Alltagsengel

Warum Gabriele Gut in ihrer Freizeit zur "Katzen-Meditation" ins Heidenheimer Tierheim kommt

Gut für die Katzen: Als "Zeitspenderin" kümmert sich Gabriele Gut seit acht Jahren ehrenamtlich um Katzen im Heidenheimer Tierheim. Sie streichelt, singt, spielt, spricht, füttert und hält das Katzenhaus sauber – und hat noch lange nicht genug.

Warum Gabriele Gut in ihrer Freizeit zur "Katzen-Meditation" ins Heidenheimer Tierheim kommt

Gabriele Gut wurde schon sehnsüchtig erwartet. Als sie das Reich von acht jungen Katzen betritt, ist die Freude bei den Tieren riesengroß. Sie streichen ihr um die Beine, springen auf ihren Oberschenkel, als sie sich hinkniet und miauen glücklich. Gut redet ihrer "Räuberbande" zu, streichelt sie und – darauf haben sich die Katzen ganz besonders gefreut – füttert sie mit kleinen Leckerlis, im Tierheim auch "Zauberstäbchen" genannt. Gabriele Gut verbringt ihre Freizeit regelmäßig im Katzenhaus. Sie ist ehrenamtliche Helferin oder auch "Zeitspenderin" im Heidenheimer Tierheim.

Eigentlich arbeitet die 61-Jährige als Textillaborantin. Der erste Kontakt mit dem Heidenheimer Tierheim entstand 2015. "Ich hatte mehrere prägende Ereignisse, die mich dazu gebracht haben, über den Sinn des Lebens nachzudenken", erinnert sich Gut zurück. Der Entschluss: "Ich will mehr Gutes zu tun."

Streicheln, spielen, füttern, putzen

Zunächst kam Gut vor allem zum Streicheln und Bespaßen der Katzen ins Tierheim. Inzwischen erledigt die Hürbenerin alles, was im Katzenhaus anfällt – füttern, Katzenklo säubern, spülen und natürlich immer wieder streicheln. 17 Katzen leben dort, alle sind kastriert, geimpft und gechipt, so Robby Kiefer, der Bereichsleiter Katzen im Tierheim. Rund 30 weitere befinden sich in Quarantäne. Dabei handelt es sich etwa um tragende Tiere und solche, die noch untersucht werden. Zudem wird den Besitzern Zeit gegeben, sich ihr Haustier zurückzuholen.

Das passiert laut Kiefer allerdings nur in den seltensten Fällen. Stattdessen kommen die Tiere ins Katzenhaus, wo manche nur eine Woche und andere viele Monate verbringen. Je nachdem, wie schnell sich ein neuer Besitzer findet. Gabriele Gut kümmert sich also immer wieder um neue Tiere. Das bedeutet, dass sie sich auch immer wieder neue Namen merken muss. "Ich weiß die meisten Namen, aber vermutlich nicht alle", sagt sie.

Freizeit im Katzenhaus

Ein festes Arbeitspensum hat Gabriele Gut nicht. Normalerweise hilft sie jeden Samstag von 8 bis 12 Uhr, aber auch sonntags, unter der Woche abends oder wenn sie frei hat zieht es Gut immer wieder ins Katzenhaus.

"Wenn ich an einem Sonntagmorgen eigentlich ausschlafen könnte, ist das manchmal auch echt schwierig, aber die Tiere geben einem einfach so viel zurück", sagt Gut. Besonders klar werde das bei den ängstlichen und wilden Tieren, die Gut als größte Herausforderung bezeichnet. "In ein Tierheim zu kommen, ist ein Schockerlebnis für eine Katze, manche trauern richtig", erzählt sie, "zu erleben, wie sich das Herz der Katze öffnet, ist ein sehr schönes Gefühl." Diese besonderen Momente beschreibt sie als ihre "Katzen-Meditation".

Aktuell leben im Katzenhaus besonders viele junge Tiere. Rudi Penk

Gabriele Gut: "Verbindung mit der Seele des Tieres"

Für Gabriele Gut ist es besonders wichtig, Vertrauen zu den Tieren aufzubauen. Bei besonders traumatisierten Tieren – Hunden wie Katzen – greift sie auf Wunsch des Tierheims auch auf Tierkommunikation zurück. "Dabei gehe ich eine telepathische Verbindung mit der Seele des Tieres ein", erklärt Gut, die mehrere Kurse und Fortbildungen zur Tierkommunikation besucht hat und diese als ihr Steckenpferd beschreibt.

Dass sie immer wieder mit ängstlichen, wilden oder traumatisierten Katzen zu tun hat, liege vor allem an den Menschen. "Viele lassen ihre Katzen nicht kastrieren, dadurch werden viele Katzenbabys geboren, die draußen sterben würden", erklärt die ehrenamtliche Helferin.

Gut hat selber zwei Hauskatzen, beide hat sie von der Straße geholt. Dass sie ein großes Herz für die Tiere hat, ist klar, und sie hat noch lange nicht genug: "Ich weiß sehr gut, was ich als Rentnerin machen werde. Ehrenamt macht glücklich."

Wie man sich selber einbringen kann

Das Heidenheimer Tierheim hat insgesamt rund 50 ehrenamtliche Helfer, so Robby Kiefer, der Bereichsleiter Katzen. Der größte Anteil davon kümmert sich um die Hunde, manche kommen täglich zum Gassi gehen. Neben der Arbeit mit den Tieren sind die Verantwortlichen auch über anderweitige Hilfe, wie zum Beispiel Rasenmähen und Fahrdienste, dankbar. Wer als ehrenamtlicher Helfer aktiv werden will, kann sich unter Tel. 07321.41100 oder melden oder eine E-Mail an tierpfleger@kreistierschutzverein.de schreiben.

Neue Serie: Alltagsengel

Sie tun Gutes, werden in der Hektik des Alltags aber oft übersehen. Sie investieren ihre Freizeit in Dinge, über die manch andere kaum nachdenken. Was sie tun, ist oftmals nur eine Kleinigkeit – aber doch wichtig. Sie sind Alltagsengel.

In einer neuen Serie will die Heidenheimer Zeitung den Alltagsengeln der Region ein Gesicht geben. Und aufmerksam machen auf das oft verborgene Engagement vieler, vieler Freiwilliger und Ehrenamtlicher im Kreis Heidenheim und der Region. Auf Menschen, die mit herrenlosen Katzen und Hunden im Tierheim schmusen, die Schwerkranken aus dem Ausland zu medizinischen Behandlungen verhelfen und die anderen helfen, wo es nur geht.

Sie kennen einen Alltagsengel, über den die HZ berichten könnte? Ideen sind willkommen per Mail an redaktion@hz.de.

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