Tierheim-Bilanz

Warum mangelnde Versorgung in Heidenheims Tierheim mehr ausmacht als die Urlaubszeit

Oft heißt es, in den Ferien würden besonders viele Tiere abgegeben. Doch im Tierheim Heidenheim zeigt sich ein anderes Bild. Wieso kranke Katzen, steigende Tierarztkosten und Verantwortungslosigkeit die größeren Herausforderungen sind.

Mit dem Ende der Urlaubs- und Sommerferien kehrt auch im Tierheim Heidenheim wieder Alltag ein. Oft heißt es, in dieser Zeit würden besonders viele Tiere abgegeben oder sogar ausgesetzt. Doch stimmt das wirklich? Der Kreistierschutzverband Heidenheim zieht Bilanz – und zeigt: Nicht allein die Ferienzeit, sondern fehlendes Verantwortungsbewusstsein und die unkontrollierte Vermehrung von Streunerkatzen belasten die Arbeit des Tierheims.

„Es ist tatsächlich so, dass es sich verändert“, sagt Julia Lambertz, stellvertretende Vorsitzende des Kreistierschutzvereins und Leiterin des Tierheims. Seit vielen Jahren engagiert sie sich dort ehrenamtlich. Zwar gebe es vereinzelt Abgaben in der Urlaubszeit. „Aber wir kriegen die Tiere inzwischen aus ganz anderen Gründen.“ Positiv sei, dass sich viele Menschen die Anschaffung inzwischen besser überlegten: „Die Aufklärung ist in vielen Bereichen schon weit vorangeschritten.“

Jungkatzen übersteigen die Kapazitäten

Besonders bei den Katzen habe das Heim im Sommer einen enormen Zuwachs erlebt. Die Kapazitäten seien vollständig ausgelastet, allein 58 Kitten wurden aufgenommen. „Meist handelt es sich um frei lebende Katzen, die hier im Kreis Heidenheim in großer Zahl vorkommen – oft im Verborgenen“, erklärt Lambertz. Werden trächtige Tiere rechtzeitig eingefangen, lassen sich die Jungtiere in der Regel gesund aufziehen. Schwieriger sei es bei draußen geborenen Kitten: Sie leiden oft an Katzenschnupfen oder anderen Viren. „Aktuell ist der Quarantänebereich gesperrt – wegen eines Virus, das durch eine Katze eingeschleppt wurde.“

Ferienbedingte Abgaben sind kaum noch ein Thema

Den Trend der Abgaben über die Urlaubswochen beschreibt Lambertz insgesamt als rückläufig. „Vor 15 Jahren war es gang und gäbe, Fundhunde ohne Ende zu haben.“ Dieses Jahr seien in den Pfingstferien nur zwei aufgenommen worden, in den Sommerferien gar keiner. Die Neuzugänge seien vielmehr Tiere aus schlechter Haltung gewesen.

Julia Lambertz, stellvertretende Vorsitzende des Kreistierschutzvereins Heidenheim, kümmert sich um die Katzen im Tierheim. Rudi Penk

Im Katzenbereich bleibe die mangelnde Kastration das größte Problem. Zwar hätten sich Katzenschutzverordnungen in mehreren Gemeinden durchgesetzt, „aber bis diese wirklich überall greifen, wird es noch dauern“. Seit rund zehn Jahren unterstützt das Tierheim Kastrationen über Fonds. Das zeige Wirkung: „Die Zahl der Katzen im Landkreis steigt nicht weiter. Es ist nicht schlimmer geworden – aber immer noch schlimm genug.“

Kitten finden schwerer ein Zuhause

Auffällig sei zudem, dass in diesem Jahr selbst Kitten nicht mehr so leicht vermittelt werden wie früher. „Normalerweise werden vor allem kleine Katzen gut abgenommen“, sagt Lambertz. Dieses Jahr seien jedoch erst vier vermittelt worden. Sie vermutet, dass der Markt gesättigt ist: „So eine Katze wird bis zu 15 Jahre alt oder älter. Wenn dann gleich zwei oder mehrere vermittelt werden, hat man diese erstmal für eine lange Zeit.“ Die Folge: Plätze bleiben länger belegt – mit der Sorge, im kommenden Jahr keine neuen Tiere aufnehmen zu können.

Ein Grund könnte auch die zunehmende Tierrettung aus dem Ausland sein. „Zwischenzeitlich werden neben Hunden auch immer mehr Katzen gerettet“, sagt Lambertz. Das sei zwar grundsätzlich gut, für die heimischen Katzen jedoch problematisch: „Wir haben sie hier ebenso in Massen.“ Wichtig sei, die Tiere in den heimischen Tierheimen nicht zu vergessen. „Denen geht es natürlich besser als im Ausland – aber auch sie hätten gerne ein Zuhause und eine Familie.“

Steigende Kosten betreffen auch die Tierhaltung

Auch bei Kleintieren sei mangelnde Kastration ein wiederkehrendes Problem. „Aus einem Kaninchen können ganz schnell viele werden.“ Heute seien steigende Tierarztkosten zudem ein häufiger Abgabegrund. Seit die Gebührenordnung 2023 erhöht wurde, registrierte das Heim Anfang 2024 einen deutlichen Anstieg. „Wenn ich beim Tierarzt unter 500 Euro zahle, denke ich: Das ist noch billig. Bei Hunden sind schnell 1000 Euro oder mehr fällig.“

So gelingt der Urlaub mit Tier

Und wie kann man sich nun mit seinem Haustier besser auf die nächsten Urlaube vorbereiten? „Wichtig ist, dass man sich schon vor der Anschaffung überlegt: Was mache ich mit dem Tier, wenn ich wegfahren will?“, sagt Lambertz. Möglichkeiten gebe es viele: Hunde könnten oft mit in den Urlaub genommen werden – in Hotels oder Ferienwohnungen, die auf Haustiere eingestellt sind. Wer das nicht möchte, könne Tierpensionen nutzen oder auf Betreuung durch Familie, Freunde oder Tiersitter zurückgreifen.

Für Katzen und Kleintiere biete sich häufig die Versorgung zu Hause an – etwa durch Nachbarn, Bekannte oder professionelle Dienste. „Gerade bei Freigängerkatzen reicht es oft, wenn jemand ein- bis zweimal täglich nach dem Rechten sieht, füttert und die Katzentoilette sauber macht.“ Auch Kleintiere ließen sich so unkompliziert betreuen.

Lambertz betont: „Urlaub sollte niemals ein Grund sein, ein Tier abzugeben. Wer ein Tier aufnimmt, übernimmt Verantwortung“ – und die gelte auch in den Ferien.

Anlaufstellen im Landkreis

Wer mit Haustier verreist, sollte frühzeitig planen. Viele Unterkünfte sind inzwischen tierfreundlich, bei Auslandsreisen gelten Impf- und Gesundheitsauflagen. Wer Hund oder Katze nicht mitnimmt, findet im Landkreis Heidenheim Tierpensionen wie den Brenzelhof in Königsbronn, den Katzenhof von Alexandra Kämmerle, die kleine Tierpension in Nattheim oder die Tierpension Elchingen in Neresheim. Auch das Tierheim Heidenheim nimmt, wenn Kapazität besteht, Tiere in Urlaubs- oder Krankheitsfällen auf. Alternativ lassen sich auch online private Tiersitter im Landkreis finden.