Mit dem Breitbandausbau will es in Heidenheim so überhaupt nicht klappen. Erst am Dienstag hat die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass die Breitbandversorgung Deutschland (BBV), ihr Engagement in Heidenheim beenden wird. Das Unternehmen hatte im Jahr 2022 angekündigt, das gesamte Stadtgebiet mit Glasfaserleitungen auszustatten, und zwar bis in jedes einzelne Haus. Nachdem sich bis auf diese Ankündigung, viel Werbung für den „Toni“-Tarif und zahlreiche Versprechen von Seiten des Unternehmens seitdem überhaupt nichts tat, war es relativ erwartbar, dass die BBV einen Rückzieher machen und den geplanten Breitbandausbau in Heidenheim fallen lassen würde.
Das war auch schon seitens des Gemeinderats vermutet worden, denn in der jüngsten Sitzung des Gremiums Ende Mai war auch dieses Thema zur Sprache gekommen. Wie es denn um „Toni“ stehe, wollte Prof. Dr. Ulrich Schrade (Grüne) wissen. Schon damals deutete Oberbürgermeister Michael Salomo vorsichtig an, dass die BBV alle Projekte auf Eis gelegt habe. Das wiederum veranlasste Christoph Weichert (Freie Wähler), dem OB vorzuwerfen, dass nichts vorangehe, dabei habe dieser das Unternehmen doch so stolz präsentiert: „Sie haben immer betont, dass Sie Toni nach Heidenheim geholt haben“ so Weichert.
Anlass für die Diskussion war die Tatsache, dass es auch in den Ortschaften nicht vorangeht mit dem Glasfaserausbau. Stadtkämmerer Guido Ochs erläuterte, dass ein Beschluss des Gremiums aus dem Jahr 2023 zurückgenommen werden soll. Im Mai vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat beschlossen, einem regionalen Telekommunikationsunternehmen auf dessen Antrag hin das bestehende städtische Koaxialnetz in Kleinkuchen zu verpachten. Voraussetzung war, dass die Kabel durch ein Glasfaserkabel ersetzt werden und auf diese Weise schnelles Internet in dem Ort verlegt wird. Ochs berichtete, dass dem Unternehmen ein unterschriftsreifer Vertrag übersandt wurde, und zwar im Oktober 2023. Seitdem habe man von dem Unternehmen nichts mehr gehört.
Mängel im Antrag
Daraufhin habe die Verwaltung den gesamten Sachverhalt nochmals überprüft und festgestellt, dass der Antrag des Unternehmens auf Mitnutzung der Leerrohr-Infrastruktur Mängel aufweist. Unter anderem fehlten eine genaue Beschreibung des Projekts und die Unterschrift einer vertretungsberechtigten Person. Diese Mängel seien der Verwaltung zwar bewusst gewesen, doch habe man wegen des Bedarfs an schnellem Internet in Kleinkuchen die Mängel nicht negativ auslegen wollen – in der Hoffnung auf eine zügige Umsetzung des Projekts. Doch daraus wurde nichts.
Bis heute habe die Verwaltung von dem Unternehmen nichts gehört, dafür gebe es zahlreiche Beschwerden von Bürgern, erklärte Ochs. Dabei handle es sich um nicht erbrachte Dienstleistungen, etwa weil in einem Baugebiet noch immer keine Glasfaserkabel eingezogen sind. Außerdem gebe es keine Kommunikation von Seiten des Telekommunikationsunternehmens. Das alles führte dazu, dass der Gemeinderat den Beschluss, die Leitungen zu verpachten, zurücknahm.
Das ist für die Menschen im Ort nicht zufriedenstellend
Guido Ochs, Stadtkämmerer
Dass es auch in anderen Ortschaften nicht läuft, räumte Ochs auf Nachfrage von Dr. Waltraud Bretzger (CDU) ein. In Großkuchen etwa habe dasselbe Unternehmen zwar Hausanschlüsse gelegt, jedoch fehle nach wie vor Glasfaser. „Das ist für die Menschen im Ort nicht zufriedenstellend“, sagte der Kämmerer. Die Verwaltung habe zwar auch den Mutterkonzern des regionalen Telekommunikations-Unternehmens bezüglich der Probleme angeschrieben, doch auch von dort habe es keine Rückmeldung gegeben.
Doch wie geht es weiter mit dem Glasfaserausbau im Stadtgebiet Heidenheim? „Derzeit gibt es kein Markterkundungsverfahren“, sagte OB Salomo. Weil die Koaxialkabel weit ausgebaut seien, gebe es wenig Interesse von Seiten der Kunden an Glasfaser. Das sei wohl auch der Grund, warum sich so wenige Heidenheimer für „Toni“ interessiert hätten. „Bei Breitbandausbau sind wir auf die freie Wirtschaft angewiesen, das ist sehr ärgerlich“ so der Oberbürgermeister.
Ausbau stockt auch in Giengen
Wie in Heidenheim wollte die BBV auch in Giengen flächendeckend Glasfaserkabel verlegen. Hier lief die Vorvermarktung zwar besser als in Heidenheim, doch noch sind keine Kabel verlegt. Wie Giengens OB Dieter Henle bei einer Veranstaltung in Burgberg Ende Mai sagte, hätten sich durch die Übernahme der Muttergesellschaft der BBV Deutschland, an die UGG (Unsere Grüne Glasfaser, Télefonica) deutliche Verzögerungen ergeben. „Ein Beginn der Erschließungsmaßnahmen zum vollflächigen Glasfaserausbau in Giengen und Teilorten wird sich nun leider mindestens bis zum Beginn des nächsten Jahres hinauszögern“, so Henle.