Kinderstück im Naturtheater Heidenheim

Veteran vs. Neuling: Zwei absolute Gegensätze spielen König Julius in „Hui Buh“

Während Max Barth im Naturtheater Heidenheim schon unzählige Auftritte hatte, ist Stefan Ziegengeist erst seit diesem Jahr dabei. Im Kinderstück „Hui Buh“ spielen beide dieselbe Hauptrolle.

Veteran vs. Neuling: Zwei absolute Gegensätze spielen König Julius in „Hui Buh“

Der eine war auf dem Schlossberg bereits Edmond Dantès, die Schlange Sir Hiss oder auch Peter Pan. Der andere war dort oben bislang: gar nichts. Zumindest noch nicht. Ja, Max Barth und Stefan Ziegengeist verfügen über ganz unterschiedliche Grade an Erfahrung, was Schauspielerei im Heidenheimer Naturtheater betrifft. Während Barth (31) dort bereits über 20 Rollen Rollen verkörpert hat, ist Ziegengeist (29) noch absoluter Neuling im Naturtheater. Diesen Sommer übernehmen die beiden die Rolle des König Julius im Kinderstück „Hui Buh – Das Schlossgespenst“ – und gehen dabei recht unterschiedlich an den Part heran.

Herr Ziegengeist, Sie sind erst seit diesem Jahr Mitglied im Naturtheater. König Julius ist Ihre erste Rolle überhaupt auf dem Schlossberg – es wurde direkt eine Hauptrolle. Wie kam’s dazu?

Stefan Ziegengeist: An sich spiele ich schon seit zehn Jahren Theater, und zwar in der Theaterabteilung des Kraftsportvereins Jugendkraft in Unterelchingen. Dort spielen wir ein Stück im Jahr, haben in der ganzen Saison aber nicht so viele Zuschauer wie das Naturtheater an einem Abend (lacht). Ich bin schon lange Fan vom Naturtheater und schaue mir die Kinderstücke seit Jahren an. Eigentlich hatte ich mich schon 2020 für das „Sams“ angemeldet, aber dann kam die Pandemie dazwischen.

Stefan Ziegengeist spielt seit rund zehn Jahren Theater in Unterelchingen. 2023 kam er schließlich zum Naturtheater Heidenheim. Foto: Markus Brandhuber

Dann ist „Hui Buh“ Ihr zweiter Anlauf auf dem Schlossberg?

Stefan Ziegengeist: Ja, inzwischen habe ich auch einen anderen Job, bei dem ich mittwochnachmittags frei habe. Damit kann ich an den Mittwoch-Spieltagen teilnehmen. Ursprünglich hatte ich gehofft, vielleicht bei ein oder zwei Szenen in „Hui Buh“ mitspielen zu können. Als man mir dann aber direkt eine große Rolle gegeben hat, konnte ich nicht Nein sagen. Die Zusage habe ich letztes Jahr am Nikolaustag bekommen. Als der Anruf kam, stand ich als Nikolaus verkleidet mit einer Tasse Feuerzangenbowle in der Hand auf dem Weihnachtsmarkt. Die Freude war in dem Moment natürlich riesig.

Herr Barth, Sie spielen ebenfalls den König Julius. Ist die Freude über eine Hauptrolle bei Ihnen als Veteran des Naturtheaters immer noch riesig?

Max Barth: Klar, es ist immer cool, wenn man ein großer Teil einer Geschichte sein darf. Die Rolle des Julius finde ich sehr schön. Er macht eine spannende Entwicklung durch: Erst denkt Julius, er könnte Hui Buh ausnutzen und von ihm profitieren, später merkt er dann aber, dass er Hui Buh doch ganz gerne mag. Das ist schön zu erzählen.

In drei Wochen erzählt das Naturtheater diese Geschichte auf der Freilichtbühne, dann ist Premiere. Wie ist das aktuelle Nervositätslevel bei Ihnen beiden?

Stefan Ziegengeist: (blickt zu Max Barth) Sind das wirklich nur noch drei Wochen (beide lachen)?

