Der Theaterring ist so ein Fall, bei dem man es hinterher grundsätzlich immer besser weiß als vorher. Oder auch nicht. Denn zwar ist man nach jeder Spielzeit in gewisser Weise irgendwie schlauer als vor deren Beginn. Aber das hilft einem nicht unbedingt weiter für die nächste Saison. Denn in jedem neuen Jahr steht man erneut vor der Frage, ob man mit dem Programm wohl einerseits den Geschmack der Abonnenten treffen wird – und ob man damit gleichzeitig andererseits auch noch so viel wie möglich zusätzlich Neugierige ins Theater locken können wird.
Hinterher, also nach der Saison, wird man dann auch wissen, ob es wieder ein wenig aufwärts gegangen ist mit dem Theaterring. Der ist so etwas wie das Sorgenkind unter den Schutzbefohlenen des Heidenheimer Kulturamts. Oder, wie es Programmchef Oliver von Fürich formuliert: „Der Theaterring ist die am schwierigsten einzuschätzende unserer Veranstaltungsreihen.“
Jedenfalls war die städtisch verantwortete Theaterreihe in den vergangenen Jahren von einem stetigen Besucher- und Abonnenten-Rückgang betroffen gewesen. Und dann bekam man auch noch von Corona so richtig eins mit. Dass auch die deutschen Theaterbühnen allgemein nach Corona deutlich weniger Besucher begrüßen können, ist da nur ein schwacher Trost.
Abendkasse immer wichtiger
Denn der ändert nichts daran, dass die Anzahl der Abonnenten seit dem Jahr 2014 von 167 auf inzwischen noch gut 100 zurückgegangen ist. Und dies ist keine auf die vergangenen zehn Jahre beschränkte Entwicklung. Denn im Jahr 2003 hatte man noch 261 Abonnenten gezählt. Seinerzeit lag der Besucherschnitt bei um die 400 Besucher, 2023, abgerechnet wird nicht nach Saisons, sondern nach Kalenderjahren, war er bei 208 angelangt, 2024 jedoch standen beim Zusammenzählen unterm Strich in dieser Disziplin 250. Eine Aufwärtsbewegung! Die sich fortsetzte: 2025 liegt der Besucherschnitt bislang bei sage und schreibe 349.
Deutlich zugenommen hat in den vergangenen Jahren die Bedeutung der Abendkasse. Und dorthin locken soll in der Saison 2023/24 ein Programm, das Gerhard Herfeldt vom Kulturamt, als „sehr gefällig“ einstuft. Komödien, Satiren, Lustspiele sind Trumpf. Wie das dies Publikum sehen wird, weiß man, es sei noch einmal gesagt, selbstverständlich erst hinterher besser. Da kommt’s nichts zuletzt auf die Inszenierungen an, und was dem einen zu „klassisch“ gerät, hält ein anderer womöglich gar für zu „modern“. Auch das ist ein Problem des Theaterrings: Man kann es nie allen recht machen. Und dagegen hilft grundsätzlich nur Neugier. Die jedoch ist, wenn man so will, allein Aufgabe des Publikums.
Dorfrichter Adam ermittelt
In der kommenden Spielzeit neugierig sein kann man zunächst am 14. Oktober im Konzerthaus auf „Die 39 Stufen“, Patrick Barlows Bühnenfassung des Films von Alfred Hitchcock, der wiederum auf dem Roman von John Buchan fußte. Man sollte sich auf ein gerüttelt Maß an Klamauk, Slapstick, ab er auch Spannung einstellen. Es gastiert das Theater der Altmark aus Stendal.
Als Satire kommt Björn SC Deigners „Der Reichskanzler von Atlantis“ daher, dem man am 12. November im Konzerthaus begegnen kann und der einem brandaktuellen Schauspiel den Namen gibt, das tief im Reichsbürgermillieu angesiedelt ist und von der Württembergischen Landesbühne Esslingen präsentiert wird.
Eine Begegnung mit einem der berühmtesten Charakterköpfe der deutschen Theatergeschichte wiederum steht am 4. Dezember im Festsaal der Waldorfschule auf dem Programm. Möglich macht sie das Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen/Reutlingen, die Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ im Gepäck mitführt, der unweigerlich den Dorfrichter Adam auf den Plan rufen wird.
Meta Boldt hört mit
Eine große Rolle, auf die am 13. Januar in der Waldorfschule ein großer Name folgen wird: Heidi Mahler. Die inzwischen 81-jährige Tochter der großen Heidi Kabel kommt, damals kam Corona dazwischen, mit fünfjähriger Verspätung samt Ohnsorg-Theater als Meta Boldt in Jens Exlers ebenso berühmter wie zeitloser Komödie „Tratsch im Treppenhaus“ nach Heidenheim.
Die Bühnenfassung eines weiteren Films (Aki Kaurismäki „I hired a contract killer“) bringt die Württembergische Landesbühne Esslingen am 11. Februar bei ihrem zweiten Saisongastspiel mit ins Konzerthaus. Hier lautet die Frage: Lässt sich, weil man es sich plötzlich anders überlegt hat, ein Auftragsmord an einem selbst so einfach stornieren?
Sodann: „Eine Sommernacht“. Und ein Stück mit Musik, mit dem am 26. März die Badische Landesbühne Bruchsal ins Konzerthaus kommen wird, und in dem die beiden Protagonisten eines Abends beschließen, das Leben einfach zu genießen.
Abos, Karten und weitere Details
Alle Vorstellungen des Theaterrings beginnen um 19.30 Uhr. Der Vorverkauf für die Saison 2025/26 beginnt am 2. Juni. Abonnements für die Vorstellungen können ab sofort bei der Stadt-Information (Christianstraße 2, Tel. 07321.3277777) gezeichnet werden. Dort und im Pressehaus in Heidenheim sind auch Eintrittskarten für jede einzelne Vorstellung erhältlich. Weitere Details zum Programm, das auch zwei Extra-Vorstellungen beinhaltet, kann man im Internet unter www.heidenheim.de abrufen.