Seitdem Matthias Heisler im Mai sein Amt als Bürgermeister in Gerstetten angetreten hat, ist der für Familie, Bildung und Sport zuständige Fachbereich 5 im Heidenheimer Rathaus ohne Leitung. Dass das ganz erhebliche Auswirkungen auf die Abläufe im Rathaus hat, wurde in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Sozial-, Schul- und Sportausschusses des Gemeinderats deutlich.
Hier nämlich wurde unter anderem auch über die Anträge der Fraktionen zum Haushaltsplan diskutiert. Dabei ging es um die Erstellung eines neuen Konzepts für einen Jugendbereich, der eigentlich auf den Reutenen entstehen sollte. Nachdem der dortige Jugendtreff in der Schwende schon vor mehr als zwei Jahren im Mai 2023 geschlossen worden war, weil die Container und Anbauten in miserablem, nicht mehr akzeptablem Zustand waren, sollte schon damals eine Neukonzeption erstellt werden. Im Oktober 2023 wurde dem Gremium das Ergebnis einer Bedarfsermittlung für ein Jugendangebot auf den Reutenen vorgestellt, aus dem hervorgeht, dass von Seiten der Jugendlichen kein nennenswerter Bedarf an einem pädagogisch betreuten Jugendtreff besteht. Vielmehr wollten die Jugendlichen einer Befragung zufolge einen attraktiven Jugendspielplatz mit Bolzplatz, Pumptrack, Tischtennisplatte und einem Unterstand. Ein entsprechendes Konzept war von der Verwaltung ausgearbeitet worden, außerdem waren im Haushaltsplan für 2024 schon Mittel für die Umsetzung eingeplant.
Doch im Oktober 2023 lehnte der Ausschuss diesen Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich ab, das Thema sollte in der darauffolgenden Gemeinderatssitzung erneut beraten werden. Doch das fand nicht statt, seitdem wurde es auch nicht mehr auf eine Tagesordnung gesetzt. Zwar erarbeitete der Fachbereich Familie, Bildung und Sport vier Alternativen zum Jugendspielplatz, die Fachbereiche Städtebauliche Planung und Hochbau stellten erste Überlegungen für eine Umsetzung an, doch geschehen ist bisher nichts. Das Gelände liegt weiterhin brach, die Jugendlichen auf den Reutenen haben noch immer keinen Ort, wo sie sich treffen können.
Vakanz sorgt für Verzögerungen
Deshalb beantragte die Fraktion SPD/Linke im Zuge der diesjährigen Haushaltsdiskussion, dass die Verwaltung ein Konzept für einen Jugendbereich erarbeitet. Die Verwaltung jedoch schreibt in ihrer schriftlichen Stellungnahme: „Aufgrund der Vakanz der Leitung des Fachbereichs Familie, Bildung und Sport hat die Verwaltungsspitze entschieden, diese Vorschläge erst nach der Wiederbesetzung der Fachbereichsleiterstelle weiterzuverfolgen.“
In der Ausschusssitzung erläuterte Oberbürgermeister Michael Salomo die Situation und warb auch für Verständnis: „Die personelle Situation im Fachbereich 5 ist derzeit sehr angespannt. Aktuell übernehmen zwei Geschäftsbereichsleiter zusätzlich die Arbeit der Fachbereichsleitung. Denn die laufenden Aufgaben müssen ja weiterhin wahrgenommen werden.“ Auch Bürgermeisterin Simone Maiwald brach eine Lanze für die Verwaltungsmitarbeiter: „Wir haben einen enormen Zuwachs an neuen Pflichtaufgaben, etwa die Umsetzung des Startchancen-Programms oder den Ausbau der Ganztagesbetreuung.“ Es müsse immer mehr neu aufgebaut werden, „das ist eine umfangreiche Mehrbelastung für alle. Mehr ist derzeit einfach nicht zu bewältigen“, so Maiwald.
Für die jungen Menschen auf den Reutenen bedeutet das, dass aktuell kein neuer Treffpunkt in Sicht ist, wann das Thema erneut diskutiert wird, ist weiterhin völlig offen.
Gleiches betrifft auch ein weiteres Anliegen der SPD/Linke-Fraktion: Die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die eruieren soll, ob es in Zukunft wieder ein gemeinsames Kinderfest für alle Heidenheimer Kinder geben soll. Auch bei diesem Antrag wird von der Verwaltung darauf verwiesen, dass man mit der Beschlussfassung darauf warten will, bis die Leitung des Fachbereichs 5 wieder besetzt ist.
Verfahren ist weiterhin offen
Seit dem 1. Mai ist die Leitung des städtischen Fachbereichs 5 vakant. Am 26. Juni fand in einer nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats eine Wahl statt, bei der sich das Gremium zwischen zwei Bewerbern entscheiden sollte, beide sind Geschäftsbereichsleiter in der Verwaltung. Zwar konnte sich der Gemeinderat mehrheitlich auf einen Bewerber einigen, der dann auch für die Fachbereichsleitung gewählt wurde, doch legte die unterlegene Bewerberin daraufhin Widerspruch ein.
Wie es von der Pressestelle des Rathauses auf Anfrage heißt, ist das diesbezüglich laufende Verfahren noch immer nicht abgeschlossen. Wann das der Fall sein wird, sei derzeit noch völlig offen. Deshalb ist auch noch ungewiss, wann der Gemeinderat erneut die Leitung des Fachbereichs wählen kann.