Anzahl der derzeitigen Open-Air-Bühnen in der Brenz-Arena: null. Anzahl der Festival-Besucher am zurückliegenden Wochenende: 10.000. Ja, die Infrastruktur des Brenzpark-Open-Airs wurde inzwischen wieder komplett abgebaut, einmal mehr erfreuten sich Tausende an dem Event. Übrig bleibt bei Veranstalter Siggi Schwarz viel Freude und Dankbarkeit – und eine Rechnung, die durch die Einnahmen nicht ganz gedeckt werden kann.
Rund 750.000 Euro Kosten fielen für das dreitägige Spektakel an. Zwar stehen die abschließenden Zahlen noch nicht ganz fest, doch Schwarz wird als Veranstalter wohl auf einem „mittelgroßen fünfstelligen Betrag“ sitzen bleiben. Der Grund dafür ist kein überraschender: Für zwei der drei Konzerte – „SWR1 Pop und Poesie in Concert“ sowie Rea Garvey – wurden schlichtweg weit weniger Karten verkauft als geplant beziehungsweise erhofft.
Medienpräsenz kein Garant für großes Publikum
2000 Fans kamen zum Auftritt Garveys, angedacht waren 3000 gewesen. Laut Siggi Schwarz hat das nichts damit zu tun, dass das Konzert in Heidenheim die finale Station der Sommertournee des irischen Sängers gewesen ist. „Im näheren Umkreis ist Rea Garvey sonst nicht aufgetreten“, für eingefleischte Fans aus der Region sei Heidenheim tatsächlich die erste Anlaufstelle gewesen.
Woran also lag’s? „Rea ist ein toller Musiker, ihm fehlt gerade aber eine griffige Präsenz, ein großer Hit“, erklärt Schwarz. Zwar ist Garvey viel im Fernsehen zu sehen und er veröffentlichte vergangenes Jahr sein neustes Album, einen oder gar mehrere Evergreens könne er aber – abgesehen vom „Reamonn“-Superhit „Supergirl“ – bislang noch nicht für sich verzeichnen. „Im Vorfeld lässt sich die Publikumsgröße nicht wirklich vorhersagen.“ Heidenheim sei da kein Einzelfall, auch andere Tourstationen Garveys seien weniger gut besucht gewesen als erwartet.
Rea ist ein toller Musiker, ihm fehlt gerade aber eine griffige Präsenz, ein großer Hit.
Siggi Schwarz über den Auftritt von Rea Garvey
„SWR1 Pop und Poesie in Concert“ wohnten 1500 Zuhörerinnen und Zuhörer bei – normalerweise lockt das Format zwischen 2000 und 3000 Besucher an. Gerechnet hatte Siggi Schwarz hier auch tatsächlich mit etwa 2000. Das verhaltene Interesse erklärt der Veranstalter damit, dass das SWR1-Format in der Region bereits vertreten gewesen ist und sein wird, so etwa bei den Baden-Württemberg-Tagen in Dischingen 2024 und diesen November in Aalen.
„Dazu kommt, dass das Publikum bei ‚Pop und Poesie‘ sitzt. Bestuhlung gab es beim Brenzpark-Festival bislang nur einmal, nämlich 2017 bei Chris de Burgh“, so Schwarz. Die freie Sitzplatzwahl sowie eine von potenziellen Besuchern vermutete eingeschränkte Sicht auf die Bühne hätten womöglich bei so manchen dafür gesorgt, dass sie auf den Ticketkauf verzichteten.
„Pur“-Konzerte im Brenzpark als Publikumsmagnete
Als wahre Kassenschlager haben sich hingegen die Auftritte von „Pur“ im Brenzpark entwickelt. Nach 2016 und 2022 stand die Band nun zum dritten Mal auf der Bühne, jedes Mal wurde die 6000-Besucher-Marke geknackt; dieses Jahr waren es 6500. „Das ist eine schwäbisch gemachte Band, die sich hier mit ihren Liedern etabliert hat“, erläutert Siggi Schwarz. „Pur“ hat ebenjene benötigten Evergreens. „Dazu kommt, dass ‚Pur‘ neben Heidenheim nur in Bruchsal aufgetreten ist und derzeit auch keine Hallenkonzerte spielt.“
Aus finanzieller Sicht peilt der Veranstalter mit dem Open Air grundsätzlich eher die schwarze Null an. „Das Potenzial Heidenheims als Standort ist nicht vergleichbar mit Großstädten, so realistisch muss man sein“, sagt er selbst. Erkennbar macht sich das wohl auch in Sachen Sponsoring und städtischer Bezuschussung. Die Stadt Heidenheim unterstützt das Festival mit 25.000 Euro. Schwarz gegenüber hätten sich andere Tour- und Konzertveranstalter angesichts dieser Summe überrascht gezeigt; in vergleichbaren Städten mit ähnlich angelegten Festivals fließe demnach mehr Geld.
Es war absehbar, dass es dieses Jahr schwierig wird.
Siggi Schwarz über das Brenzpark-Open-Air 2025
„Es war absehbar, dass es dieses Jahr schwierig wird.“ Dem Spaß am Veranstalten und vor allem der Musik an sich soll das jedoch keinen Abbruch tun. „Vom ersten Moment an, wenn ich das Gelände für den Bühnenaufbau betrete, ist das so eine unglaubliche Freude für mich“, sagt Schwarz. Am Ende gehe es darum, ein harmonisches Festival auf die Beine zu stellen. Genau das hat Siggi Schwarz auch kommendes Jahr wieder vor: „Ja, 2026 soll es wieder ein Brenzpark-Open-Air geben.“ Die Planung dafür beginnt genau jetzt. Nach dem Festival ist schließlich vor dem Festival.