Weihnachtskonzert

Voith-Orchester Heidenheim begeistert mit Weber-Solo und Haydn-Countdown

Das Voith-Orchester spielt sein Weihnachtskonzert bei Matineé und am Abend vor vollbesetztem Saal in der Heidenheimer Waldorfschule. An der Klarinette begeistert die Solistin Bettina Beigelbeck.

Selbstbewusst hatte das Voith-Orchester unter der Leitung von Elina Muntian den Auftakt seines Weihnachtskonzerts in der Waldorfschule gewählt: Mendelssohn-Bartholdys Suite Antigone (op.55), die üblicherweise als Einleitung zur gleichnamigen Oper gespielt wird. Wer die darin erzählte und auf der Dichtung Sophokles gründende Geschichte über die Ödipus-Tochter kennt, weiß, dass sie in einer Tragödie endet. Glücklicherweise musste sich das Publikum in der Waldorfschule nicht vor einem tragischen Fortgang des Abends fürchten, denn das Voith-Orchester bewies sich wie gewohnt als Garant für hohe musikalische Qualität.

Diese ist sicher unter anderem ausschlaggebend dafür, dass es regelmäßig gelingt, namhafte Solistinnen und Solisten dafür zu begeistern, mit dem Ensemble gerne zu konzertieren. In dieser guten Tradition konnte für das diesjährige Weihnachtskonzert das Klarinettenkonzert Nr. 1 in f-moll von Carl Maria von Weber mit Bettina Beigelbeck an der Solo-Klarinette aufgelegt werden.

Äußerst beliebt bei Klarinettisten

In dem unter Klarinettisten äußert beliebten Werk glückte dem Orchester der sensible Wechsel zwischen umspielender Solobegleitung und kraftvollen Tuttipassagen ganz ausgezeichnet. So entstand ein ausgesprochen harmonisches Zusammenspiel mit der Solistin, die, nebst Konzerten mit verschiedensten Orchestern und zahlreiche CD- und Radioproduktionen, vor allem auch eine leidenschaftliche Kammermusikerin ist.

Während sie im ersten Satz insbesondere mit technischer Versiertheit glänzte, gelang es Beigelbeck, das folgende, sanft wiegende Adagio mit viel Ausdruck zu füllen. Gemeinsam mit dem Orchester konnte die Solistin diesen zweiten, romantischen Satz auch dynamisch sehr schön ausgestalten. Das von Soloklarinette und Hörnern gespielte weiche, choralartige Thema ließ den anschließenden dritten Satz mit seinen frechen, tänzerischen Motiven fast schon salopp daherkommen. In diesem fröhlich beschwingten Rondo-Allegretto überzeugte die Solistin abermals mit ihrer in allen Tonlagen und Tempi weichen und vollen Klangfarbe und belohnte den andauernden Applaus der Zuhörer mit einer ganz eigenwillig-spritzigen und ungemein virtuosen Zugabe, nämlich eines von Igor Strawinskys Stücken für Solo-Klarinette.

Elina Muntian seit einem Jahr Leiterin des Voith-Orchesters

Der zweite Höhepunkt des Abends ließ im wörtlichen Sinne bereits „die Uhr“ für dessen Ende ticken. Denn genau diesen Titel („Die Uhr“) erhielt die folgende Sinfonie Nr. 101 in D-Dur, zwar nicht von ihrem Komponisten Joseph Haydn selbst, aber von einem Wiener Verleger im Jahr 1798. Unter dem auch in großen Gesten bemerkenswert eleganten Dirigat der nun seit gut einem Jahr als Leiterin des Voith-Orchesters tätigen Elina Muntian, gelang es den Musikerinnen und Musikern, diesen Beinamen der Hadyn-Sinfonie klangmalerisch deutlich herauszuarbeiten.

Im zweiten Satz war das Ticken der Uhr nicht zu überhören: Das erstmals in den tieferen Streichern gezupfte „Tick-Tack“ kommt im Verlauf immer wieder in anderen Registern und Kombinationen zum Vorschein und durchzieht den Satz in fortlaufend pulsierenden Vierteln der Bässe, während die Pauke dem Zuhörer ab und an die Stunde schlagen lässt. Im kraftvollen Finale lässt sich schließlich mit etwas Vorstellungskraft das unermüdliche Ineinandergreifen großer, schwerfälliger und kleiner, leise surrender Zahnrädchen im Inneren der Uhr erahnen. Noch ehe der letzte Akkord verklungen war, quittierte das Auditorium mit kräftigem Beifall, bevor sich das Orchester und seine Dirigentin mit einem Weihnachtslied aus deren Heimatland, der Ukraine, verabschiedete.