Im Rahmen seiner Sommer-Tour machte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) auch in Heidenheim Station. Hier besuchte er neben dem Zementwerk Schwenk in Mergelstetten auch das Logistikunternehmen Noerpel und unsere Redaktion. „Es geht mir bei den Firmenbesuchen darum, zu erfahren, was die Unternehmen im Land brauchen, was sie von der Politik erwarten. Grundsätzlich stelle ich fest, dass die Firmen sehr positiv sind, man hat verstanden, dass man mit Jammern nicht die Zukunft gewinnt“, so Hermann. Bei Problemen, so habe er festgestellt, werde nach Lösungen gesucht. „Dass die Unternehmen, auch in Heidenheim, so erfolgreich sind, liegt auch an der Kreativität der Verantwortlichen.“
Doch ganz ungeachtet dessen gebe es natürlich auch Kritik und Wünsche von Seiten der Wirtschaft. Dazu gehöre nicht zuletzt die Verbesserung der Verkehrssituation. Das sei auch im Sinne der Logistikbranche. „Die Region ist einer der prosperierendsten Wirtschaftsräume in ganz Baden-Württemberg, deshalb gibt es hier auch viele Logistikunternehmen. Besonders in diesem Bereich ist die Elektrifizierung sehr wichtig für den Standort“, sagt Hermann, der sich beeindruckt zeigte, wie bei Noerpel mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen gearbeitet wird.
Dass die Unternehmen, auch in Heidenheim, so erfolgreich sind, liegt auch an der Kreativität der Verantwortlichen.
Verkehrsminister Winfried Hermann
Heidenheim habe in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt, was die Lade-Infrastruktur für E-Autos, aber auch für Fahrräder betrifft, betont Hermann. Auch hier sei die Region auf einem sehr guten Weg. „Die Zukunft gehört der E-Mobilität, das gilt auch für den eher ländlich geprägten Raum.“
Beim Thema Elektrifizierung, so der Verkehrsminister, spiele die Brenzbahn eine ganz entscheidende Rolle: „Wir müssen so schnell wie möglich den teilweise zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke hinbekommen.“ Deshalb sei die Brenzbahn zweifelsohne das größte und wichtigste Verkehrsprojekt in der Region.
Die Planungskosten für die Kommunen und Landkreise seien sehr hoch, „so hoch, dass die das allein nicht leisten können.“ Bund und Bahn hätten in den vergangenen Jahren die Regionalbahnen vernachlässigt und nicht investiert. „Aber die Brenzbahn braucht dringend Unterstützung bei der Finanzierung. Wir versuchen, beim Bund durchzusetzen, dass es dabei nicht nur um den Personen-, sondern auch um den Güterverkehr geht, für den hier ein attraktiveres Angebot geschaffen werden könnte“, so Hermann.
Das Land jedenfalls habe vorgelegt und werde sich auch an den Planungskosten beteiligen. Nach jahrelangen Verhandlungen sei es endlich gelungen, die Finanzierung für den Brenzbahn-Ausbau voranzubringen, so der Minister. Allein Planungskosten werden auf knapp 64 Millionen Euro geschätzt, davon tragen je die Hälfte das Land und die kommunalen Beteiligten. Von diesen entfällt auf den Landkreis Heidenheim mit 16,5 Millionen Euro der größte Anteil. Der Bund übernimmt jedoch rückwirkend die Planungskosten für die Elektrifizierung, sodass die Kosten für den Landkreis sich am Ende nur noch auf 6,5 Millionen Euro belaufen werden. Der aktuellen Kostenschätzung zufolge belaufen sich die Gesamtprojektkosten für den Ausbau auf rund 594 Millionen Euro. Der Bund trägt 75 Prozent der Kosten für den Ausbau und 90 Prozent der Kosten für die Elektrifizierung. Das Land Baden-Württemberg übernimmt die verbleibenden Kosten der Elektrifizierung vollständig. „Das ist schon ein bedeutender Schritt nach vorne und ein Durchbruch bei der Finanzierung“, sagt Hermann. Das sei nicht zuletzt Landrat Peter Polta zu verdanken, der das Projekt mit sehr viel Überzeugung und Durchhaltevermögen vorantreibe.
Seit vielen Jahren Politiker
Winfried Hermann ist seit 2011 Verkehrsminister in Baden-Württemberg. Der 73-Jährige wurde 1982 Mitglied bei den Grünen. Von 1992 bis 1997 war er Landesvorsitzender in Baden-Württemberg. Schon 1984 bis 1988 war er Landtagsabgeordneter, seit der Wahl 2016 sitzt er erneut im Landesparlament. Von 1998 bis 2011 war Hermann Mitglied des deutschen Bundestags.