Leitartikel Klartext

Unvermeidbar: Trampelpfade über Heidenheims Straßen

Es kann nicht überall dort, wo Fußgänger es gerne hätten, sichere Überquerungen von Straßen geben. Aber trotzdem ist es nicht falsch, schwächeren Verkehrsteilnehmern entgegenzukommen, meint HZ-Redaktionsleiterin Silja Kummer.

Kennen Sie das Trampelpfad-Phänomen? Irgendjemand hat schöne Wege angelegt, durch einen Garten oder einen Park beispielsweise. Die Benutzer der Wege haben aber andere Vorstellungen davon, wo sie gerne langgehen würden, und so bilden sich Trampelpfade durch Rasenflächen und Wiesen, die anzeigen, wie die Wege in der Realität verlaufen.

In der Heidenheimer Innenstadt gibt es keine Trampelpfade, weil die Straßen asphaltiert sind. Aber es gibt Stellen, an denen so oft und regelmäßig Menschen die Straßen überqueren, dass unser Fotograf, der einen Artikel zum Thema bebildern sollte, überall Fußgänger angetroffen hat, obwohl er nicht auf sie gewartet hat. Der Gemeinderat hat sich mit diesen neuralgischen Stellen im Straßenverkehr beschäftigt, die Verwaltung hat die Gründe aufgezählt, warum man den Fußgängerverkehr nicht anders regeln kann.

Das ist bei den zweispurigen Innenstadt-Straßen, auf denen in weniger als 50 Metern Entfernung Fußgängerampeln vorhanden sind, nachvollziehbar. Trotzdem werden viele Fußgänger die Straße auch weiterhin genau dort überqueren, weil es der kürzeste Weg für sie ist – siehe Trampelpfad-Prinzip oben. Hier beginnt dann die Verantwortung des Einzelnen, der sich dem Risiko aussetzt, überfahren zu werden.

Etwas anders stellt sich die Situation an der Ludwig-Lang-Straße vor dem Rewe dar. Hier darf man schon fragen, wen man durch die Verkehrsregelung begünstigen will: Offenbar nicht die Radfahrer, die auf den hier beginnenden Radweg in Richtung Schiller-Gymnasium einbiegen. Und die Fußgänger, die den parallel verlaufenden Gehweg nutzen wollen oder in den Supermarkt gehen, auch nicht. Denn die Autofahrer, die von der Brenzstraße her einbiegen, können nicht rechtzeitig bremsen. Wenn sie ins Parkdeck des Supermarkts einfahren wollen, können sie das übrigens sehr wohl.

Wäre es nicht auch eine Möglichkeit, diese beim Einbiegen in die Straße vorzuwarnen, dass gleich Fußgänger und Radfahrer kreuzen? Und sie bitte Rücksicht nehmen mögen? Rücksicht aufeinander hilft ja in vielen Lebenssituationen. Und den Schwächeren ein wenig mehr Rechte einzuräumen und sie institutionell zu schützen, oft auch. Für unmotorisierte Verkehrsteilnehmer ist Heidenheim nicht die angenehmste Stadt. Aber man könnte daran arbeiten.