Betrug in Millionenhöhe

Warum der Vorgänger von Voith-Chef Toralf Haag bei der Aurubis AG gehen muss

Wenn Voith-Chef Toralf Haag im September zur Aurubis AG nach Hamburg wechselt, ist das für das Unternehmen ein Neustart in der Geschäftsleitung. Warum dieser notwendig ist und was Haag über Aurubis sagt:

Von Heidenheim nach Hamburg: Voith-Chef Dr. Toralf Haag (58) wechselt zur Aurubis AG. Er verlässt das Heidenheimer Unternehmen zum 31. August. Den Kupferhersteller mit Sitz an der Elbe kennt er bereits, von 2002 bis 2005 war Haag dort Finanzvorstand (CFO). Haags Neuanfang geht einher mit einem Neustart in der Geschäftsführung des Hamburger Unternehmens: Der noch amtierende Vorstandsvorsitzende Roland Harings (60) muss das Unternehmen zusammen mit zwei weiteren Vorständen vor Ablauf seines Vertrags verlassen.

Dies gab Aurubis im Januar bekannt: Die Entscheidung, die Aufsichtsrat und Unternehmensleitung laut Pressemitteilung „in gegenseitigem Einvernehmen“ getroffen haben, folgte auf schwerwiegende Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit.

Manipulierte Proben und ein schwerer Arbeitsunfall

Im August 2023 hatte Aurubis festgestellt, dass Metalle im Lagerbestand fehlten. Nach einer Sonderinventur wurde der Schaden auf 185 Millionen Euro beziffert. Lieferungen und Proben für Einsatzmaterialien im Recyclingbereich mit hohen Gehalten wertvoller Metalle seien manipuliert worden, teilte das Unternehmen mit.

Es wurden Metalle geliefert, die geringere Mengen an Metallen enthielten, als anhand der Proben erwartet wurde. Dadurch bezahlte das Unternehmen überhöhte Rechnungen. Zudem starben im Mai 2023 drei Mitarbeiter von Aurubis bei einem Chemieunfall in Hamburg, bei dem Stickstoff ausgetreten war.

Toralf Haag hat Voith durch schwierige Zeiten geführt. Jetzt verlässt er das Unternehmen, um anderswo Verantwortung zu übernehmen.

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Die Bilanz des Unternehmens lag trotz der Sondereffekte aus den kriminellen Handlungen bei 141 Millionen Euro nach Steuern, der Umsatz des Geschäftsjahres 2022/23 lag bei rund 12,3 Milliarden Euro. Zudem verkündete die Firma, dass das Sicherheitsniveau deutlich erhöht worden sei.

„Ein riesiger Wachstumsmarkt“

Seit Toralf Haags Zeit bei Aurubis, das damals noch Norddeutsche Affinerie AG hieß, sind 20 Jahre vergangen, am Kerngeschäft des Traditionsunternehmens habe sich aber nichts geändert, sagt Haag.

Allerdings arbeite man dank der zunehmenden Elektrifizierung von Antrieben „in einem riesigen Wachstumsmarkt“. Zudem habe sich das Geschäft von Aurubis im Bereich Recycling erweitert, das Batterienrecycling sei ein großes neues Geschäftsfeld.

Ich werde mich weiterhin für den Industriestandort Deutschland einsetzen

Toralf Haag

Die Parallelen zwischen seinem Noch-Arbeitgeber Voith und dem künftigen Arbeitgeber Aurubis sieht Haag darin, dass Nachhaltigkeit durch Kreislaufwirtschaft bei beiden Firmen eine große Rolle spiele. Von den rund 7100 Aurubis-Mitarbeitenden würde ein großer Teil in Deutschland arbeiten, sodass Haag verspricht: „Ich werde mich weiterhin für den Industriestandort Deutschland einsetzen.“

Über die Nachfolge von Toralf Haag bei Voith ist bislang nichts bekannt.

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