1000 statt 300 Meter

Unterirdisch durch Heidenheim: längerer Innenstadttunnel im Gespräch

Über einen Innenstadttunnel wird in Heidenheim schon lange diskutiert. Jetzt will die Verwaltung eine Machbarkeitsstudie für eine 1000 Meter lange Variante erstellen lassen.

Innenstadt und motorisierter Verkehr. In Heidenheim hat dieses Spannungsverhältnis in den vergangenen Jahrzehnten zu zahlreichen mehr oder weniger erfolgreichen Veränderungen geführt. Ein ambitioniertes Vorhaben harrt indes nach wie vor seiner Umsetzung: der Bau eines Innenstadttunnels. Jetzt startet die Stadtverwaltung einen erneuten Versuch. Der Gemeinderat ist aufgefordert, eine Machbarkeitsstudie auf den Weg zu bringen, die zeigen soll, unter welchen Bedingungen sich ein im Gegensatz zu den bisherigen Plänen deutlich längeres Bauwerk verwirklichen ließe.

Die Ausgangslage

Die Bundesstraße 466 verläuft von West nach Ost und umgekehrt quer durch Heidenheim. Mit jeweils zwei Fahrspuren umschließt sie dabei komplett einen zentralen Innenstadtbereich. Folge dieses vom Verkehrsplanungsbüro R+T (Darmstadt) so bezeichneten Einbahnstraßenrings: hohe Verkehrsmengen mit großer Schadstoff- und Lärmbelastung, zahlreiche Querungen, teils lange Wartezeiten für Fußgänger und Radfahrer an den Ampeln, Umwegfahrten.

Bisheriger Vorschlag

Schon lange kursiert aufgrund der genannten Rahmenbedingungen die Idee eines Innenstadttunnels. Bereits 2013 wurde ein solcher für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Dort ist er aktuell der Kategorie „Weiterer Bedarf“ zugeordnet. Er ist damit als weniger dringend eingestuft und hat mit Blick auf das Jahr 2030 geringe Chancen, verwirklicht zu werden.

Ohnehin weist diese Variante eine grundlegende Schwäche auf: Bei einer Tunnellänge von 300 Metern befänden sich die Münder, also die Ein- und Ausfahrten, zum einen etwas westlich der Kreuzung Wilhelm-/Bergstraße, zum anderen östlich der Kreuzung Olga-/Marienstraße auf Höhe der Georges-Levillain-Anlage.

Schon in früheren Diskussionen wurde die trennende Wirkung dieser Bereiche betont, zumal die Fahrspuren der oberirdischen Straße und des Tunnels bis zu 90 Meter parallel nebeneinander verlaufen. Außerdem wären „die an den Tunnelmündern gebündelt auftretenden Emissionen (Lärm und Luftschadstoffe) nur schwer mit den Aufenthaltsflächen und dem Umfeld der Georges-Levillain-Anlage vereinbar“, steht in einer Beschlussvorlage des Gemeinderats. Dessen Meinung ist jetzt gefragt.

Neuer Lösungsansatz

Schon 2022 im Zuge des Verkehrsentwicklungsplans erörtert, gilt das Augenmerk nun abermals einem 1000 Meter langen Tunnel. Die westliche Zufahrt läge in diesem Fall bei den Ritteranlagen, die östliche bei der Einmündung der Ludwig-Lang- in die Theodor-Heuss-Straße, unweit der Feuchtinger´schen Unterführung. „Die Trennwirkung der Tunnelmünder tritt nun in deutlich weniger sensiblen Bereichen auf, in denen sie städtebaulich besser einzubinden sein sollten“, so die Einschätzung der Verwaltung. Auch könnten die beim städtebaulichen Realisierungswettbewerb formulierten Ansprüche an die Stadtgestaltung mit dieser Tunnelführung erfüllt werden.

Das Büro Terra.Nova aus München setzt in seinem siegreichen Wettbewerbsbeitrag auf sogenannte grüne Achsen, die Grünanlagen und begrünte Freiräume miteinander verbinden. Übergeordnete Ziele sind die Verbesserung des Stadtklimas und der Aufenthaltsqualität. Das Rathaus seinerseits betont, die Lärmaktionsplanung habe gezeigt, „dass nur eine Reduzierung der Geschwindigkeit von Tempo 50 auf Tempo 30 Lärmwerte ermöglicht, die nicht gesundheitsgefährdend sind. Der Gutachter schlägt aber auch einen Innenstadttunnel zur Lärmentlastung vor“.

Unabhängig von der Länge des Tunnels böten der Verwaltung zufolge beide Varianten die Möglichkeit, den Eugen-Jaekle-Platz komplett vom Verkehr zu befreien und die „Altstadtachse“ von der Hauptstraße ohne Unterbrechung bis zur Karlstraße zu verlängern.

Weiteres Vorgehen

Die Stadträtinnen und Stadträte müssen jetzt entscheiden, ob eine Machbarkeitsstudie für den längeren Innenstadttunnel in Auftrag gegeben wird. Sie hätte aufzuzeigen, welche Maßnahmen für den Bau erforderlich wären, mit welchen städtebaulichen Auswirkungen gerechnet werden müsste, und wie eine Kosten-Nutzen-Analyse aussehen könnte. Eine solche ist der Verwaltung zufolge erforderlich, um die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan beantragen zu können.

Nach aktuellem Stand belaufen sich die Kosten einer Machbarkeitsstudie auf ca. 180.000 Euro – 120.000 Euro für die Tunnelplanung und 60.000 Euro für Verkehrsplanung bzw. städtebauliche Planung.

Gemeinderat tagt am Donnerstag

Die nächste öffentliche Sitzung des Heidenheimer Gemeinderats beginnt am Donnerstag, 16. Oktober, um 15 Uhr im Musiksaal der Friedrich-Voith-Schule. Auf der Tagesordnung stehen neben dem Grundsatzbeschluss für einen Innenstadttunnel unter anderem die Einbringung des städtischen Haushaltsplans für 2026, die Wiederbesetzung der Beigeordnetenstelle, neue Standorte für stationäre Blitzer und der Abschlussbericht zum Lärmaktionsplan.

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