Ein Premierenpublikum macht sich auf die Reise: Neben dem, was auf der Bühne passiert, interessiert bei der Doppelinszenierung „Gianni Schicchi“ und „Elektra“ auch das, was zwischen den Stücken stattfindet. Marcus Bosch, Dirigent und Musikalischer Direktor der Heidenheimer Opernfestspiele, kündigte es als 400 Meter langen Weg zwischen Congress Centrum und Rittersaal an, den man in sieben Minuten zurücklegen könne. Oder eher könnte. Wären da nicht gewisse Hindernisse auf der Strecke.
Die erste Hürde war gewissermaßen schon vor Beginn der ersten Vorstellung zu nehmen: Auf den Eintrittskarten stehen zwei Platznummern, eine fürs CC und eine für den Rittersaal. Es galt die richtige zu wählen, was nicht immer auf Anhieb gelang. Hat man das einmal geschafft, klappt es normalerweise nach Ende der Pause etwas schneller. Dies war nun eben nicht der Fall: Die Platzsuche begann aufs Neue, nur an anderem Ort. Vor dem Rittersaal ging es deshalb nur sehr langsam voran.

Die Schwierigkeit, das steile Kopfsteinpflaster im Schlosshof auf Stöckelschuhen mit dünnen Absätzen zu bewältigen, stellt sich jedes Jahr und entspricht in etwa dem Schwierigkeitsgrad E für Klettersteige. Diesmal kam aber noch die Langstrecke dazu, wobei 400 Meter auf hohen Absätzen in etwa der zehnfachen Strecke in Turnschuhen entsprechen, plus das Zeitlimit von – siehe oben – sieben Minuten. Selbst schuld, könnte man an dieser Stelle sagen, aber niemand will in Wanderschuhen zur Opernpremiere. Und keiner will auf Pausengespräch und Getränk verzichten, denn die Oper ist auch ein Event, bei dem man sehen und gesehen werden will.
Begleitet wurde „der Übergang“ von einer gleichnamigen Performance, in der verschiedene Darstellerinnen und Darsteller mit Äxten und Beilen ausgestattet den Umzug begleiteten – und das schaurige Mordthema der zweiten Oper vorwegnahmen. Zu Schaden kam zum Glück niemand.