Warum werden die Heidenheimer Knöpfleswäscher genannt und die Nattheimer Breama? Wie war das damals, als Großvater noch die Uhr aufzog? Warum wäre Kaiser Karl V. einst fast in der hochwasserführenden Brenz ertrunken? Was hat es mit dem legendären Heidenheimer Kirschenkrieg auf sich? Und welche bemerkenswerten Originale sorgten früher in der Stadt für Gesprächsstoff?
Hans Wulz ist in seinen über 250 Veröffentlichungen, die sich auch in elf Büchern niederschlugen, solchen und zahlreichen anderen Fragen mit Akribie nachgegangen. Doch der 2004 im Alter von 91 Jahren verstorbene bodenständige Heidenheimer war weit mehr als ein Hobby-Historiker mit ausgeprägter Heimatliebe.
Schon auf der Titelseite der 80-seitigen Biografie, die der Nattheimer Redakteur im Ruhestand, Dr. Manfred Allenhöfer, jetzt veröffentlichte, ist das erstaunliche Spektrum von Wulz´ Vielseitigkeit umrissen: Pädagoge, Heimatforscher, Schriftsteller, Lokalpolitiker, Familienmensch. Und all das war er laut Allenhöfer mit ganzem Herzen und „bemerkenswerter Produktivität“. Als einen Mann mit „knitzem Humor, gütig und herzensoffen“ hat er Wulz erlebt.
Erfolgreiche Zusammenarbeit über Jahre hinweg
1986 traf der Journalist erstmals den Heidenheimer Heimatforscher. Die gemeinsamen Leidenschaften waren schnell erkennbar. Allenhöfer hatte in Stuttgart Germanistik und Geschichte studiert, jetzt arbeitete er als Kulturredakteur der Heidenheimer Neuen Presse. Das „absolut lebendige heimatliche Engagement“, das Hans Wulz an den Tag legte, beeindruckte ihn. Allenhöfer öffnete die Bühne für den großen heimatlichen Wissensschatz, den sich Wulz erarbeitet hatte.
Schnell waren die ersten Ideen zur Zusammenarbeit geboren. Wulz´ Geschichten über das „Heidenheimer Land“ erstreckten sich als Serie regelmäßig über eine ganze Zeitungsseite. Später entstanden aus den wichtigsten Beiträgen vier Bücher des gleichnamigen Titels, die thematisch von der Vor- und Frühgeschichte bis ins 20. Jahrhundert reichten.
Auch andere Veröffentlichungen aus der HNP-Serie schlugen sich in Buchform nieder. In den 1987 veröffentlichten „Heidenheimer Originalen“ porträtierte Wulz den Stadtpfarrer Alfons Mark ebenso wie etwa die dichtende Kindergärtnerin Berta Schramm oder den für seine derbe Ausdrucksweise bekannten „Löfflers Kaarle“.

Wulz wusste die loyale Verbindung zu Allenhöfer sehr zu schätzen und adelte sein Gegenüber gelegentlich mit dem Satz: „Sie sind der größte literarische Freund meines Lebens.“ Umgekehrt fand auch Allenhöfer in seinem Buch über Wulz anerkennende Worte: „Wer ihn kannte und mit ihm Umgang haben konnte, wusste: Er hat sich bis ins hohe und höchste Alter die Kindlichkeit der staunenden Neugier und des pochenden Herzens bewahrt.“
Die Biografie beschränkt sich aber nicht nur auf den Bereich der Heimatforschung und die damit zusammenhängenden Publikationen. Wulz sei, so Allenhöfer, auch ein „Pädagoge durch und durch“ gewesen. Schon als Jugendlicher ging er aufs Pädagogische Seminar, wurde nach dem Krieg Lehrer an der Olgaschule, später an der Westschule, arbeitete als Rektor und geschäftsführender Schulleiter für die Grund-, Haupt- und Sonderschulen in der Stadt.
Vielfältige Interessen
Bei Wahlen in den Heidenheimer Gemeinderat und in den Kreistag erzielte er als CDU-Kandidat beachtliche Wahlergebnisse. Tragender Pfeiler seines Selbstverständnisses sei die Familie gewesen; alle seine vier Kinder entschieden sich nach dem Vorbild des Vaters für ein Lehramts-Studium. Die Genealogie der Familie erforschte Wulz über mehr als zehn Generationen.
Über alle Themen habe man mit ihm offen diskutieren konnten. Nur bei seinem Glauben als überzeugter Katholik ließ er sich von seinen Prinzipien nicht abbringen. Das „Vergelt´s Gott“ gehörte wie selbstredend zum Gruß, wenn sich Wulz von seinen Gesprächspartnern verabschiedete. Der Bitte der „Stiftung Literaturforschung in Ostwürttemberg“, eine Biografie über Hans Wulz zu verfassen, kam Manfred Allenhöfer gerne nach. Dabei konnte er sich auf Original-Unterlagen stützen und traf sich mehrfach mit dem jüngsten Sohn von Hans Wulz, dem Gymnasiallehrer Dr. Wolfgang Wulz, der die Leidenschaft seines Vaters zur Heimatgeschichte teilt.
Das dritte Buch im Ruhestand
Das Buch über Hans Wulz ist das dritte, das Manfred Allenhöfer während seines Ruhestands verfasste. Zuvor war er als Mitautor eines Buches über die Brüder Kurt und Heinz Bittel tätig und verfasste gemeinsam mit Christian Horn einen Bildband über das 100-jährige Bestehen des Heidenheimer Naturtheaters.
Allenhöfer ist 69 Jahre alt, verheiratet, hat vier Töchter und sieben Enkel und wohnt in Nattheim. 17 Jahre lang war er Redaktionsleiter der Heidenheimer Neuen Presse, seine abschließenden Berufsjahre führten ihn zur Heidenheimer Zeitung. Das Buch über Hans Wulz kann direkt beim Autor in Nattheim bezogen werden.