Von Sängern, die in Bäumen sitzen

Vögel und Musik im Mittelpunkt des Heidenheimer Festivals „Liederfrühling“

Vom 30. Mai bis zum 1. Juni stehen Vögel und vor allem Musik über sie im Mittelpunkt des Heidenheimer Festivals „Liederfrühling“.

Es ist unübersehbar Frühling geworden. Unüberhörbar ebenfalls. Denn inzwischen haben nicht nur die letzten Bäume ausgeschlagen. In beinahe jedem Baum sitz auch jemand, der singt. Alle Vögel sind schon da. Und sofort sind wir beim Thema dieses Beitrags: „Liederfrühling“.  Vom 30. Mai bis zum 1. Juni wird Heidenheim heuer bei dieser Gelegenheit wieder zum Festivalort in Sachen Kunstlied. Schauplatz ist erneut die Stadtbibliothek. Aber auch im Römerbadmuseum spielt die Musik. „Lieder, die beflügeln“, lautet das Motto der drei Tage.

Die Sänger sitzen dann nicht in den Bäumen, aber an Vögeln wird’s auch zwischen den Noten nicht mangeln. Denn es gibt beinahe unzählig viele Lieder, in denen Vögel eine Rolle, ja eine Hauptrolle spielen. Nicht nur, aber auch in Kunstliedern. Vor allem jedoch in Volksliedern, von denen im Rahmen des Festivals ebenfalls ausführlich die Rede, besser der Gesang sein wird.

Das Motto

„Lieder, die beflügeln“, also. Das Motto steht. Denn mit Motto geht es besser. Sagt Theresa Maria Romes. „Ich finde, für die Besucher, aber auch für die Kunst an sich, ergibt sich immer ein Mehrwert, wenn ein konkreter thematischer Zusammenhang gegeben ist.“ Und was wiederum diesen anbelangt, darf man auch in diesem Jahr getrost davon ausgehen, dass die Initiatorin und Leiterin des Festivals, den „Liederfrühling“ inhaltlich wieder akribisch bis ins Detail vorbereitet hat.

Die Besucher dürfen sich jedenfalls unter anderem auf musikalische Begegnungen mit Brieftauben, Krähen, Kuckucken und anderen Vögeln gefasst machen. Gesungen wird dabei in zahlreichen Sprachen. Und ebenso zahlreiche sind die verschiedenen Textdichter und Komponisten, die zu Wort kommen.

Mozarts Vogel

Eigentlich fehlt nur Mozart, und das, obwohl der, was man bei dieser Gelegenheit erwähnen könnte, tatsächlich einen Vogel hatte, und zwar einen Star, der sinnigerweise auch auf den Namen Star hörte. Der Vogel Star also. Den hatte Mozart am 27. Mai 1784 für 24 Kreuzer erworben und ihm offenbar gleich ein wenig musikalisches Genie beigebracht. Es ist nämlich durch Mozart selbst überliefert, dass der Vogel Star die ersten fünf Takte des Rondo-Themas aus dem Klavierkonzert in G-Dur, Köchelverzeichnis 453, singen konnte. Doch dies nur am Rande.

Die erste Auflage des „Liederfrühlings“, damals noch in Herbrechtingen, datiert aus dem Jahr 2019 und wurde zu einem Erfolg, der in den beiden Folgejahren wegen der teilweisen Schließung des Kulturlebens infolge von Corona lediglich partiell wiederholt und mit jeweils einem Konzert in lockdownfreier Zeit bestätigt werden konnte.

Wie alles begann

Trotzdem wirkten die Frühlingsgefühle anhaltend. Nicht zuletzt, weil die Organisatoren durchhielten und 2022 den ja tatsächlich erst zweiten ungestörten Frühling ins Land ließen. Auch der anlässlich der Premiere gegründete und den Namen des Festivals tragende Förderverein ließ sich nicht unterkriegen und hat über 40 Mitglieder.

Das ist durchaus eine Hausnummer, wenn man bedenkt, dass hier nicht etwa Fußball gespielt, sondern, etwas verkürzt formuliert, vor allem dem Kunstlied gehuldigt wird, das im musikalischen Garten unserer Tage auch nicht unbedingt in der prallen Sonne blüht. Es steht aber, den musikalischen Gärtnerinnen und Gärtnern des „Liederfrühlings“ sei Dank, auch nicht im Regen. Und inzwischen ist der „Liederfrühling“ in Heidenheim gelandet, wohingegen in Herbrechtingen seitdem die musikalisch immer etwas legerere Blume des „Liedersommers“ gepflegt wird.

Das Programm

Los geht’s mit dem „Liederfrühling“ am Freitag, 30. Mai, um 19 Uhr in der Stadtbibliothek. Im Eröffnungskonzert des Festivals soll das Publikum „Auf Flügeln des Gesangs“ getragen werden, selbstverständlich unter anderem auch mittels des gleichnamigen und auf einen Text von Heinrich Heine zurückgehenden Mendelssohn-Lieds. Schubert, Schumann, Fauré finden sich, neben einigen anderen Komponisten, ebenfalls im Programm, darüber hinaus Nachtigallen und Vögel des Waldes oder die zwei Gesänge op.91 von Johannes Brahms für Gesang, Klarinette und Klavier.

Weiter geht es am Samstag, 31. Mai, ab 18 Uhr mit einem Wandelkonzert, das um 18 Uhr im Römerbadmuseum beginnen und danach in der Stadtbibliothek seine Fortsetzung finden wird. In der ersten Hälfte werden Alte Musik und Volkslieder im Mittelpunkt stehen, denn die Auswahl an deutschen Volksliedern mit Vögeln als Protagonisten ist tatsächlich enorm und hört mit „Die Vogelhochzeit“ oder „Der Kuckuck und der Esel“ noch lange nicht auf. Nach dem Umzug gibt es Musik des südafrikanischen Komponisten Musa Nkuna zu entdecken. Der Tenor, der als Sänger auch Teil des Ensembles ist, hat eigens für den "Liederfrühling" eine neue Liedgruppe für Sopran, Tenor, Klarinette und Klavier komponiert.

Die Mitwirkenden

Mit „Von den grünen Sommervögeln“ überschrieben ist der dritte Konzertabend, der am Sonntag, 1. Juni, um 18 Uhr in der Stadtbibliothek beginnen wird. Die Überschrift des Abends ist gleichzeitig auch der Titel eines Liedes des vergleichsweise unbekannten Romantikers Ferdinand Rebay, der sich in mehreren Werken für Mezzosopran und Gitarre allerdings auch um eher weniger grüne Vögel wie „Das gekränkte Spätzchen“ kümmert. Zum Thema des Abends etwas beizutragen haben auch Komponisten wie Louis Spohr oder Antonín Dvořák.

Moderiert werden die Konzertabende von Birgit Sehon, künstlerisch gestaltet werden sie von Anna Bychkova (Mezzosopran), Theresa Maria Romes (Sopran), Martin Dressler (Gitarre), Jieun Baek (Klavier), Julia Berg (Klarinette) und Musa Nkuna (Komposition, Tenor).

Wo es Eintrittskarten gibt

Eintrittskarten für die Konzerte des "Liederfrühlings" sind in Heidenheim in der Stadtbibliothek und in der Buchhandlung Konold, in Giengen bei Schreibwaren-Süßmuth, in Herbrechtingen in der Adler-Apotheke, in Sontheim/Brenz im Schreiblädle und online unter www.liederfruehling.com erhältlich.

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