Max Barth: Ich bin tatsächlich etwas nervöser als sonst, da ich erst recht spät in die Produktion eingestiegen bin. Stefan hat definitiv etwas Vorsprung. Manche Szenen habe ich noch gar nicht geprobt, den Schluss zum Beispiel. Das wird spannend, aber ich mag Herausforderungen.

Stefan Ziegengeist: Max ist gerade super bescheiden. Bei der ersten Probe, bei der er dabei war, hatte er den ganzen Text schon drauf.

Im vergangenen Jahr verkörperte Max Barth im Naturtheater Heidenheim die Hauptrolle im Erwachsenenstück „Der Graf von Monte Christo“. Foto: Markus Brandhuber

Was ist Ihr Geheimnis, Herr Barth?

Max Barth: Mein Geheimnis? Das Stück hat sinnige und nachvollziehbare Dialoge. Man erahnt sozusagen im Dialog, was die eigene nächste Antwort sein kann. Ich finde das leichter, als einen Monolog zu lernen. Es hilft auch, das Stück bereits in der Probe gesehen zu haben. Dann hat man beim Textlernen gleich ein Bild im Kopf, welcher Charakter wo steht und wo man sich beim Sprechen hinbewegt.

Gucken Sie sich gegenseitig beim Spielen voneinander das ein oder andere ab?

Max Barth: Ich gucke mir gerade ganz viel ab, ich weiß ja noch nichts (lacht).

Stefan Ziegengeist: Wir bekommen vom Regieteam aber viele Freiheiten, wie wir die Rolle interpretieren dürfen. Wir spielen König Julius auch relativ unterschiedlich. Wenn er zusammen mit Hui Buh die Geisterwelt betritt, weiß mein Julius bereits über die Welt Bescheid und ist eher neugierig. Bei Max sieht Julius eher verängstigt aus.

Max Barth: Ich denke mir eben, dass jemand, der zum ersten Mal die Geisterwelt betritt, vielleicht eher nervös ist. Hui Buh sagt Julius ja auch, dass er hinter ihm bleiben soll. So lege ich die Rolle an – zumindest noch.

Stefan Ziegengeist: Von Max gucke ich mir aber auch einiges ab. Er hat eine wahnsinnige Energie, kennt seine Mitspieler natürlich viel besser als ich. Das wirkt alles schon sehr eingespielt. Gerade bei Aspekten wie Timing kann ich viel von ihm lernen.

Geben Sie dem jeweils anderen manchmal Tipps?

Max Barth: Nein, ich bin derzeit so damit beschäftigt, die Rolle zu verinnerlichen, dass ich gar nicht auf die Idee käme, Kritik zu üben. Wir holen uns eher Tipps, als dass wir sie ungefragt geben. Nach dem Motto: Wie machst du das an dieser Stelle? Geht’s dir dabei auch so? Hier hänge ich noch, wie könnte das funktionieren?

Stefan Ziegengeist: Letzten Endes können wir uns auch immer an das Regieteam wenden, wenn uns eine Szene unschlüssig vorkommt oder wir finden, dass eine bestimmte Textzeile an einer anderen Stelle besser passen würde.

Max Barth: So eine Rolle entwickelt sich im Laufe der Spielzeit auch. Bei der Premiere ist man noch nicht so eingespielt wie gegen Mitte oder Ende der Spielzeit.

Stefan Ziegengeist: Manchmal verändert sich die Rolle auch während der Aufführung ein wenig. Das kenne ich von unserem Theater in Unterelchingen. Je nachdem, wie das Publikum an manchen Stellen reagiert, reagiert man als Schauspieler eben darauf.

Max Barth: Das stimmt. Wenn wir ohne Publikum proben, können wir nur vermuten, wie die Zuschauer reagieren werden. Manchmal stimmt das am Ende auch. Manchmal lacht das Publikum aber auch an Stellen, die wir gar nicht als lustige Szenen geplant hatten.