwa einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und Beiträgen zum Klimaschutz, aber auch auf Aspekte wie Vielfalt der Kulturen, den fairen Umgang miteinander und Weltoffenheit.
Schüler am Hellenstein-Gymnasium bilden Unesco-AG
Wie vielfältig sich dies auf Schulebene gestalten kann, demonstrierten bei der Feier nicht zuletzt die Schülerinnen und Schüler selbst, die am HG unter Leitung von Sandra Ungar eine viel gelobte Unesco-AG bilden. Projektfahrten nach Riga, Barcelona und London wurden unternommen, um sich auf internationaler Ebene über Möglichkeiten für eine nachhaltige Lebenswelt auszutauschen.
Projektgruppen präsentierten die Ergebnisse ihrer Arbeit. Das Team Hackathon machte sich als fiktives Unternehmen Gedanken, wie man ein Startup-Unternehmen gründen kann. Die Gruppe Science widmete sich dem Bau einer Drohne und analysierte, welche Bakterien und Schmutzartikel auf Handys anzutreffen sind. Die seit 25 Jahren bestehende AG unter dem Namen Erasmus arbeitet international mit Schulen zusammen, um sich unter anderem über Digitalisierung und Demokratiebildung zu verständigen.
In einem HG-Imagefilm wurde zudem gezeigt, wie ein fairer Umgang im Schulalltag aussehen kann. Videogrüße von den Partnerschulen aus China und Indien belegten überdies das internationale Engagement im Sinne der Umsetzung von Zielen und Werten der Unesco.
Stolz und beeindruckt über das Geleistete zeigten sich alle Gratulanten beim Festakt. Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo ist in Bezug auf Gemeinschaft, Vielfalt und Weltoffenheit „fest davon überzeugt, dass wir alle voneinander lernen können.“ Es habe sich in der Geschichte immer wieder gezeigt, dass es dann rapide abwärts ging, wenn sich ein Land gegenüber anderen abgegrenzt habe.
Andreas Stoch (SPD) sieht HG als „riesengroßes Vorbild“
Auf Herausforderungen der Gegenwart ging auch Andreas Stoch ein. Der frühere Kultusminister und heutige SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag betonte, dass es heutzutage viel Mut erfordere, für Werte wie Vielfalt, Frieden oder einen respektvollen Umgang einzustehen: „Das alles ist inzwischen angefeindet und nicht mehr selbstverständlich. Wer sonst als die junge Generation muss zeigen, dass es auch anders geht.“ In dieser Hinsicht würde das HG als „riesengroßes Vorbild“ dastehen. „Ihr seid die Mutmacher dieser Gesellschaft“, zollte Stoch Respekt.
Als Vertreterin des Regierungspräsidiums Stuttgart verglich Emanuela Buyer das Engagement an der Heidenheimer Bildungseinrichtung mit einer großen, komplizierten Maschine, die nur funktioniere, wenn ein Rädchen ins andere greife. Die Frage, was junge Menschen dazu antreibt, sich für nachhaltige Ziele im Sinne des friedvollen Miteinanders zu engagieren, habe vor allem auch mit dem besonderen Schulklima am HG zu tun, zeigte sie sich überzeugt.
Heidenheimer Gymnasium als erste Fairtrade-Schule in Baden-Württemberg
Er komme immer wieder gerne nach Heidenheim, betonte Achim Beule vom Kultusministerium und erwähnte unter anderem das landesweite Modell zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zwischen 2019 und 2021. Das HG wiederum sei an vielen Stellen Vorreiter gewesen. Erinnert wurde an die Auszeichnung zur ersten landesweiten Fairtrade-School im Jahre 2013.
Dass es ein langer Weg war bis zur Zertifizierung als Unesco-Projektschule, unterstrich abschließend Schulleiter Holger Nagel. Die Wurzeln würden bis ins Jahr 2012 mit der Einführung eines „Tu´s Days“ zurückreichen. Später folgten die zweimal jährlich stattfindenden Mensa-Aktionstage. Man sehe hier, was passieren kann, wenn man Kindern und Jugendlichen Räume und Zeit zur Verfügung stelle, um solche positiven Entwicklungen zu ermöglichen. Angesichts gegenwärtiger Kriege und Krisen sei die Geschichte aber noch nicht zu Ende. Man stehe vielmehr an einem „herausfordernden Tiefpunkt“.
Reihenweise Auszeichnungen fürs HG
Bereits seit 2017 hatte das Hellenstein-Gymnasium den Status einer mitarbeitenden Unesco-Projektschule. Als „Recyclingpapierfreundliche Schule“, als „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“ oder als „Fairtrade-School“ (der damals ersten in Baden-Württemberg) machte sich das HG auf vielen Ebenen einen Namen. Mitglied ist die Schule im Netzwerk „Grüne Arbeitswelt“ und im Schulnetzwerk des Landes zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.
Die Feier in der Mensa des HG wurde umrahmt von einem musikalischen Beitrag der Fünftklässler und der HG-Big-Band. Durch das Programm führten die Zehntklässlerinnen Silvia und Pia. Schulleiter Holger Nagel hob in seinem Dank vor allem auch das Engagement seiner Kollegin Sandra Ungar als fleißige Koordinatorin der Unesco-AG hervor.