Blick in die römische Geschichte

Was der aktualisierte archäologische Plan Heidenheims verrät

Nach 30 Jahren hat die Stadt Heidenheim einen überarbeiteten archäologischen Plan veröffentlicht. Welche Informationen dieser über die römische Zeit enthält.

Wer Heidenheim auf der Theodor-Heuss- und Olgastraße in Ost-West-Richtung durchquert, kann es allenfalls erahnen: Er fährt mitten durch das einstige Gelände eines römischen Kastells. Dessen Ausdehnung und zahlreiche weitere Fundstellen 2.000 Jahre zurückliegender Geschichte markiert der jetzt neu aufgelegte archäologische Plan.

„Aquileia – das römische Heidenheim“: Auf rund 54 mal 42 Zentimetern stellt diese Karte dar, welche Relikte bislang gefunden wurden aus jener Zeit, in der die Römer im heutigen Heidenheim Fuß fassten. Damals, zu Beginn des zweiten Jahrhunderts nach Christus, entstand zwischen Ottilien- und Totenberg ein knapp sechs Hektar großes Kastell. Untergebracht wurde dort die Ala Secunda Flavia Milliaria, eine vermutlich bis zu 1.000 Mann starke berittene Eliteeinheit der römischen Armee.

Zivilsiedlung südöstlich des Kastells

Nördlich davon befand sich ein großer Übungs- und Paradeplatz (campus), im Südosten eine zivile Siedlung (vicus). „Dort lebten die Angehörigen der Soldaten und Personen, die von der Kaufkraft der Soldaten profitierten“, erläutert Gereon Balle, studierter Archäologe und Leiter der Historischen Museen Heidenheim.

In der Mitte des zweiten Jahrhunderts wurde die Einheit ins neu erbaute Aalener Kastell verlegt. Was nach ihrem Abzug in Aquileia verblieb – der antike Ortsname stammt von der Tabula Peutingeriana, der mittelalterlichen Abschrift einer römischen Straßenkarte – ließen archäologische Ausgrabungen später teilweise zutage treten. Einen detaillierten Überblick lieferte der 1994 vom damaligen Landesdenkmalamt erstmals herausgegebene archäologische Plan des römischen Heidenheim.

Auf der Suche nach Heidenheims römischer Vergangenheit: Bei Ausgabungen stießen die Archäologen im Jahr 2000 auf dem ehemals Bittel’schen Grundstück – heute Schloss-Arkaden – auf Spuren der ursprünglich in Fachwerktechnik errichteten Kasernenbauten des Kastells der Ala II Flavia. Gereon Balle

Es schlossen sich freilich weitere Grabungskampagnen, Untersuchungen und Interpretationen an. Aufgrund der neuen Erkenntnisse erstellten Franz Hummel, ehemaliger Leiter des Geschäftsbereichs Bauordnung und Denkmalschutz im Rathaus, Gereon Balle und Kristin Schindwolf vom Geschäftsbereich Vermessung und Geoinformation daher zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege eine aktualisierte Version.

Berücksichtigung fand neben etlichen neuen Fundstellen unter anderem, dass es keinen zweiten Graben im Norden des Kastells gab, und dass die Zivilsiedlung offenbar geregeltere Strukturen aufwies als zunächst gedacht.

Wichtiges Werk für Baubehörden

Die jetzt erhältliche Übersicht dürfte nicht die letzte ihrer Art sein, geht die wissenschaftliche Arbeit doch unablässig weiter, wenngleich mit einigem zeitlichem Verzug zu neuen Blicken in den Untergrund. Die erfolgen immer dort, wo in der Heidenheimer Innenstadt Baumaßnahmen anstehen. Der Plan ist deshalb für die Bau- und Denkmalschutzbehörden von großer Bedeutung, zugleich richtet er sich aber auch an Fachlehrer und alle sonst noch an der Geschichte der Stadt Interessierten.

Aktuell sind keine umfangreichen archäologischen Grabungen in Heidenheim geplant. Aber spätestens dann, wenn Olga- und Teile der Theodor-Heuss-Straße in einen Innenstadttunnel verlegt werden sollten, ließen die zu erwartenden Fundstücke viele Neugierige staunen. So wie den Verfasser dieses Textes, der beim Studium des Plans feststellte, dass sein Schreibtisch dort steht, wo sich vor zwei Jahrtausenden das Stabsgebäude inmitten des Kastells befand.

Balle hofft derweil darauf, dass bis zur nächsten Aktualisierung des archäologischen Plans ein weiteres Detail der Heidenheimer Historie gefunden sein wird: eine Tafel, die die Inschrift Aquileia trägt. Das steinerne Ortsschild gewissermaßen.

Plan in den Museen erhältlich

Der vom Geschäftsbereich Bauordnung und Denkmalschutz der Stadt Heidenheim herausgegebene archäologische Plan (Auflage: 1.000 Stück) ist zum Preis von zwei Euro erhältlich in der Stadt-Information und in den städtischen Museen. Eines davon, das vor rund 40 Jahren eröffnete Museum im Römerbad an der Theodor-Heuss-Straße, liegt unweit des ehemaligen Kastells und bietet Einblicke in Heidenheims römische Geschichte. Gruppen können es auf Anfrage besuchen (Tel. 07321.327-4710), außerdem ist es jeweils sonntags von 13 und 17 Uhr geöffnet.

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