Bundesweit stehen Adventsveranstaltungen nach dem Anschlag von Magdeburg (und zuvor Berlin) dieses Jahr unter besonderem Schutz. Das ist auch optisch nicht zu übersehen. Nicht nur in Heidenheim sind neue Sperren und Poller aufgetaucht. Landauf, landab haben Städte und Kommunen aufgerüstet – hauptsächlich, um Weihnachtsmärkte zu schützen.
In Heidenheim steht am 23. Dezember wieder das „Warten aufs Christkind“ an. Dabei strömen tausende Besucher von Kneipe zu Kneipe. Es ist der mutmaßlich besucherstärkste Abend des Jahres in der Innenstadt. Er hat allerdings aus organisatorischer Sicht ein großes Manko: Das Event ist keine Veranstaltung. Es gibt keinen Organisator und damit keinen Verantwortlichen. Folglich ist diffus, wer an diesem Abend in letzter Konsequenz für die Sicherheit zuständig ist. Was vor besagten Anschlägen keine größere Rolle spielte – da lag die Aufmerksamkeit eher auf Betrunkenen oder Schlägern –, rückt nun in den Fokus.
Kein Sicherheitskonzept, aber trotzdem Schutz
Die Stadt Heidenheim ist in ihrer Antwort auf entsprechende Nachfragen sehr klar: „Da es für das Warten aufs Christkind keinen Veranstalter gibt, liegt der Stadt auch kein Sicherheitskonzept vor“, so die Pressestelle. Und wo es kein Sicherheitskonzept gibt, gelten auch keine gesonderten Regeln für Besucher, die die Sicherheit erhöhen könnten oder sollen, worunter beispielsweise ein Messerverbot fallen würde.
Dass es kein eigenes Sicherheitskonzept gibt, bedeutet aber nicht, dass die Veranstaltung ungeschützt abläuft. Bereits ab 16 Uhr werden zahlreiche Straßen in der Innenstadt komplett für den Verkehr gesperrt. Dies war 2024 erstmals so gemacht worden. Dazu werden heuer die neu angeschafften Oktablock-Poller, Legostein-Betonblöcke und Fahrzeuge der Städtischen Betriebe sowie des Kommunalen Ordnungsdienstes eingesetzt, erklärt die Stadtverwaltung. Das Konzept von 2024 sei zudem weiter modifiziert worden, ergänzt die Polizei auf HZ-Nachfrage. Hierzu habe bereits ein Austausch zwischen der Polizeibehörde und dem Polizeirevier Heidenheim stattgefunden, berichtet ein Polizeisprecher.
Auch sei man an dem Abend mit zusätzlichen Kräften vertreten. Dabei werden auch Polizeihundeführer eingesetzt. Zudem sei geplant, Unterstützung durch Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz zu erhalten, so das Ulmer Präsidium.

Vorbereitungen in der Notaufnahme des Klinikums
Gut vorbereitet sein will man auch in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) im Klinikum. Dort gehört der 23. Dezember zu den Tagen mit erhöhtem Patientenaufkommen, wobei es inzwischen auch viele andere solcher Tage gebe, wie ZNA-Leiter Norbert Pfeufer und Stationsleiter Stefan Eisele übereinstimmend berichten. So zähle inzwischen Rock am Härtsfeldsee, der Fasching, so manches Dorffest oder auch die Silvesternacht zu eben jenen Ereignissen, die Ärzte und Pflegepersonal besonders fordern.
Für das „Warten aufs Christkind“ hat man in der ZNA jedenfalls vorgesorgt. Seitens der Ärzte ist die reguläre Besetzung geplant, da mehr Kapazitäten nicht möglich seien. Zusätzlich zu den sonst üblichen vier Pflegekräften wird auch Eisele in dieser Nacht als fünfte Kraft Dienst tun. Obendrein ist ein Sicherheitsdienst die Nacht über da. Dies wiederum nicht eigens aus diesem Anlass, denn er ist dauerhaft in der ZNA vertreten. „Verbale Gewalt und auch Randale gegen unsere Mitarbeiter haben leider in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen“, sagt Pfeufer. „Viele Menschen kommen mit falschen Erwartungen zu uns, wollen sofort behandelt werden, sind dann enttäuscht und werden respektlos“, erklärt der Notfallmediziner. „Und das ist nicht nur in dieser Nacht so, sondern Alltag.“
Pfeufer und Eisele stellen sich auf für derartige Events typische Verletzungen ein: Platzwunden durch Stürze im alkoholisierten Zustand oder Schnittverletzungen nach körperlichen Auseinandersetzungen. „Und natürlich Alkoholvergiftungen oder Probleme mit sonstigen Substanzen“, so Eisele. Wobei Pfeufer hierbei eine positive Entwicklung beobachtet. Das sogenannte Komasaufen habe seit Corona nachgelassen. „Eine Zeit lang hatten wir bei solchen Anlässen vor allem schwerst alkoholisierte junge Frauen. Das ist besser geworden.“
Inhaber des „Populär“: Besucher können sich auf fröhliches, sicheres Fest freuen
Mit Zuversicht will auch Mathias Nimführ, Inhaber der Bar Populär, auf den Abend blicken. „Es ist von jeher ein friedliches Fest, das für Gemeinschaft, Tradition und vorweihnachtliche Stimmung steht“, sagt er. Seine Bar befindet sich in direkter Nähe zur Clichystraße und damit an einer der Stellen, die mit Sperren abgesichert werden. Traditionell bildet sich gerade vor seinem Lokal eine große Menschentraube auf der Straße. Mit Blick auf die Sicherheit sagt er: „Die Vorbereitungen laufen bereits seit mehreren Wochen und erfolgen in enger Abstimmung mit der Stadt.“ Und er sagt: „Die Stadt Heidenheim hat hierfür, wie jedes Jahr, ein sehr gutes und durchdachtes Sicherheitskonzept erarbeitet. Aus unserer Sicht können sich alle Besucherinnen und Besucher der Stadt sicher fühlen und sich auf ein fröhliches, stimmungsvolles und friedliches Warten aufs Christkind freuen“, so Nimführ.
Ob nun mit oder ohne einem als offiziell so bezeichnetem Sicherheitskonzept haben Stadt, Polizei und Wirte Vorbereitungen getroffen. Rein von den äußeren Bedingungen her dürfte es das am besten gesicherte „Warten aufs Christkind“ sein, dass es seit seinen Ursprüngen im Jahr 1990 gab.

Warten aufs Christkind 2024 in Heidenheim
Diese Straßen sind gesperrt
Ab 16 Uhr sind am 23. Dezember folgende Straßen in der Heidenheimer Innenstadt gesperrt: Clichystraße ab Heckentalkreuzung, Schlossstraße im Bereich der Hausnummern 1-21, Bergstraße zwischen Wilhelmstraße und Clichystraße, Schnaitheimer Straße zwischen Wilhelmstraße und Eugen-Jaekle-Platz, Olgastraße ab Höhe Pressehaus.
Mobile Sperren für Rettungsfahrzeuge gibt es an der Clichystraße auf Höhe des City-Parkhauses sowie an der Brenzstraße ab Höhe Steingass/Drogeriemarkt Müller.
Die Sperrungen werden nach Ermessen der Einsatzkräfte in den späten Nachtstunden wieder aufgehoben. Dann beginnen auch die Aufräumarbeiten durch die Städtischen Betriebe.

