Unter uns

Warum der Fasching im Landkreis Heidenheim doch Tradition hat

Das Narrentreiben im Landkreis Heidenheim ist in vollem Gange. Weil manche behaupten, der Fasching habe hier keine Tradition, hat Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung ins Zeitungsarchiv geschaut.

Unübersehbar hat die Faschingszeit auch im Landkreis Heidenheim Einzug gehalten. Vergangenen Samstag fand der Narrensturm in der Heidenheimer Innenstadt ein großes Publikum, in der kommenden Woche werden die Hexen- und Narrenzünfte die Rathäuser stürmen, in Dischingen finden die zahlreichen Faschingsaktivitäten ihren Höhepunkt beim großen Umzug am 11. Februar.

Während viele Menschen sich einfach über das bunte Treiben freuen oder sogar begeistert mitmachen und sich selbst fantasievoll verkleiden, sind andere genervt von den Narren. Sie unken darüber, dass der Fasching ja in Heidenheim gar keine Tradition habe und deshalb nicht hierher gehöre. Alles nur neumodisches Zeug? Oft hilft ja ein Blick ins Zeitungsarchiv weiter.

In der am 8. Februar 1870 erschienenen Ausgabe des „Grenzboten“ findet sich folgende Notiz in der Rubrik Heidenheim: „Obschon sich das hiesige Faschingsleben mit den rheinischen und anderen größeren Städten der Umgebung nicht messen kann, so fängt man dennoch auch hier bereits an, Vorbereitungen mancherlei Art zu treffen, die darauf schließen, dass das Treiben dieser närrischen Zeit ein ganz reges und bewegtes werden wird und für alle Schichten der Gesellschaft Genüsse mancher Art bevorstehen.“
Schon damals scheint man in Heidenheim bescheiden gewesen zu sein und hat das eigene Faschingslicht eher unter den Scheffel gestellt. Zwar wollte man sich nicht mit den Metropolen vergleichen, im folgenden Text werden aber angekündigt: eine kostümierte Sitzung der Vereinigung der „Verdrießlichen“, zwei Maskenbälle und ein Faschingsprogramm des Sängerclubs, an dem „wieder massenhafte Beteiligung“ erwartet wird.

Mangelnde Tradition sollte damit nun auch im Landkreis Heidenheim kein Argument mehr sein. Einigen wir uns doch darauf, dass Fasching nicht jedem liegt und ihn manche gerne und ausgiebig feiern, während andere die Veranstaltungen mit Tanzmariechen, Clownsnasen und Narrenkappen zum Davonlaufen finden. Macht doch nichts. Glücklicherweise wollen auch nicht alle 150.000 Einwohner des Landkreises einen Platz in der Voith-Arena (die würden nicht mal ins Berliner Olympia-Stadion passen), nicht einmal, wenn Siggi Schwarz dort auftreten würde. Die Geschmäcker sind verschieden, und das ist gut so.

Haben Sie ein schönes Wochenende, mit oder ohne Clownsnase!