Dass es auch Kritik geben würde, muss Oberbürgermeister Michael Salomo bewusst gewesen sein, dennoch stellte er sich am Montagabend unter dem Motto „OB vor Ort“ im Rahmen eines Spaziergangs der Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern. Rund zwei Dutzend Interessierte, unter ihnen auch Händlerinnen, Händler und Mitglieder des Gemeinderats, nahmen die Einladung zum ersten Termin in der Innenstadt wahr.
Treffpunkt war in der Grabenstraße, und gerade diese war auch Stein des Anstoßes für einige Teilnehmer. Am Tag des Spaziergangs startete nämlich der Feldversuch, diese Straße für den kompletten Verkehr zu sperren und somit auch die Busse und damit einhergehend die Haltestellen aus der Nord-Süd-Achse zu verbannen. Mit dieser Sperrung, die voraussichtlich bis Ende Dezember andauern wird, soll herausgefunden werden, ob die Grabenstraße ohne allzu große Beeinträchtigungen auch Teil der Fußgängerzone werden könnte. „Durch die Verlegung der Bushaltestellen haben die Händler noch weniger Kundenfrequenz, das schadet dem Handel“, so ein Händler. „Langfristig tut das der Grabenstraße gut, wenn hier nur Fußgängerverkehr herrscht, davon profitiert dann auch der Handel in der Hauptstraße“, hielt Salomo dagegen. Aus seiner Sicht sind die Behelfshaltestellen sehr gut platziert, „das bringt zusätzliche Frequenz gerade in die südliche Hauptstraße, und das wollen wir ja schließlich“, so der OB. Die Idee, die Grabenstraße zur Fußgängerzone zu machen, sei nicht vom Rathaus gekommen, sondern bei einem Bürgerbeteiligungsprozess vor fünf Jahren entstanden. „Damals war ich noch gar nicht in Heidenheim“, so der Oberbürgermeister.
Kritik von Händlern
Grundsätzlich, betonte Salomo einmal mehr, sei die Grabenstraße ja ohnehin für den Durchgangsverkehr gesperrt: „Aber es halten sich einfach viele nicht daran, das hat die Verkehrszählung ergeben, bei der innerhalb von 24 Stunden mehr als 1200 Fahrzeuge registriert wurden. Das können nicht nur Anwohner gewesen sein.“ Dass darunter sicherlich auch Baufahrzeuge wegen der Rathaus-Baustelle waren, wie von Seiten einer Händlerin reklamiert wurde, wollte der OB nicht gelten lassen: „Die Zahl ist relativ gering und fällt nicht ins Gewicht.“ Von einer in die Grabenstraße hinein erweiterten Fußgängerzone erhofft er sich mehr interessante Geschäfte in diesem Bereich und auch mehr Gastronomie. „Das würde der gesamten Innenstadt guttun.“ Doch dieses Argument wollte eine Händlerin nicht gelten lassen: „Vielleicht sollte man erstmal erhalten, was da ist, bevor man auf Neues setzt. Und die Bemühungen der Stadt lassen zu wünschen übrig“, so die Argumentation. „Man muss es den Kunden leicht machen, in die Stadt zu kommen, es wird ihnen aber immer mehr erschwert, auch dadurch, dass die Busse jetzt nicht mehr in der Grabenstraße halten“, ergänzte ein Händler.
„Vielleicht sollte man erstmal erhalten, was da ist, bevor man auf Neues setzt. Und die Bemühungen der Stadt lassen zu wünschen übrig.“
Eine Heidenheimer Händlerin
Mehrfach zog Salomo den Vergleich zur Nachbarstadt Aalen: „Es heißt immer, dort ist mehr los, auch abends und am Wochenende. Aber dort gibt es einen viel größeren Bereich ohne Verkehr, außerdem wohnen in vielen Nebenstraßen keine Menschen. Dann gelten auch andere Vorschriften, was den Lärm betrifft, und es gibt weniger Beschwerden von Anwohnern“, so seine Argumentation. Die Bemühungen der Stadt gingen dahin, die Innenstadt mehr zu beleben. „Heidenheim ist eine verkehrsfreundliche Stadt, die Bürger sind Ihnen völlig egal“, warf eine Teilnehmerin dem OB vor.
Dass durch die Sperrung der Grabenstraße und die Verlegung der Bushaltestellen der Radverkehr eingeschränkt sei, wurde von einem weiteren Teilnehmer angesprochen: „Die Busse halten jetzt auf den Radwegen und in der Grabenstraße darf man nicht mehr mit dem Fahrrad fahren. Das ist doch absurd.“ Salomo erklärte, man werde während der Testphase die Situation permanent beobachten, um herauszufinden, was funktioniert und was nicht. Gegebenenfalls werde man auch Regelungen anpassen. So sei schon am Montag festgelegt werden, dass auch während der testweisen Sperrung Radverkehr auf der Grabenstraße erlaubt ist.
Einmal mehr standen auch die Beton-Gleitschutzwände, die Bereiche der Innenstadt sicherer machen sollen, in der Kritik. „Die sehen jetzt dank der Verkleidung zwar besser aus, sind aber immer noch Barrieren. Das Beste wäre, man würde sie nach Veranstaltungen wieder abbauen“, so ein Händler. Der OB hielt mit den Kosten dagegen, die der Auf- und Abbau verursache, und die dann vom jeweiligen Veranstalter getragen werden müssten.
Weitere Spaziergänge mit dem OB
Nach dem Auftakt in der Heidenheimer Innenstadt finden noch weitere Spaziergänge mit Oberbürgermeister Michael Salomo statt. Am Dienstag, 26. August, um 17 Uhr in Mergelstetten, Treffpunkt: Waldkita Wolkenflitzer auf den Reutenen, Laupheimer Weg 70, am Donnerstag, 28. August,
um 17 Uhr in Großkuchen, Treffpunkt: Haupteingang der Grundschule, am Dienstag, 2. September, um 17 Uhr in Oggenhausen, Treffpunkt: Mittelfeldweg 13, am Donnerstag, 4. September, um 17 Uhr, in Schnaitheim, Treffpunkt: Foyer der IHK.