Mit mehr als 27 Millionen verkauften Alben gehört die US-amerikanische Countryband „Rascal Flatts“ zweifelsohne zu den kommerziell erfolgreichsten Vertretern des Genres. Freilich haben aufstrebende Musikerinnen und Musiker seit jeher versucht, das Momentum der Band für ihren eigenen Aufstieg im Business zu nutzen. Etwa im Jahr 2006, als eine recht unbekannte und unscheinbare Sängerin namens Taylor Swift im Vorprogramm der „Rascal Flatts“-Tour auftrat. Fast 20 Jahre später hat Swift bekanntermaßen globalen Megastarruhm erlangt – das Fundament dafür wurde wohl auf dieser Tour gelegt. Nun gelingt nicht jeder Vorgruppe im Fahrwasser eines Headliners der Sprung zum Erfolg. Doch interessante und kuriose Geschichten um diese Support Acts gibt es zuhauf – so auch beim Brenzpark-Open-Air in Heidenheim. Festival-Veranstalter Siggi Schwarz hat einige dieser Geschichten parat.
Brenzpark-Festival Heidenheim als Karrierestart
Als das Pop-Duo „Ich + Ich“ 2008 beim Brenzpark-Festival auftrat, standen die Jungs von „Revolverheld“ im Vorprogramm auf der Bühne. Mit Songs wie „Mit dir chill’n“ hatten „Revolverheld“ zwar bereits auf sich aufmerksam gemacht, ihr damaliger Bekanntheitsfaktor ließ sich jedoch nicht zuletzt an ihrer vergleichsweise geringen Gage ablesen. Zehn Jahre später kehrte die Band als Headliner nach Heidenheim zurück – „und der Spesenfaktor hatte sich zu diesem Zeitpunkt natürlich verzigfacht“, erzählt Siggi Schwarz.
Ebenfalls 2018, allerdings als Support Act von James Blunt, spielte der Sänger Malik Harris vor dem Brenzpark-Publikum. Harris hatte damals gerade erst begonnen, eigene Musik zu veröffentlichen. Vier Jahre später erreichte er Bekanntheit weit über die Grenzen Heidenheims hinaus, als er Deutschland beim Eurovision Song Contest in Turin vertrat und dort den – seinem Song „Rockstars“ angemessenen – letzten Platz belegte.

Für „Culcha Candela“ eröffnete 2010 mit dem Rapper Chefket ein gebürtiger Heidenheimer. „Der war damals noch recht unbekannt und hat anschließend richtig Karriere gemacht“, berichtet Schwarz nicht ohne Stolz.
Regionale Bands und Musiker beim Brenzpark-Open-Air
Chefket ist nicht der einzige Musiker aus der Region, der auf der Brenzpark-Bühne performen durfte. „Ich versuche immer wieder, auch Leute von hier und aus meinem privaten Umfeld beim Festival unterzubringen.“ Nachwuchsförderung, wenn man so will. Dazu gehört etwa die in Lauingen geborene Liedermacherin Sarah Straub, deren Musik Siggi Schwarz schon produziert hat, und die 2014 dem Auftritt von Christina Stürmer voranging.
Als 2009 die Briten von „Jethro Tull“ beim Brenzpark-Open-Air auftraten, stand eigentlich das Duo „Double AA“, bestehend aus Andreas Antoniuk und Armin Löser, als Vorgruppe auf dem Programm. Das Label von „Jethro Tull“ hatte allerdings andere Vorstellungen und schickte stattdessen die Elsässer Sängerin Saori Jo nach Heidenheim. Glück im Unglück: „Double AA“ durften dafür ein Jahr später „Bap“ im Brenzpark supporten, wo das Duo eine schwäbische Interpretation des Songs „Wellenreiter“ anstimmte. „Bap“-Frontmann Wolfgang Niedecken war davon so begeistert, dass er „Double AA“ einlud, jene Version beim Konzert der Band in Winterbach zu spielen.
Musikalische Dauergäste in Heidenheim
Für Andreas Kümmert war das Jahr 2015 ein intensives. Erst gewann er den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest, überließ den Sieg jedoch sofort danach der Zweitplatzierten, Ann Sophie. Wenige Monate später stand er gemeinsam mit Siggi Schwarz als Support Act für den Blues- und Rockmusiker Eric Burdon auf der Bühne. Es sollte der Beginn einer florierenden Kollaboration werden. Kümmert ist seit jeher Dauergast in Heidenheim und musiziert regelmäßig zusammen mit Schwarz.

Siggi Schwarz selbst tritt übrigens eher ungern beim Brenzpark-Open-Air auf. Er sei der Veranstalter und wolle bei dem Festival eigentlich nicht im Rampenlicht stehen. Manchmal muss er das aber doch, etwa 2022, als das Management von „Pur“ Schwarz beauftragte, eine „möglichst junge, klein aufgestellte Vorband“ zu finden. Mit den musikalischen Vorschlägen war das Management wohl nicht zufrieden, und Frontmann Hartmut Engler selbst bat Schwarz schließlich darum, im Vorprogramm zu spielen.
Anforderungen von Management und Label
Dass Tour- und vor allem Künstlermanagement penibel genau darauf achten, welche Vorgruppe ihren Klienten vorangeht, ist eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren noch einmal verstärkt hat. Siggi Schwarz erläutert: „Als Veranstalter kann ich natürlich Vorschläge machen, und empfehle am liebsten regionale Bands, das letzte Wort hat jedoch das Künstlermanagement.“
Vor dem Auftritt von „Silbermond“ im Jahr 2007 hatten sich 109 Künstler und Bands bei Schwarz als Support Act beworben. Aus dieser Masse sollte Schwarz zehn aussuchen und dem „Silbermond“-Management schicken – dieses wählte letztlich die Gruppe „Black Peach“ aus. Für die diesjährige Auflage sind lediglich vier Bewerbungen eingegangen. „Die meisten Bands wissen inzwischen, wie das Ganze abläuft“, sagt Schwarz. Initiativbewerbungen sind nur noch selten von Erfolg gekrönt, die meisten Vorbands sind Musiker, die dem Label des Headliners angehören und dementsprechend ins Rampenlicht geschickt werden sollen.
Support Acts beim Brenzpark-Open-Air 2025
Im Vorprogramm von „Pur“ spielt beim diesjährigen Brenzpark-Open-Air die im Schwabenland aufgewachsene Musikerin und Sängerin Franziska Kleinert. Mit Peter Maffay sang sie 1989 ein Duett auf dem Album „Kein Weg zu weit“. Als Songschreiberin konnte sie bereits auf Alben von Wolfgang Petry Titel platzieren.
Bevor Rea Garvey die Bühne betritt, bekommt das Publikum die Musik von Gregor Hägele zu hören. Der gebürtige Stuttgarter schaffte es 2017 bis ins Halbfinale von „The Voice of Germany“ und hat vergangenes Jahr sein Debütalbum „Prototyp Liebe“ veröffentlicht.