Nach Jahren großer Versprechungen, was den Breitbandausbau in Heidenheim betrifft, hat das Unternehmen BBV, das mit seinem „Toni“-Tarif die gesamte Stadt mit schnellem Internet versorgen wollte, im Juni das Aus der Planungen verkündet. „Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich entgegen den Prognosen einiger Ökonomen und Institute eher verschärft als verbessert haben, kommt für Heidenheim erschwerend hinzu, dass sich der Zuspruch der Bevölkerung nicht in dem Maß entwickelt hat, wie es für einen wirtschaftlich sinnvollen Ausbau notwendig wäre“, hieß es seinerzeit in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung.
Nun zieht das Unternehmen selbst den endgültigen Schlussstrich: Jene Unternehmen und Privatleute, die im Rahmen der Toni-Vorvermarktung einen Vertrag unterschrieben hatten, bekommen dieser Tage von der BBV schriftlich mitgeteilt, dass das Projekt gestorben ist: „Wir möchten Sie heute über eine wichtige Entwicklung zum geplanten Glasfaserausbau in Heidenheim informieren: Der Ausbau wird nicht weiterverfolgt“, ist dort zu lesen. Und weiter: „Deshalb müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass der Vertrag über den Glasfaserhausanschluss und/oder den Internet- und Telefonanschluss nicht zustande kommt. Ihr Vertrag wird storniert und Sie müssen nichts weiter unternehmen.“
Die Entscheidung sei den Verantwortlichen „alles andere als leicht gefallen“. Gemeinsam mit der Muttergesellschaft Infrafibre Germany (IFG) habe man alle laufenden Projekte im Rahmen einer umfassenden strategischen Neubewertung geprüft. Ziel sei es gewesen, unter veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine zukunftssichere und tragfähige Ausbauplanung zu ermöglichen. „Nach sorgfältiger Analyse mussten wir feststellen, dass die derzeitigen Marktbedingungen und die regionale Nachfrage in Heidenheim leider nicht die Voraussetzungen bieten, um den Ausbau wirtschaftlich sinnvoll umzusetzen“, heißt es in dem Schreiben. Das bedeutet, dass der Breitband-Ausbau in Heidenheim vorerst auf Eis liegt.
Jahrelange Geschichte
Ihren Anfang nahm die mehrjährige Geschichte im Sommer 2022. Damals hatte Oberbürgermeister Michael Salomo stolz verkündet, dass es ihm gelungen sei, die Breitbandversorgung Deutschland (BBV) für Heidenheim zu gewinnen. Dieses Unternehmen wollte auf eigene Kosten und ohne staatliche Zuschüsse das gesamte Stadtgebiet mit Glasfaser-Internet unter dem Namen „Toni“ versorgen -und zwar bis in jedes einzelne Haus. Die Stadtverwaltung hatte damals eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, derzufolge knapp 140 städtische Gebäude von „Toni“ versorgt werden sollten.
In der Folge startete die BBV eine große Vermarktungsaktion, um so viele Vorverträge wie möglich mit privaten Hausbesitzern abzuschließen. Trotz mehrerer Versuche war diese Vorvermarktung jedoch nicht erfolgreich. Gestartet werden sollte mit dem Aufbau der Infrastruktur, sobald mehr als 20 Prozent der Haushalte einen Vorvertrag unterschrieben haben. Im Januar 2024 zeigte sich, dass es wohl nicht zu dem breitflächigen Glasfaser-Ausbau kommen wird, doch noch immer hielt man bei der Stadtverwaltung an der Hoffnung fest: „Wir gehen davon aus, dass die BBV GmbH sich an frühere Aussagen hält und in Heidenheim ausbaut“, hieß es damals vonseiten der Pressestelle.
Stadtverwaltung bedauert die Entscheidung
Darüber, wie viele Vorverträge tatsächlich zustande kamen, gab das Unternehmen keine Auskunft. Fakt jedoch ist, dass allein die Stadtverwaltung 140 Gebäude mit „Toni“ erschließen lassen wollte. Nachdem nicht zuletzt Oberbürgermeister Michael Salomo von Anfang an von dem Projekt begeistert war und es voll unterstützte, gab es auf Anfrage folgende Stellungnahme: „Die Stadtverwaltung Heidenheim bedauert die Entscheidung der BBV bzw. ihrer Nachfolgeorganisation zutiefst. Der Glasfaserausbau wurde von uns aktiv unterstützt, da eine leistungsfähige digitale Infrastruktur für unsere Stadt von zentraler Bedeutung ist. Leider wurde die Umsetzung nicht mit der gleichen Konsequenz verfolgt wie in anderen Regionen. Gerade in mittelgroßen Städten wie Heidenheim ist die Ausgangslage komplexer – viele Gebäude gehören großen Wohnungsgesellschaften, während die Mieter zwar Interesse zeigen, aber nicht selbst entscheiden können. Dennoch hatten wir gehofft, dass die BBV ihre ursprüngliche Zusage, unabhängig von Vorvermarktungsquoten auszubauen, einhält. Die mehrfachen strategischen Richtungswechsel und personellen Veränderungen im Unternehmen haben letztlich zu einer enttäuschenden Kehrtwende geführt. Wir werden weiterhin alles daransetzen, den Glasfaserausbau in Heidenheim voranzubringen.“
Auch Giengen ist betroffen
Auch in Giengen trat die BBV mit dem Versprechen eines breitflächigen Glasfaserausbaus an. Doch auch hier geht es nicht so richtig voran. Die ursprünglich 2022 getroffene Vereinbarung mit der Stadtverwaltung sah vor, den flächendeckenden Breitbandausbau in Giengen und den Teilorten bis Ende 2024 abzuschließen. Die Stadt hat ihr Leerohrnetz bereits an den Kooperationspartner verkauft. Für den Baubeginn gibt es aber bislang keinen Termin.
Im Mai dieses Jahres setzte Oberbürgermeister Dieter Henle dem Unternehmen eine Frist: Sollte im ersten Halbjahr 2026 nicht mit dem Ausbau begonnen werden, stelle man das „Marktversagen“ fest. Dann fiele auch das Leerrohrnetz zurück an die Stadt. Für diesen Fall will die Stadt offenbar vorbauen und bereitet bereits Alternativen vor.